Wenn Rollstuhl einfach wäre … (4)

Wenn Rollstuhl einfach wäre … (4)Als ich zur Tür rein kam habe ich mit allem gerechnet. Eigentlich habe ich schon gedacht, er wäre nicht da, weil die nicht geschafft haben in zwei Wochen die Reifen zu wechseln. Aber nein, da stand er. Bei näherer Betrachtung fiel schnell auf, dass die Reifen das Einzige waren, was die geschafft haben. Der Blinker funktionierte nicht, das Sitzkissen ist immer noch nicht bezogen gewesen, die Seitenlehnen löchrig, an der Steuerung der „Mode-Knopf“ für die Sitzeinstellungen immer noch rissig, schwer bedienbar und am schönsten: immer noch mit dem kleinen Loch, wo so schön Feuchtigkeit eindringen kann. Später sollte sich herausstellen, dass das Problem mit der Batterie nicht beseitigt werden konnte. Also: sie haben wirklich nur die Reifen gemacht. Zwei Wochen lang. Und dann noch mit der Drohung, dass das vielleicht nicht geschafft werden würde.

Nach dem ersten Schock rief ich bei meinem Vater an, damit er mir erst mal erzählt, was die zu ihm gesagt hätten. Er meinte, er hätte das nicht richtig verstanden, aber es wäre wohl sehr kompliziert gewesen, die Anschlüsse sind wohl falsch gelegt, das muss alles neu gemacht werden. Da ist wohl überall Elektronik und so weiter und so fort. Ah ja, das habe ich natürlich zu meinem Vater nicht gesagt, aber jetzt das so genau von einem Experten zu hören, da erschloss es sich mir direkt, wie das sein kann, dass der Rollstuhl sich bewegen lässt, wenn man an dem Knopf drückt. Gut zu wissen. Ehrlich, ich fühlte mich verarscht. Und mein Vater hatte noch vergessen, die Liste mitzunehmen, wo ich die Reparaturen gelistet hatte. Aber Tatsache ist: es war nichts gemacht worden, nichts!

Nach diesem Schreckmoment habe ich bei dem Sanitätshaus angerufen. Die hatten leider Mittagspause, also rief ich die Krankenkasse an. Zu meiner großen Überraschung lag ihnen noch nicht einmal ein Kostenvoranschlag vor, und dabei habe ich die Reparaturen vor acht Wochen angemeldet. Vor sechs Wochen spätestens hätte er vorliegen müssen, weil es diesen Besichtigungstermin gab, aber nichts war geschehen. Ich bitte meine Ausdrucksweise zu entschuldigen, aber: diese Schweine! Diese Arschlöcher! Mein Gott, ich bin doch nicht nur zum Spaß auf meinen Rollstuhl angewiesen. Wie würde es denen an meiner Stelle gehen? Ich erklärte dann der Krankenkasse, dass ja Regenwasser eindringen kann, durch die Steuerung. Der Kostenvoranschlag könnte auch elektronisch übermittelt werden, und dann würde die sich sofort darum kümmern. Ok, die Krankenkasse ist es nicht schuld. Aber das ist nur das halbe Problem.

Später erreichte ich dann doch das Sanitätshaus. Und da war wieder Einer grenzwertig zickig, oder sollte ich sagen Eine. Meine alte Bekannte, ich weiß noch nicht mal wirklich, ob sie das war. Vielleicht gehört das auch zur Ausbildung, wenn man am Telefon arbeitet. Wenn ja, so war ich damals während meiner Ausbildung krank. Sie hätte das schon alles meinem Vater erklärt, dass es ein Problem gegeben hätte mit den Anschlüssen und man hätte auch Rücksprache gehalten mit dem Hersteller. Sie könne mich auch mit dem Techniker verbinden, der den Rollstuhl repariert hatte. Ok, denn sie hatte ja keinen Zugang zu der Aufstellung der Reparaturen in der Email. Mein Gott, ob die arme Maus überhaupt Internet hatte und außerdem wäre Urlaubssaison und sie hätten so viele Krankmeldungen. Was soll ich als Arbeitgeber dazu sagen? Wer nicht? Und als Kunde sage ich dazu: was interessiert mich denn das? Wie kann man so arbeiten und dann noch von sich so überzeugt sein? Mir wäre das peinlich, ehrlich.

Der Techniker erklärte mir dann, dass wohl die Bedienung der Sitzeinstellungen falsch angeschlossen wäre und dass man das alles ändern müsste. Und dass er auch bei dem Hersteller mit dem Rollstuhl war und er sollte sich das alles angucken und einen Kostenvoranschlag machen. Ja, und dann wäre alles auf einmal repariert worden. Er erklärte mir dann, dass er erst eine Woche später die Möglichkeit hatte den Rollstuhl mit dem Auto zum Hersteller zu fahren, weil vorher kein Auto zur Verfügung gestanden hätte. Wie viele Wochen vorher habe ich nochmal die Reparatur angemeldet? Und wie viele Autos haben die überhaupt? Anderthalb? Das ist ein großes Unternehmen, mit mehreren Filialen in Düsseldorf, da müssen doch Autos vorhanden sein oder nicht? Und diese Autos, das dürfen doch auch nicht alles Smart sein? Die wissen doch, dass sie ab und zu mal Rollstühle und Betten und so weiter transportieren müssen, oder sehe ich das alles falsch?

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