[Rezension] Abgründig

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Autor/in: Arno Strobel
Verlag:
Loewe
Seitenzahl:
240 Seiten
Genre:
Jugendthriller

In dieser Nacht ist alles anders. Er erwacht in einem unbeschreiblichen Chaos. Schreie dringen an seine Ohren, er sieht Dinge, die er nicht einordnen kann, aus einer Perspektive, die er nicht versteht. Alles erscheint ihm durcheinander, unwirklich. […]
Tim hat Angst, er versteht nicht, was passiert ist. Er möchte aufstehen, aber er findet keinen Halt. Er rutscht aus, und da sieht er die Blutlache neben sich auf dem Boden…
- S.111


Inhalt in einem Satz:
Als Tim sich im Feriencamp einer Gruppe anschließt, die auf eigene Faust eine Bergtour unternehmen möchte, geraten die Jugendlichen in einen starken Sturm und müssen in einer abgelegenen Hütte Unterschlupf suchen - doch dann verschwindet einer der Teilnehmer spurlos und schnell wird klar, dass ein grausamer Mord geschehen sein muss, und fast jeder in der Gruppe macht sich verdächtig.

“Wir haben hier einen Angeber, der lügt wie gedruckt, einen Schläger, der bei jeder Gelegenheit ausrastet und einen Betrunkenen, der seinen angeblicken Freund verpetzt. Ist doch gemütlich. Wird sicher eine interessante Nacht.”
- Denis, S. 122


Meine Meinung:

Die Idee hinter Abgründig machte mich sofort neugierig, und da ich zuvor noch nie etwas von Arno Strobel gelesen hatte, war ich sehr gespannt auf seinen ersten Jugendthriller, denn seine Bücher für Erwachsene sind ja unter Fans des Genres äußerst beliebt. Leider hat mich Abgründig letztlich aber ganz schön enttäuscht, denn ich hätte mit darunter sehr viel mehr vorgestellt - auch wenn es sich in diesem Fall “nur” um ein Jugendbuch handelt.

Insgesamt versprach ich mir durch den spannenden Klappentext von der Story viel mehr, als letztendlich geschah. Aber zusätzlich gab es auch jede Menge Kleinigkeiten, die mich gestört haben.

Trotz der wenigen Seiten, die das Buch hat, nahm die Geschichte erst sehr spät an Fahrt auf, und auch dann gab es keine großen Wendungen oder Überraschungen. Alles verlief sehr mau und vorhersehbar, besonders die große Auflösung am Schluss.

Das spannende Rätsel, wer denn der Schuldige sein könnte und was mit dem verschwundenen Teilnehmer passiert ist, konnte mich phasenweise schon fesseln und die Story ließ sich auch sehr schnell und flüssig lesen, aber dennoch war das Ganze fast nur eine sich endlos wiederholende Diskussion voller gegenseitiger Beschuldigungen und Verdächtigungen.

Der Schreibstil wirkte auf mich zu simpel und zu kindlich für die Zielgruppe, und ich finde, eine Ich-Perspektive hätte die Story sehr viel bedrohlicher machen können als die der dritten Person. Denn theoretisch ist Tim der Protagonist, und er wirkte auf mich auch sehr sympathisch, aber hätte man die Geschehnisse aus seiner Sicht gelesen und einen besseren Einblick in seinen Charakter und seine Gefühlswelt erhalten, hätte das dem Buch sicher viel gegeben.

Auch die Ausarbeitung der anderen Charaktere war eher schwach. So sagt z.B. ein Mädchen im ganzen Buch immer wieder nur den gleichen Satz (”Ist ja ekelhaft!”), und alle anderen zeigen null Rückgrat, indem sie ständig Dinge tun, die sie eigentlich nicht tun wollen, nur um Ralf, dem Anführer dieser waghalsigen Exkursion, zu imponieren.

Das wirft natürlich kein besonders gutes Licht auf Jugendliche. Denn ich denke, nicht jeder in diesem Alter vernachlässigt seine Prinzipien so sehr wie die Charaktere in Abgründig. Auch Jugendliche haben schon ein funktionstüchtiges Gehirn. ;)

Jetzt könnte man sich natürlich fragen, ob ich einfach zu alt war für dieses Buch, und es die eigentliche Zielgruppe vielleicht viel mehr begeistern würde. Das kann ich mir auch gut vorstellen, gerade als Einstieg in das Genre wird Abgründig einigen sehr jungen Lesern bestimmt ganz gut gefallen. Aber wenn ich an so manche hochspannende Jugendthriller-Reihen wie Raum 213 denke, finde ich trotzdem, dass der Autor mehr aus dieser vielversprechenden Grundidee hätte machen können.

Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass Arno Strobels Thriller für erwachsene Leser mich vielleicht mehr überzeugen werden und dass sein Schreibstil dort ein völlig anderer ist. Ich hoffe es jedenfalls sehr. (:

Es war, als hätte sich vor Tim plötzlich ein tiefes schwarzes Loch aufgetan, in das er unweigerlich hineingezogen wurde. Ohne sein Zutun hatte er einen Schritt zu viel gemacht und war in den Abgrund gestürzt.
Nun trudelte er unabwendbar in die Tiefe, und wann immer er die Hand ausstreckte, um sich irgendwo festzuhalten, rutschte er ab und fiel noch schneller. […] Etwas in Tim zerbrach.

- S. 207


Mein Fazit:

Leider konnte mich Abgründig nicht sonderlich begeistern und ich finde, aus der interessanten Idee hätte der Autor deutlich mehr herausholen können, denn mir war die Geschichte viel zu ruhig und zu vorhersehbar. Aber vielleicht seid ihr da ja völlig anderer Meinung? Wenn ja, dann freue ich mich natürlich über Austausch in den Kommentaren. :)

Bewertung: 📖 📖 (2/5)


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