Zecke als Beruf

Betrug funktioniert oft nach einfachem Muster.

Vorab erfährt man aus dem Briefkasten oder am Telefon:

“Sie haben gewonnen!”

Und dass der Gewinn grell. Man könne ihn sich sogar aussuchen: Traumvilla, Traumauto, Traumkonto – kurz: alles was mit Traum beginnt. Man müsse dafür nur einmal in einen Bus steigen, zwei, drei Lama-Decken kaufen und schon sehe man sich auf einer Liste, gemeinsam mit all den vielen anderen Gewinnern.

Oder alternativ:

“Hier können Sie sparen!”

Wie beispielsweise:

“555 Euro bar, 2 Handys LG Smart-Phone T385, 2* 50,00 Euro Gesprächsguthaben, 2*20 Freiminuten im Monat, 2*20 Frei-SMS – für nur 1 Euro”

“Na den Euro hammer doch immer übrig!”, denkt sich die Oma und – schwupps! -ist ihr Postkasten mit Mahnungen zugeschissen.

Wer mit Betrügern Geschäfte machen will, verdient es betrogen zu werden.

Das könnte man so stehen lassen, abhaken oder wieder einmal darüber nachdenken. Neu ist für mich, dass es Menschen gibt, die ebenfalls nach jenen Muster funktionieren.

Die Zecke als Lebensform – Zecke als Beruf.

“Hallo mein Freund, ich habe ein supi Angebot für dich …”

Dann erzählt die Zecke von einem Künstler, auf dem sie sich einzunisten gedenkt und der bereits jetzt so sagenhaft viele Bilder verkaufe, dass diese nun auch in Russland vermarktet werden können. Das könne ich übernehmen, weil ich so hübsch Russisch kann. Der ganze russische Markt sei mein!

Im Übrigen kennt sich die Zecke aus:

“Russen stehn auf sone Bilder! – Russen haben Geld!”

So könnte ich – dank dieser Vermittlung – reich, reicher, am reichesten werden. So sagenhaft reich, dass selbst Krösus, wenn es ihn noch einmal gäbe, vor Neid erblassen würde.

Nach dem Einwand:

“… aber ich verstehe doch gar nichts vom Marktwert der Bilder”

bekomme ich übergangslos die zweite Offerte.

Ein berühmter Künstler habe gerade wieder einmal ein Buch beendet, welches ich – sollte ich wollen – redigieren darf. Wofür mir die Zecke neben einem anständigen Salär garantiert, dass ich – mit meinem echten Namen – als Co-Autor genannt werde. Dafür – im Gegenzug sozusagen – solle ich einfach nur so tun, als wäre eine Skizze ein Angebot oder besser noch: ein höchstvertragliches Konstrukt. Wofür ich rasch zahlen soll. Erstmal nur die Provision, die jeder Zecke zustünde -

“… alles andere kann ja später noch kommen”.

“Aber der Kaiser hat doch gar nichts an!”, sagt das Kind im Märchen – “Aber du schuldest mir Geld – nicht umgedreht”, sage ich.

Hierfür nennt er mich [sic!] “Schlitzohr”.

Eine Bezeichnung, über die es mir aber gelingt, nicht böse zu sein. Weiß ich doch längst, was “Projektion” bedeutet.


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