Erinnerung (9)

Erinnerung (9)Jetzt war ich wieder zufrieden, obwohl ich mich frage, ob das so alles richtig ist. Ich mecker an etwas herum und schon wird meinem Willen gefolgt. Ist es dann wirklich noch authentisch? Okay, er ist meinem Willen nicht direkt gefolgt, er war unerwartet widerspenstig. Ich wollte ja im Grunde nicht, dass er das direkt umsetzt. Ich wollte, dass er einsieht, dass das nicht schön ist für mich, wenn ich ihn mit der Welt da draußen teilen muss. Dass ich irgendetwas mit ihm habe, weil wir ja kein Sex haben (oder keinen, den ich erwähnen würde), was nur wir beide untereinander haben und sonst keiner. Und ich weiß bis zum Schluss nicht, ob er das wirklich verstanden hat oder ob er meine Gefühle nicht verletzen will oder ob er mir einfach meinen Willen gelassen hat, damit ich aufhöre zu meckern. Oder und das ist auch noch eine Alternative, er will es mir recht machen. Im Zusammenhang mit der Idee des Heiratens könnte das auf einen Plan hindeuten. Und das wiederum wirft eine andere Frage auf. Es ist doch so, manchmal will man es dem Menschen recht machen, nur um ihn glücklich zu machen oder weil es einem selbst egal ist, weil man auch manchmal keinen Kompromiss eingehen muss, um dem anderen einen Gefallen zu tun. Dann ist es doch keine Manipulation, dann ist es doch nur nett. Wer sagt denn, dass er nicht nur nett sein wollte. Vielleicht.

Vielleicht grüble ich auch zu viel, über etwas, das nicht da ist, was ich nicht wissen kann und sich deswegen ein grübeln nicht lohnt. Vielleicht fange ich auch an, zu viel in diese Bekanntschaft hinein zu interpretieren. Es ist ja nun mal nur eine Bekanntschaft. Auf jeden Fall macht es jetzt wieder viel mehr Spaß, sich zu necken, sich Nachrichten zu schreiben, witzig sein zu wollen, Herzschmerz-Nachrichten zu verschicken, so richtig turteln, flirten, was auch immer.

Und kaum ist das eine Problem erledigt, stellt sich das nächste Problem ein. Da schreiben wir uns total süße Nachrichten, wie sehr wir uns vermissen. „Ich vermisse dich“, „Ich vermisse dich mehr“, „Ich vermisse dich am meisten“ und Zwinker-Smiley und Kuss-Smiley und Winkie Winkie, die ganze Palette. Oh Gott, ich kann nicht glauben, was ich hier schreibe. Schlimmer noch zu wissen, dass man das alles getan hat. Jetzt doch mal ganz ehrlich, ich bin doch alles andere, aber nicht der Typ dafür, oder? Aber irgendwie macht es Spaß. Ich weiß, es ist nicht wirklich ein Problem jetzt. Nein, aber dass ich das auf Englisch machen muss, ist schon eins. Dann verabreden wir uns, wann wir denn miteinander telefonieren wollen, blablabla. Wir haben eine Uhrzeit ausgemacht und dann schreibt die Elwira „I can’t wait“. Ja, ich dachte, ich schreibe hiermit „Ich kann es kaum erwarten“, tatsächlich in freudiger Erwartung. Als es dann so weit war, wurde ich blöd angemacht. Warum ich denn das geschrieben hätte, wie lange muss er denn auf mich immer warten, wie oft kommt das denn vor und jetzt schreibe ich ihm „Ich kann nicht warten“. Und und ich stehe auf der Leitung, bin mir keiner Schuld bewusst. Ich fand das sehr nett von mir, sehr flirty und so, aber der ist immer noch sauer. Irgendwie verstehe ich ihn nicht. Lange Rede kurzer Sinn, ich glaube er hat es vor mir kapiert.

Jetzt könnte man meinen, ich bin doof, kann kein Englisch und so weiter. Nein, ich wollte mich nur kurz fassen, weil ich es eilig hatte. Und jetzt ist das so ein Running Gag. Das Ganze geht aber auch anders herum, da schreibe ich ihm, ich bin gleich nicht mehr alleine, er soll mir bitte nur was schreiben und keine Sprachnachrichten mehr schicken, weil ich die dann nicht abhören kann, bitte bitte bitte. Und was macht er? Er schickt mir eine Sprachnachricht, dabei hatten wir das Thema schon so oft. Wie kann man das denn machen? Und dann höre ich die Sprachnachricht ab und was sagt er da? Grinsen, das konnte man richtig hören, dass er dabei grinst. Er weiß, er soll mir keine Sprachnachrichten schicken, weil ich das nicht will, aber er weiß ja, dass ich mich freue, wenn ich seine Stimme höre, also schickt er mir doch Sprachnachrichten. So nach dem Motto, und was willst du dagegen tun. Also habe ich ihm zurückgeschrieben, weil ich kann nicht antworten, dass er ein böser Junge sei, und er soll aufpassen, weil eigentlich mag ich die netten, braven Jungs lieber. Und ich fand das so ein super Kontra und ich hatte sogar den Zwinker-Smiley nicht vergessen. Und wer war wieder sauer auf mich später? Was meinte ich denn mit „nice guys“? Und ich fand es immer noch super. Worüber regte sich Monsieur auf? Er hat das „guys“ in den falschen Hals gekriegt. Ich habe überlegt, ob ich noch nachfragen soll. Wie kann man sich denn über den Plural aufregen in so einem Satz? Wie weiß ich nicht, aber der Mann kann. Auf der anderen Seite können all diese sprachlichen Barrieren überwunden werden und uns gehen nie die Lacher beziehungsweise der Gesprächsstoff aus.

(Foto: Rainer Sturm / pixelio.de)

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