Wicker King | Kayla Ancrum

Wicker King | Kayla Ancrum

Titel: Wicker King

Autorin: Kayla Ancrum

Übersetzer: Uwe-Michael Gutzschhahn

Format: Hardcover

Preis: 16,95 €

Seitenzahl: 318 Seiten

Verlag: dtv Verlag

ISBN: 978-3-423-76233-5

Bewertung: 5 Sterne

Rezensionsexemplar

Inhalt

Eine Lagerhalle brennt. Vorgefunden werden zwei 17jährige Jungen, einer davon mit Verbrennungen. Beide werden in eine Psychiatrie eingewiesen.

Monate zuvor: August und Jack haben in der Schule nur wenige Berührungspunkte. Doch außerhalb davon sind sie schon lange eng befreundet. Jack ist der Vorzeigeschüler, Spitzensportler und ein absoluter Mädchenschwarm, doch plötzlich driftet er immer weiter ab. Er verliert den Halt und August versucht seinem Freund irgendwie zu helfen. Um zu verhindern, dass bekannt wird, wie es um Jack steht, lässt August sich auf ein Spiel ein und keiner der beiden weiß worauf sie sich wirklich einlassen.


Völlig überraschend habe ich Anfang August ein schwarzes Päckchen aus dem dtv Verlag im Briefkasten gehabt. Ich wusste nicht, was sich darin befand und war umso begeisterter, als ich „Wicker King“ in den Händen hielt. Das Cover hat mich direkt für sich eingenommen und der Klappentext klang vielversprechend. Als ich das Buch aufgeschlagen habe sprang mir direkt die Widmung ins Auge und damit war ich völlig gefesselt. Herzlichen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar. Ich bin wirklich froh, dass ich dieses Buch vorab lesen durfte!

„Dieses Buch ist denen gewidmet,
auf deren Schultern zu viel lastet,
die aber versuchen, dies alles zu tragen.

Ich sehe euch und bin stolz, dass ihr es versucht.“

(Widmung der Autorin)

Jack und August sind 17 Jahre alt, kennen sich aber schon sehr viel länger. Die beiden sind seit ihrer jüngsten Kindheit befreundet. In der Schule jedoch hängen sie nicht zusammen ab. Sie haben unterschiedliche Freundeskreise und es macht ihnen nichts weiter aus, dass sie sich nur nach der Schule treffen.
Beide haben eher zerrüttete Familienverhältnisse. Augusts Vater ist weg und seine Mutter steckt in einer depressiven Abwärtsspirale. Jack ist fast immer allein, denn seine Eltern sind beruflich nur unterwegs und kaum zu Hause. Die beiden bedeuten füreinander Familie und deshalb ist es für August wahrscheinlich so schwer von Jack zu lassen. Egal welch verqueren Ideen er auch hat, August hält zu ihm. Die Freundschaft ist durch und durch ungesund, denn August fühlt sich, als würde er in Jacks Schuld stehen. Bei einem Erlebnis als Kinder rettet Jack ihm das Leben und diese „Schuld“ möchte August begleichen.

Gleichzeitig geht das alles jedoch noch viel weiter. Jack vermittelt August, dass er ihm gehört, dass er sozusagen Jacks „Geschöpf“ ist. Und August kann nicht anders: er fühlt sich verpflichtet und gleichzeitig von Jack angezogen. Er möchte mit Jack zusammen sein, er möchte mit ihm Zeit verbringen. Am liebsten natürlich mit dem Jack, der lustig, entspannt und beharrlich ist. Doch da gibt es noch eine andere Seite von seinem besten Freund und vor dieser kann August nicht fliehen, egal wie sehr er es auch versucht.
Der wütende Jack scheint auch einzig für August reserviert zu sein: er stößt ihn in jede Richtung, die er sich nur vorstellen kann, er fordert so vieles und erschreckt August mit seiner Art und Weise zutiefst. Dem Jungen ist klar, dass ihre Freundschaft keineswegs gesund ist, dennoch kann er Jack nicht einfach sich selbst überlassen.

Diese Co-Abhängigkeit tritt unfassbar deutlich hervor und je mehr das Buch fortschreitet, desto schlimmer wird es. Die beiden können es nicht ohneeinander aushalten. Niemand kümmert sich um sie und deshalb kümmern sie sich umeinander. Doch auf welche Art und Weise, ist absolut ungesund und schrecklich. Doch sie sind erst Teenager und wissen überhaupt nicht, was sie sonst tun sollen und deshalb treiben sie sich gegenseitig an den Rand des Wahnsinns. 

Die Aufmachung des Buches unterstützt diese Abwärtsspirale noch auf grandiose Weise. Während die ersten Seiten normal gestaltet sind, desto düsterer und dunkler werden sie. Je mehr sich Jacks Zustand verschlechtert. Je stärker die Freundschaft beansprucht wird, desto dunkler werden die Seiten und desto düsterer wird auch die Situation von Jack und August. Sie klammern sich aneinander, stoßen sich gegenseitig fort und können sich gegenseitig nicht entfliehen. Und als die Situation von Jack immer schlimmer wird, versucht August seinem besten Freund zu helfen, doch er trifft nur auf Unverständnis und Wut: der dunkle, böse Jack tritt hervor wie lange nicht mehr.

Dieses Buch hat nicht nur physische Gewalt zum Thema, sondern vor allem extreme emotionale Gewalt. August und Jack führen eine zutiefst toxische Beziehung, indem sie versuchen einander zu helfen, zerstören sie sich gegenseitig. Sie treiben sich zum Abgrund, ohne es zu bemerken. Und das, ohne dass irgendjemand der erwachsenen Menschen, mit denen sie in Berührung kommen, auch nur bemerken, was in ihnen vor geht. Niemand sieht, wie es um die beiden steht und niemand fühlt sich dazu berufen einmal näher hinzuschauen. Nur wenige der Jugendlichen um die beiden herum scheinen zu bemerken, dass es ihnen sehr schlecht geht, doch all ihre Versuche irgendwie zu den beiden durchzudringen scheitern. Doch es ist auch nicht an ihnen jemandem wie Jack und August zu helfen. Es hätten so viele andere Menschen tun müssen, doch niemand hat näher hingeschaut. Augusts Mutter steckt selbst in tiefen Depressionen und Jacks Eltern scheren sich nicht weiter um ihren Teenager-Sohn. Sie lassen ihn Tage- und Wochenlang allein und es spielt absolut keine Rolle was Jack in dieser Zeit tut. Sie wissen nicht wie es ihm geht und seine charakterlichen Veränderungen fallen ihnen überhaupt nicht auf. Es ist traurig so etwas zu lesen, vor allem wenn man weiß, wie es um Jack steht.

Ich finde dieses Buch so unglaublich wichtig, denn es zeigt uns, dass wir nicht mit geschlossenen Augen durchs Leben laufen dürfen. Wenn wir das Gefühl haben, dass irgendetwas nicht stimmt, dann sollten wir den Gedanken nicht zur Seite schieben, sondern handeln. Lieber liege ich falsch, als dass ich etwas Wichtiges ignoriert habe. Ich möchte nicht daran Schuld sein, dass sich jemand in einer solch toxischen Beziehung verliert. Ich möchte nicht, dass ich bei einer solchen Co-Abhängigkeit zusehen muss. Ich möchte sehen, was gesehen werden muss und dann helfen. Jack und August sind auf sich gestellt. Niemand kann ihnen wirklich helfen und das sollte nicht so sein. Das darf nicht so sein. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass es solche Beziehungen gibt. Dass Menschen sich in so etwas verlieren und sich gegenseitig zerstören. Die Botschaft dieses Buches ist so unglaublich wichtig und ich finde jeder sollte es sich einmal genauer anschauen.

Fazit

Dieses Buch hat mich komplett begeistert. Es spricht so unfassbar wichtige Themen an, es zeigt auf, was aus solch toxischen Beziehungen werden kann und dass man die Augen nicht verschließen darf. Man muss hinsehen und etwas tun und nicht wegschauen und erwarten, dass jemand anderes die Initiative ergreift. Das Buch zeigt auf erschreckend realistische Weise wohin sich Jugendliche treiben können, wenn sie sich vollkommen verloren fühlen und nur noch einander und ihre Beziehung zueinander haben. Es ist erschreckend und gleichzeitig habe ich dieses Buch so unglaublich geliebt. Es hat mich schockiert und deshalb begeistert. Kayla Ancrum ist ein so wichtiges Buch gelungen, das ich wirklich jedem nur ans Herz legen kann.


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