Timerio. Sag es mit Zahlen

Dieser Beitrag hat 405 Wörter. Die musste ich nicht einmal selbst zählen, das macht der Computer schon von ganz alleine. Statt etwas mit 405 Wörtern zu vermitteln, könnte man es aber auch einfach mit der Zahl 405 ausdrücken. Oder einer anderen Zahlenkombination. Das ist das Grundprinzip von Timerio, einer auf Zahlen basierenden Sprache, die 1921 von einem Berliner Architekten entwickelt wurde. Nach ihm, einem gewissen Herrn Tiemer, ist die Sprache auch benannt.

Timerio ist eine so genannte Plansprache, das heißt, sie wurde künstlich geschaffen, um die internationale Kommunikation zu erleichtern. In diesem Fall handelt es sich um eine reine Schriftsprache, denn in Zahlen zu sprechen wäre ja auch echt ein kleines bisschen albern.

„Ich liebe dich". Das kann man, im deutschen Sprachgebrauch, mit diesen drei Wörtern kommunizieren oder weltweit schlicht mit der Kombination 1-80-17. Timerio. Sag es mit ZahlenTimerio basiert auf der Annahme, dass zum gegenseitigen Austausch erst einmal 7000 Begriffe genügen. Entsprechend wurden diesen 7000 elementaren Begriffen Zahlen zugeordnet oder zumindest war es von Herrn Tiemer so angedacht, es ist nicht überliefert, ob er dieses Werk tatsächlich von 1 bis 7000 vollendet hat. Für welche Worte die Zahlen 1, 80 und 17 stehen, ist ja bereits deutlich geworden. Andere Beispiele: 30 steht für schreiben, 980 für Brief und 6215 für Vater. Wenn ich nun aber ausdrücken will, dass ich meinem Vater einen Brief geschrieben habe und ihm nicht gerade in diesem Moment einen schreibe oder in der Zukunft schreiben werde, brauche ich eine Grammatik. Die besitzt Timerio auch.

Um z.B. die Vergangenheit auszudrücken, wird die entsprechende Zahl unterstrichen. 1-30 heißt also „ich schrieb". Das ist ja noch relativ einfach. Ich schrieb aber nicht einen Brief, sondern mehrere Briefe. Ich brauche den Plural. Kein Problem, dazu wird die Zahl einfach hoch 2 gesetzt. Aus 980 für Brief wird also 980² für Briefe. Aber Moment, wie soll ich kommunizieren, dass ich drei Briefe geschrieben habe, wenn die Zahl 3 doch schon eine zugeordnete Bedeutung hat? Auch daran wurde gedacht: eine Zahl, die wirklich als Zahl gemeint ist, wird in Klammern gesetzt. 1-30-(3)-980² bedeutet also „ich schrieb drei Briefe". Und wem schrieb ich sie nochmal? Genau, dem Vater. Ich muss also auch noch deklinieren. Das wird mit Hilfe römischer Zahlen erledigt. Am Ende sieht der Satz „Ich schrieb dem Vater drei Briefe" dann so aus:

1-30-6215III-(3)-980²

Entschuldigung, aber ich glaube, das ist Mathe. Wenn ich drei Briefe auf diese Weise schreiben wollte, wären sie, bis sie in die Post kämen, schon antik. Ganz zu schweigen davon, dass ich vermutlich keinen einzigen Satz richtig geschrieben (oder gerechnet) hätte. Ich bleibe bei den Wörtern.


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