Wie man Opfer ausschlachtet

Ich habe ziemlich bewußt gestern keine Zeitungen gelesen, nicht mal die Überschriften. Ich hätte das beibehalten sollen. Nichtsdestotrotz hätte ich gerne herausgefunden, ob man sie denn gekriegt hat, die Täter von Paris. Das ist in deutschen Medien kaum möglich.

Eine Suche nach dem recht eindeutigen Stichwort "Charlie Hebdo" beschert mir heute morgen satte 21 (!) neue Artikel, seit ich das letzte Mal bei zeit.de reingesehen habe. Aber ich muss tatsächlich erst wikipedia bemühen, um die Namen derer zu erhalten, die derzeit als Hauptverdächtige gelten, ohne mich dabei durch Berge von nutzlosem Unsinn zu wühlen, und hier ausdrücklich die englischsprachige Version von wikipedia - in der deutschen ist man zu beschäftigt, sich einen Wolf zu diskutieren, weil zu viele Leute dem Artikel gerne ihren persönlichen, politisch eingefärbten Stempel aufdrücken möchten.

Und auch nur in der englischsprachigen Wikipedia findet man einen Verweis auf mehrere Anschläge auf muslimische Einrichtungen als Reaktion auf den Amoklauf in der Satireredaktion. Davon liest man auch in den Zeitungen hierzulande nichts, dafür versuchen nicht nur unsere Zeitungen, sich gerade nicht nur einfach zu solidarisieren; sie möchten nicht berichten, sie möchten als Betroffene wahrgenommen werden, die quasi als heldenhafte Vertreter unserer Meinungsfreiheit für uns den Kopf hinhalten.

Nicht nur Pegida versucht also, auf dem Feuer ihr eigenes Süppchen zu kochen.

Das machen in Deutschland gerade eine Menge Leute, allen voran die CDU, bei der man meinen könnte, sie hätte für ihre traditionelle Klausurtagung am Beginn des Jahres ernsthaft kein Thema gehabt, so dass sie jetzt mit großer Hingabe die Mottenkiste öffnet. Wie genau die Vorratsdatenspeicherung den Anschlag verhindert hätte, muss man gar nicht herauszufinden versuchen. Hätte sie nicht.

Es ist schon erstaunlich, wer sich alles ein möglichst großes Stück aus den Opfern herausbeissen möchte. Man möchte andere Worte wählen, aber es scheint ein schlechter Zeitpunkt für Wut zu sein. Oder, wie ich schon so oft geschrieben habe: Es ist ein guter Zeitpunkt, da einen klaren Kopf zu behalten, wo alle anderen ihn verlieren.

Politik und Medien rennen gerade nackt und kreischend durch die Straßen, was das angeht.

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