Marken, Kupons und Karbowanzen

Wieder einmal waren wir bei Granny Kaffee trinken. Diesmal präsentierte sie uns diverse Erinnerungsstücke, auf die sie beim Aufräumen gestoßen war.

So staunten wir dann gemeinsam über Lebensmittel- und Kleidermarken aus den letzten Kriegsjahren und danach. Wir lasen die Karten, welche Onkel Kurt aus britischer Gefangenschaft an meine Mutter schrieb und schmunzelten schließlich über Opas deutsch-russische “Удостоверение” – eine Art Bescheinigung, dass sein Fahrrad auch wirklich seins ist.

Eine solche Bescheinigung kostete seinerzeit eine oder zwei Flaschen Schnaps. Opa hielt sie wohl für nötig, auf dass sein Fahrrad nicht unter “Reparation” falle.

Lenchen zeigt sich gerührt. So viele Erinnerungen!

“Трогательно”, sagte sie hinterher zu mir, was mit “rührend” übersetzt werden kann, allerdings innerhalb der russischen Sprache, insbesondere so wie Lenchen es aussprach, viel-viel rührender klingt, als jedes deutsche Rührend.

Und dann sagt sie auch noch so:

“Ach wie gut, dass du die Karbowanzen aufgehoben hast!”

Das habe ich wohl – aber leider ist meine Sammlung unvollständig. Mir fehlen jeweils ein 200.000-Karbowanzenschein, einer für 500.000 und einer für eine Million. Womit der Sammlung, wäre sie eine Briefmarke, 3 Zacken fehlen würden – was sie nahezu wertlos macht.

Karbowanze

Wenn ich mich recht erinnere, bekam man im März 1995 für einen US-Dollar 180.000 Karbowanzen, wenig später sogar mehr.

Schwupps! bin ich wieder in der alten Zeit. Sehe den bettelnden Bomsch am Kiewer Straßenrand. Höre ihn sagen:

“Nun sind wir tatsächlich Millionäre. Aber dass man als Millionär so beschissen lebt, hätte ich früher auch nicht gedacht!”

Zuvor sorgte meine Unwissenheit für Heiterkeit im Kollegenkreis. Ich hatte unmittelbar nach Anreise im Kiewer Büro etwas Landesgeld bekommen, aber noch keine Ahnung, was es bedeutet. Ging in eine Art Freiluft-Pinte, orderte ein Bier, fragte, was ich zu zahlen habe und der Kellner sagte “Achthundert”.

Offenbar war er es leid, an jeden noch so kleinen Betrag auch noch die “Tausend” anzuhängen. Derweil ich – der Ahnungslose – einen Eintausend-Karbowanzen-Schein aus dem Portemonnaie polkte, den ich ihm mit einem freundlich gemeinten “Stimmt so!” übergab. Eine Unterdeckung von 799.000 Geldeinheiten gönnerhaft präsentiert bringt jedem Insider zügellose Heiterkeit.

Ja, Ja. ”Verschiedenes passierte so” …

Bis eines schönen Tages in der Ukraine der Griwna – Hrywnja – eingeführt wurde, und zwar dergestalt, dass man den Karbowanzen einfach nur 6 Nullen strich. So wurden im September 1996 100.000 Karbowanzen zu einem Griwna, welcher heute – am 18.2.2013 – genau 0,09205 Euro wert ist. Eine Million Karbowanzen entsprächen 90 Eurocent …

“… unn dafür kriegste niche-ma ‘ne Bockwurscht”.

~

Lenchen holt mich plötzlich zurück in die Wirklichkeit.

“Und? Wo hast du sie?”

Hmmm. Schwierige Frage. Irgendwo in einer Kiste?

2013-02-18 08.24.18

Ich versuche Zeit zu schinden:

“Karbowanzen kannst du dir doch auch in der Wikipedia angucken!?”

Ihr Blick verrät mir, dass das ein blöder Vorschlag ist.

Ihr Ton gerät militärisch:

“Finde sie! – Ich will sie anfassen!”


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