USA: Der Kollaps der Städte

Die Pleite der Stadt Detroit mag zwar spektakulär sein – ein Einzelfall ist sie jedoch absolut nicht. Im Gegenteil: Immer mehr US-amerikanische Städte sind zahlungsunfähig, oder stehen zumindest kurz davor. Im Gegensatz zum Bund können sie nämlich nicht unbegrenzt Geld drucken lassen.

Noch in den 1950er Jahren zählte Detroit rund 1,8 Millionen Einwohner, und galt angesichts der starken Automobilindustrie als ein prosperierendes Zentrum im mittleren Westen der USA. Heute leben dort nur noch rund 700.000 Menschen, welche mit einer Rekordarbeitslosigkeit von etwa 25%, einer explodierenden Armut, und einer ausufernden Kriminalitätsrate konfrontiert werden. Nun kommt auch noch die Insolvenz der Stadt hinzu, welche auf einem Schuldenberg von über 18 Milliarden Dollar sitzt.

Angesichts der amerikanischen Konkursordnung in "Chapter 7" kann ein Richter bestimmen, wer in welcher Reihenfolge im Falle eines Konkurses bedient werden soll. Dies dürfte vor allem die städtischen Angestellten, sowie Polizei, Krankenhäuser und Feuerwehr negativ treffen. Ganz zu schweigen von den städtischen Rentenzahlungen.

Marode Infrastrukturen

Während US-Präsident Barack Obama beinahe schon zynisch von einem Wirtschaftsaufschwung spricht, kollabieren im ganzen Land die kommunalen Verwaltungsebenen. Selbst einige Bundesstaaten (California ist wohl eines der prominenteren Beispiele) sind nicht mehr in der Lage, ihre Aufgaben vollumfänglich wahrzunehmen. Erst vor zwei Monaten ist im US-Bundesstaat Washington eine marode Autobahnbrücke eingestürzt. Die "Amerikanische Gesellschaft der Bauingenieure" stufte in ihrem Bericht für 2013 ein Viertel der 7840 Brücken Washingtons als statisch mangelhaft oder veraltet ein. Doch dieses Bild zieht sich von der Westküste bis zur Ostküste quer durch die USA, und ist absolut kein Einzelfall. Während in Europa rund 5% des BIP in die Infrastruktur gesteckt wird, betragen die Infrastrukturausgaben in den Vereinigten Staaten seit Jahren deutlich weniger als 3%.

Immer mehr Straßen verkommen zu Schotterpisten, weil die Kommunen und die Bundesstaaten kein Geld für die Sanierung der Asphaltdecke haben. Das Eisenbahnnetz ist veraltet und desolat, und selbst in der Hauptstadt Washington sind Stromausfälle beinahe an der Tagesordnung. In einem Bericht zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit des „World Economic Forum“ 2011-2012 belegt die US-Gesamtinfrastruktur nur Platz 24 von 142, hinter Malaysia. Deutschland kommt in dieser Kategorie auf Platz 10. Und das in einem Land, welches angesichts der Beheimatung von Unternehmen wie Apple und Microsoft als Hochtechnologieland gilt. Doch um die Infrastruktur langfristig modernisieren und in Schuss halten zu können, müssten die USA jährlich mindestens 255 Milliarden Dollar aufwenden. Geld, welches trotz der rotierenden Druckerpresse nicht vorhanden ist.

Bankrotte Städte

Große Städte wie Baltimore, Chicago, Harrisburg, Houston, Los Angeles, Miami und Philadelphia stehen inzwischen jedoch auch kurz vor jenem Schicksal, welches Detroit blüht. So werden mit Beginn des nächsten Schuljahres alleine in Chicago 54 Schulen geschlossen, da sich die Schulen zunehmend leeren. In den letzten 30 Jahren sank die Bevölkerungszahl Chicagos von rund 3 auf inzwischen nur noch 2,7 Millionen Einwohner. Davon leben rund 20% unter der Armutsgrenze. Die rund 620.000 Einwohner zählende Stadt Baltimore hat unter den US-amerikanischen Großstädten mit am stärksten mit Armut, Verwahrlosung, Drogenabhängigkeit und Suburbanisierung zu kämpfen. Schätzungen zufolge sollen mehr als 100 Städte in den USA entweder schon in Konkurs, oder kurz vor der Insolvenz sein. Tendenz stark steigend.

Inzwischen ist es so weit, dass diverse Städte sogenannte "rolling brownouts" eingeführt haben. Das bedeutet, dass einzelne Feuerwachen temporär und abwechselnd geschlossen werden. Selbst bei der Polizei wird immer mehr eingespart. In vielen amerikanischen Städten kommt die Polizei bei Notrufen nur noch dann, wenn es sich um wirkliche Notfälle handelt. Weitere Einsparungen betreffen die Schulen, die Krankenhäuser und selbstverständlich das städtische Personal.

 


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