Tag der Weihnachtskugeln

Fünf Tage vor dem Heiligabend liefert der 19. Dezember allen Fans der weihnachtlichen Dekoration und Christbaumschmucks einen guten Grund zum Feiern. Denn dieses Datum hat der Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt 2017 zum jährlichen Tag der Weihnachtskugeln erklärt. Was es damit auf sich hat und warum wir heute die Christbaumkugeln mit einem eigenen Ehrentag würdigen, beleuchten die folgenden Zeilen.

Wer hat den Ehrentag der Christbaumkugeln ins Leben gerufen?

Wie eingangs bereits erwähnt handelt es sich beim heutigen Ehrentag der Christbaumkugeln um eine Erfindung des vorliegenden Kalendariums kurioser Welttage. Denn soweit ich es überblicken kann, führt keines der gängigen Online-Portale bisher einen solchen Anlass. Und meiner Meinung nach verdienen auch die Weihnachtskugeln einen eigenen kuriosen Feiertag. Grund genug, dies mit dem heutigen Beitrag grundlegend zu ändern.

Warum fällt der Weihnachtskugel-Tag auf den 19. Dezember?

Einen konkreten Grund gibt es eigentlich nicht. Aber zum einen passt ein solcher Ehrentag thematisch natürlich ganz hervorragend in die Vorweihnachtszeit, zum anderen verkörpert er aber auch eine perfekte Ergänzung zum ebenfalls heute begangenen US-amerikanischen Such-einen-Weihnachtsbaum-Tag (engl. Look for an Evergreen Day).

Insofern handelt es sich bei der Entscheidung für den heutigen 19. Dezember um eine relativ willkürliche kalendarische Setzung meinerseits, die keine tiefere Bedeutung oder historischen Bezug besitzt.

Eine kleine Kulturgeschichte der Christbaumkugel

Auch wenn der gläserne Christbaumschmuck aus heutiger Sicht fester Bestandteil der Weihnachtstradition ist, handelt es sich hierbei historisch gesehen um ein relativ junges Phänomen. Dafür aber mit einer eindeutig deutschen Herkunft.

Als (historisches) Zentrum der Weihnachtskugelproduktion gilt nach wie vor die thüringische Glasbläserstadt Lauscha. Denn bis heute stellt man dort - trotz der starken Verbreitung von maschinell hergestellten Kunststoffkugeln - gläsernen Christbaumschmuck nach traditioneller Handwerkskunst her. Grund genug, daher im Folgenden einen näheren Blick auf die Kulturgeschichte des gläsernen Kugelschmucks zu werfen:

  • Die Ursprünge der Weihnachtskugeln gehen auf das Thüringen des mittleren 19. Jahrhunderts zurück. Konkret bezieht sich diese zeitliche Verortung auf die erste schriftliche Erwähnung eines Auftrags über sechs Dutzend sogenannter Weihnachtskugeln in verschiedenen Größen, welches Historiker im Auftragsbuch eines Thüringer Glasbläsers im Jahr 1848 gefunden haben.
  • In diesem Kontext taucht allerdings auch immer wieder die Legende über einen armen Lauschaer Glasbläser auf. Da dieser sich die damals als Baumschmuck üblichen Walnüsse und Äpfel nicht leisten konnte, soll er 1847 einfach farbige Kugeln aus Glas für seinen Christbaum hergestellt haben. Obwohl häufig zitiert, lässt sich diese Geschichte nicht belegen, zumal das Rohmaterial zur Herstellung dieser Weihnachtskugeln sicherlich auch nicht sonderlich günstig gewesen sein dürfte.
  • Ab 1867 wurde der gläserne Baumschmuck dann zur Massenware. Begünstigt durch den Bau einer Gasanstalt in Lauscha, konnten die Thüringer Glasbläser fortan sehr dünnwandige Kugeln in großen Mengen und verschiedenen Größen zu einem sehr günstigen Preis herstellen. Zu dieser Zeit wurden die verspiegelten Kugeln allerdings noch in Handarbeit gefärbt bzw. mit Glitterpartikeln versehen.
  • Erst mit der Entdeckung der Silbervespiegelung durch den Chemiker Justus von Liebig im Jahre 1870 bekam man eine einfache Lösung an die Hand, mit welcher die Kugeln durch Beschichtung mit einer Silberlösung verspiegelt wurden. Zwar dürfte von Liebig bei seiner Entdeckung nicht zwingend den Weihnachtsschmuck im Sinn gehabt haben, aber durch ihn wurde die zuvor genutzte gesundheitsschädliche Legierung aus Zinn und Blei obsolet. Sehr zum Wohle der Arbeiter in den Glasereien.
  • Während zu dieser Zeit der regionale Vertrieb der Christbaumkugeln primär durch die Verlagshäuser in Sonneberg geleistet wurde, begann 1880 der internationale Siegeszug der Weihnachtskugeln aus Thüringen. Denn in diesem Jahr importierte der US-amerikanische Geschäftsmann Frank Winfield Woolworth in die Vereinigten Staaten und landete damit einen vollen Erfolg. Auch mit positivem Effekt auf den deutschen Produktionsstandort, an dem die Glasbläser deutlich höhere Gewinnmargen einfahren konnten und auch die Wirtschaftskrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts problemlos überstanden.
  • Bis zum Ersten Weltkrieg waren die Thüringer Hersteller im Prinzip ohne Konkurrenz am Markt, dies sollte sich jedoch kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs ändern, als ein Wiener Unternehmen in den Markt einstieg. Ab den 1920er Jahren kamen weitere Mitbewerber hinzu. Hier ist vor allem der Christbaumschmuck aus dem polnischen Gablonz zu nennen, der den Thüringern auch auf dem US-amerikanischen Markt starke Konkurrenz machte, wobei diese insofern etwas zu relativieren ist, als man hier vor allem Weihnachtsschmuck aus Glasperlen herstellte, der sich deutlich von den klassischen Kugeln unterschied.
  • 1947/48 nahmen die Familienbetriebe in Thüringen die Produktion der Christbaumkugeln wieder auf, gingen im Zuge der DDR aber schließlich in Volkseigenen Betriebe (VEB) Glaskunst und Glasschmuck auf.

Und wer von Euch nichts mit dem Christbaumschmuck anfangen kann, für den/die bietet der 19. Dezember mit dem argentinischen La Palomita de Poy und dem US-amerikanischen Tag des Bonbons (engl. National Hard Candy Day) bzw. Tag des Haferflocken-Muffin (engl. National Oatmeal Muffin Day) eine ganze Reihe kalendarischer Alternativen bzw. Kombinationsmöglichkeiten. 😉

In diesem Sinne: Euch allen einen tollen Tag der Weihnachtskugeln. Egal ob in Deutschland, den USA oder sonst wo auf der Welt.

Weitere Informationen zum Weihnachtskugeltag


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