[Rezension] Glimmernächte

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Autor/in: Beatrix Gurian
Verlag:
Arena
Seitenzahl:
352 Seiten
Genre:
Jugendbuch (Thriller, Mystery)
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Inmitten des Windes, umgeben nur von Sand und Meer und Himmel war er endlich ganz nah bei ihr und doch viel weiter entfernt als jemals zuvor.
Eng aneinandergeschmiegt ritten sie am Meer entlang, seine Arme umschlangen ihre Taille, seine Hände lagen reglos auf ihren, die mit letzter Kraft die Zügel festhielten.
Sie fühlte jedes Heben und Senken seiner Brust an ihrem Rücken, während seine Seele in unerreichbare Sphären verschwunden war. Und es blieben ihr nur wenige Stunden, um ihn zu ihr zurückzuholen.
- S. 5


Inhalt in einem Satz:
Als Pippas Mutter den dänischen Grafen Frederik von Raben heiratet, zieht die kleine Familie in dessen prächtiges Schloss ein - doch dort geschehen schon bald merkwürdige Dinge und Pippa weiß nicht mehr, wem sie vertrauen kann, denn die Familie von Raben umgibt ein düsteres Geheimnis.

“Ich muss dich warnen, der Ring sagt mehr, als du ahnst, über unsere Familie aus. Du solltest ihn nicht tragen.”
“Wie meinst du das?” Unsicher neigte sie ihre Hand und betrachtete die Steine, die im Licht funkelten.
“Das ist alles nur Katzengold - Glimmersteine.” Er zeigte auf den Ring. “Das glänzt ganz hübsch, aber es ist nichts dahinter.”

- S.157


Meine Meinung:
Nachdem ich von Beatrix Gurian vor einiger Zeit bereits Stigmata gelesen habe, ein Buch, das mich äußerst positiv überrascht hat, habe ich mich nun sehr auf ihr aktuelles Werk Glimmernächte gefreut, denn auch hier versprach der Klappentext wieder eine schaurige, mysteriöse Story, die nicht nur für Jugendliche, sondern auch noch für junge Erwachsene sehr spannend zu lesen ist. Und ich muss sagen, meine Erwartungen wurden ganz klar erfüllt. :)

Wir begleiten hier als Leser die junge Pippa, die mit ihrer Mutter und dem kleinen Bruder auf das dänische Anwesen Ravensholm zieht, dort jedoch schnell feststellen muss, dass seltsame Veränderungen mit ihr vorgehen. Sie wird immer wieder von gruseligen Visionen heimgesucht und beginnt schon bald, an ihrem Verstand zu zweifeln. Und auch ihre merkwürdige neue Familie wirft Fragen auf - insbesondere als sie ihren gleichaltrigen Stiefbruder Niels kennenlernt, der als psychisch krank gilt, merkt Pippa, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, und sie beschließt den Geheimnissen des Schlosses auf den Grund zu gehen.

Ich muss zugeben, es hat ein paar Kapitel gedauert, bis ich mit Pippa als Protagonistin warm wurde, aber mit der Zeit wurde sie mir doch sehr sympathisch und ich konnte mir sowohl sie, als auch die anderen Charaktere lebhaft vorstellen. Auch das ungewöhnliche Setting ist der Autorin gut gelungen. Sie hält sich nicht allzu lang mit Ortsumschreibungen auf, aber trotzdem war das Schloss mit seinem weitläufigen Garten und dem angrenzenden Strand für mich sehr greifbar.

Der spannende Plot konnte mich ebenfalls überzeugen und entwickelte mit der Zeit eine Sogwirkung, die es mir fast unmöglich machte, das Buch zwischendurch beiseite zu legen. ;) Es gab immer neue Überraschungen und ich hatte viel Spaß dabei, gemeinsam mit Pippa das Puzzle um das Familiengeheimnis Stück für Stück zusammenzufügen.

Dabei blieb immer die Frage präsent, ob es sich hierbei um einen Fantasyroman handelt, oder ob jemand Pippa nur suggeriert, dass auf Ravensholm übernatürliche Dinge geschehen - und wenn ja, wie das der Person wohl gelingt. Denn eins wird schnell klar: einige Personen verbergen hier etwas vor Pippa, und wem sie wirklich vertrauen kann, bleibt lange Zeit ein Rätsel. 

Lediglich gegen Ende wurde meine Begeisterung für Glimmernächte etwas getrübt. Die Auflösung des Ganzen ist der Autorin zwar an sich gut gelungen (wobei hier aus physikalischer und logischer Sicht nicht alles zu hundert Prozent schlüssig wurde), doch die letzte Szene an sich fand ich etwas enttäuschend. Es kam mir so vor, als hätte die Autorin keine wirkliche Idee gehabt, wie sie ihre Protagonisten aus einer bestimmten Situation herausmanövrieren könnte, und deshalb diesen Part einfach weggelassen.

Verschlimmert wurde das Ende noch durch den Epilog, der dem vorherigen lebensgefährlichen Finale plötzlich einiges an Tragweite nahm. Beispielsweise versöhnt sich Pippa darin recht schnell wieder mit jemandem, der sich ihr gegenüber im Laufe der Geschichte immer wieder richtig schlimm verhalten hat, und dieser unmittelbare Umschwung hätte meiner Meinung nach wirklich nicht sein müssen. 

Ansonsten hat mich das Buch aber sehr gut unterhalten und ich kann es allen empfehlen, die gerne Mysterygeschichten lesen, bei denen auf typische 0815-Muster verzichtet wird. Wer auf alte Sagen und Geheimnisse aus der Vergangenheit steht und wem beispielsweise Wen der Rabe ruft von Maggie Stiefvater gefallen hat, der wird sicher auch hier begeistert sein! :) 

“Wie meinst du das: Liebe ist schlimmer als der Tod?”
Kirsten hatte sich schon wieder aufgerichtet und zuckte mit den Schultern.
“Wenn man liebt, wird man zum Opfer. Es kann sein, dass du nicht wiedergeliebt wird. Oder noch schlimmer, jemand, den du liebst, stirbt. Oder richtig schlimm”, Kirsten holte tief Luft, als müsste sie eine Gefühlsregung unterdrücken, “jemand, den du liebst, stirbt und es ist allein deine Schuld.”

- S. 312


Mein Fazit:

Eine packende und unvorhersehbare Mysterygeschichte, die sich von anderen Büchern des Genres abhebt und mir trotz kleiner Ungereimtheiten eine tolle Lesezeit beschert hat.

Bewertung: 📖 📖 📖 📖 (4/5)

Vielen herzlichen Dank an den Arena-Verlag, der mir dieses schöne Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!


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