Schlimmer geht immer

Schlimmer geht immer  Heute frage ich mich, warum ich damals - nach den für mich schrecklichen Erlebnissen - mit meiner kleinen Tochter zu Italo zurückging. Und immer wieder finde ich dieselbe Antwort: weil ich mir nicht eingestehen wollte, dass unser Familienprojekt gescheitert war. Weil ich nicht glauben wollte, dass er nicht fähig war, seine Sucht zu bekämpfen. Und weil ich immer noch die Hoffnung hatte, dass doch noch alles gut werden würde.
Von meiner Familie hörte ich genau das, was ich nicht hören wollte:"...wir haben es dir immer gesagt..."  oder "...warum hast du nicht auf uns gehört?..." oder "... das hättest du dir alles sparen können...". Nein, ich wollte nicht klein beigeben, ich wollte für meinen Traum, meine eigene kleine Familie zu haben, kämpfen!
Doch ich sah nicht, wie aussichtslos dieser Kampf bereits war.
Die nächsten 3 Monate verliefen relativ ruhig, Italo bemühte sich, seiner Sucht nicht zu sehr nach zu geben, jedoch ganz ohne Alkohol schaffte er es nicht. Wenn er nicht so sehr alkoholisiert war, dann war er auch weniger aggressiv.
Unser Leben tümpelte so dahin, bis... bis er eines Abends total aufgelöst, unterkühlt, mit wirrem Haar und gehetztem Blick nach Hause kam. Was war geschehen?
Italo hatte mal wieder nach Feierabend zuviel getrunken. Es war bereits dunkel, als er auf der Heimfahrt die Kontrolle über unser Auto verlor. Er bekam auf einer Landstraße eine langgezogene Kurve nicht mehr und schoss geradeaus die Böschung hinunter. Das Auto überschlug sich ein paar Mal und blieb keine 5 m vor einem Baum mit den Rädern nach oben liegen. Wie durch ein Wunder blieb er unverletzt. Lediglich ein paar harmlose Prellungen hatte er sich zugezogen. Italo konnte sich aus dem Wrack, das einmal unser Auto war, selbst befreien. Er wusste, dass sein Führerschein weg war, wenn er den Unfall jetzt melden und die Polizei holen würde. Doch ohne Führerschein würde er seinen Job verlieren, weil er geschäftlich viel unterwegs war und die Kundenbesuche nicht mehr so ohne weiteres würde machen können. In seiner Panik beschloss er, nicht auf die Straße zurück zu kehren, sondern querfeldein zu Fuß nach Hause zu gehen. Es waren ungefähr noch 3 km, die er zurücklegen musste.
Das Wrack war in der Dunkelheit vom Straßenrand aus kaum zu sehen.Es war jedoch nur eine Frage der Zeit, bis der Unfall bemerkt werden würde.
Er schaffte es, vor der Polizei zuhause zu sein und mir alles zu erzählen. Kaum hatte er mit seiner Geschichte geendet, da klingelte bereits jemand unten an der Haustüre. Ich sah unbemerkt aus dem Fenster und erkannte zwei Polizisten. Italo wollte in diesem Moment auf gar keinen Fall der Polizei Rede und Antwort stehen. Er dachte, wenn er es schaffen würde, das Gespräch bis zum nächsten Tag hinaus zu zögern, dann wäre sein Blutalkoholspiegel gesunken und man würde ihm die Trunkenheit am Steuer nicht nachweisen können. Dass das ein Trugschluss war, sollte sich recht schnell herausstellen.
Ich selbst stand unter Schock. Ich reagierte ohne nachzudenken. Ich ließ es zu, dass er sich auf dem Dachboden versteckte, bevor ich die Polizisten in die Wohnung ließ.
Sie erzählten mir, dass ein vorbeifahrender Autofahrer die Spuren des Unfalls bermerkt und die Polizei angerufen hatte, nachdem er erst einmal zum Wrack gelaufen war, um zu sehen, ob sich eventuell noch Verletzte darin befanden. Für die Polizei war es anhand des KFZ-Kennzeichens kein Problem, den Halter des Wagens schnell ausfindig zu machen. Nun standen sie in unserer Wohnung und fragten mich, ob ich wüsste, wie dieser Unfall passiert war. Ich stotterte die Antworten zusammen. Nein, ich wisse nichts. Mein Mann sei mit dem Auto unterwegs gewesen, ich selbst war mit unserer kleinen Tochter den ganzen Tag zuhause geblieben. Nein, mein Mann wäre noch nicht von der Arbeit gekommen. Selbstverständlich würde ich ihm sofort sagen, dass er sich mit den Polizisten wegen des Unfalls in Verbindung setzen solle, sobald er zuhause angekommen wäre.
Ich weiß nicht, ob die Polizisten bemerkten, dass ich zumindest teilweise log. Für diesen Moment jedoch ließen sie es dabei bewenden, gaben mir ihre Visitenkarte und baten nochmals eindringlich darum, dass mein Mann sich schnellstmöglich bei ihnen melden solle. Dann verließen sie die Wohnung.
Italo wartete noch ein paar Minuten, bevor er sich vom Dachboden wieder nach unten in die Wohnung traute. Er war nur noch ein Häufchen Elend. Was hatte er getan? Nur wegen seines Alkoholkonsums waren wir jetzt ohne Auto, ein neues konnten wir uns nicht leisten. Was würde an Kosten auf uns zukommen? Der Flurschaden musste behoben werden. Wenn rauskam, dass er zuviel getrunken hatte, dann würde er bestimmt auch eine saftige Geldstrafe bekommen. Was würde aus seinem Führerschein? Und was aus seiner Arbeitsstelle? Er versank in tiefstes Selbstmitleid und weinte wie ein kleines Kind. Irgendwann schlief er erschöpft ein.
Ganz früh am nächsten Morgen weckte ich ihn. Er war immer noch ziemlich durcheinander, zimmerte sich die abenteuerlichsten Geschichten zusammen, die er der Polizei auftischen wollte, z.B. das Auto wäre gestohlen worden und er wisse nicht, wer den Unfall verursacht habe.
Ich selbst konnte mittlerweile wieder klar denken und schaffte es mit ruhigem Zureden ihn davon zu überzeugen, der Polizei die Wahrheit zu sagen.
Endlich, er gab auf. Er stellte sich der Verantwortung und machte sich auf den schweren Weg zur Polizei. Stundenlang blieb er weg. Damals gab es noch keine Handys. Ich hatte keine Möglichkeit ihn zu kontaktieren, ich musste warten, bis er sich meldete oder nach Hause kam. Meine Nerven lagen blank.
Als er zurückkam war es bereits Nachmittag. Italo war sehr schweigsam, ich musste ihm alles aus der Nase ziehen.
Die Polizei hatte seine Schilderung des Unfallhergangs aufgenommen. Vorher jedoch musste er sich einer Blutentnahme unterziehen. Auch einige andere Tests machte man mit ihm, die nicht gerade berauschend ausgefallen waren. Man sagte ihm, dass man anhand des Restalkohols in seinem Blut sehr wohl ableiten könne, wieviel Promille er gehabt haben musste, als der Unfall passierte. Je nachdem wie das Ergebnis der Blutkontrolle ausfallen würde, müsse er damit rechnen, dass die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen ihn einleiten würde.
Wir wussten beide, dass diese Geschichte kein gutes Ende nehmen würde.
Ich weiß nicht mehr genau, wie lange es brauchte, bis ihm das Ergebnis der Bluttests zugestellt wurde, ich glaube es dauerte ca. 3 Wochen. Das Ergebnis war erschreckend: er hatte zum Zeitpunkt des Unfalles 2,89 Promille!
Sei Führerschein war bereits einen Tag nach dem Unfall einbehalten worden. Und als Italo seinem Arbeitgeber beichten musste, dass er wohl für längere Zeit ohne Führerscheins sein werde, reagierte dieser hart und schnell: er sprach die fristlose Kündigung aus!
Damals dachte ich, schlimmer könne es nicht mehr werden! Ich sollte eines Besseren belehrt werden.


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