Unternehmerisches Risiko

Die Kuh sollte eigentlich vom Eis sein. Doch kann man sich darüber im  SAP-Modul-Zeitalter wirklich sicher sein? Und da ich ohnehin beim Finanzamt zu tun habe, habe ich Gelegenheit, mich nach der ollen Kuh zu erkundigen. Der Name reicht als Angabe, die freundliche Beamtin findet die zugehörige Akte und siehe da: die blöde Kuh grinst immer noch und hat sich seit 2009 keinen Millimeter bewegt.

“… aber meine Frau ist doch unschuldig!”

So erzähle ich einer Beamtin die Geschichte von der armen Maid, die eines Tages, gebeutelt von ungewünschtem Nichtstun, endlich einmal “etwas tun” wollte, nur um dem Staat, den sie an sich mag, nicht mehr auf der Tasche zu liegen, dabei leider-leider aber an die falschen Leute geriet, und dies, und jenes und anderes mehr. Dergestalt überzeugend, dass mir beim Finale furioso meines Vortrages selbst Tränen in den Augen stehen, Tränen der Rührung, und dass auch die Beamtin gerührt scheint.

Der Beamtin Stimme klingt vorübergehend mild, mitfühlend fast.

“… aber ich kann da leider nichts machen. Das Programm…”

Das ist wieder einmal einer jener Momente, da mir Belanglosigkeiten auffallen. Auch sie leitet ihre Sätze mit “Aber” ein, was natürlich bedeutet, dass sie wahrscheinlich wirklich nichts machen wird, was eine Pension gefährdet.

Mir bleibt nur zu witzeln, um das Gespräch zu beenden.

“Könnten Sie mir bitte einen Termin mit dem Programm machen?”

Sie schmunzelt und ich bleibe doch noch. Weil ich plötzlich einen Spruch finde.

SAP-Module sind unmenschlich!

{“Aphoristisch” stelle ich in der Nachbereitung fest. Diesen Satz sollte ich heute unbedingt twittern!}

Vergesse auch die bereits abgelaufene Zeit. Rede weiter, wohl wissend, dass es überhaupt keinen Sinn mehr macht. Kämpfe für eine gute Sache, für einen Menschen, der meine Frau ist.

“Was wird, wenn meine Frau nun noch einmal etwas tun will? Hat sie überhaupt eine zweite Chance? – Niemand kann ein Haus in der Schl0ßallee bauen, wenn die Parkstraße belastet ist.”

Rhetorische Fragen – Gleichnis. Rein-menschlich überzeuge ich sie wohl. Hätte vielleicht sogar eine Chance, wenn das böse Programm nicht wär.

Ein Programm ist des Beamten Joker im Spiel um gute Argumente, lerne ich heute, denke dabei “unfair”, will den Raum verlassen.

Auch sie will mich loswerden. Hat wohl noch zu tun.

Mich abzudrücken, liefert sie mir {Schade. Bis dahin war das Klima eigentlich recht nett} einen in diesem Hause längst abgestandenen Satz.

“Tcha – das ist ehmd unternehmerisches Risiko.”

Das Unvermeidliche tritt also eisern ein*. So komme mir zum Schluss doch noch vor wie ein Anwalt von Karsten Speck.

Ein dummes Gefühl.

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* “Das Unvermeidliche tritt eisern ein” ist aus einem Gedicht von Volker Braun. Aber aus welchem, fällt mir nicht ein.


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