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Vor einigen Jahrzehnten war es noch ganz normal, dann wurde es für viele Jahre als unwirtschaftlich abgetan, doch seit einiger Zeit ist es wieder modern und es gibt einen richtigen Hype darum - das Reparieren! Waren es am Anfang alte Waschmaschinen, so wird inzwischen vom defekten Mobiltelefon bis zu den ausgelatschten Lieblingsschuhen praktisch alles wieder in Ordnung gebracht. Was an diesem neuen Trend wirklich dran ist, habe ich mir genauer angesehenBegonnen hat alles vor einigen Jahren mit Sepp Eisenriegler vom Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z, der den Begriff der geplante Obsoleszenz prägte und damit dem Verdacht vieler Konsumenten einen Namen gab.
Mit der geplanten Obsoleszenz wird eine Produktstrategie bezeichnet, bei der vom Hersteller vorsätzlich Schwachstellen wie zum Beispiel Bauteile von geringer Qualität oder absehbarer Haltbarkeit eingebaut werden, um so einen rascheren Defekt des Produkts herbei zu führen. Der Konsument ist damit zur Neuanschaffung gezwungen, was sich natürlich positiv auf die Gewinne der Hersteller auswirkt Was anfänglich nach einem Hirngespinst klang, wurde durch zahlreiche Erfahrungsberichte von verärgerten Konsumenten unterstützt. So stellte man immer häufiger fest, daß Geräte kurz nach Ablauf der Garantie plötzlich defekt waren, oder der Austausch von einfachsten Bauteilen angeblich extrem aufwändig und damit unwirtschaftlich war.
Sepp Eisenriegler war der Erste, der die Existenz von sogenannten
Sollbruchstellen in verschiedenen Geräten bewiesen hatte. Seitdem wurden
zahlreiche weiteren Studien veröffentlicht, die zumindest den Verdacht der
geplanten Obsozeszenz erhärteten
So hat die ARGE Abfallvermeidung festgestellt, daß die
durchschnittlicheHaltbarkeit
von Waschmaschinen von zwölf Jahren im Jahr 1998 auf circa
sechseinhalb Jahren und bei Billigprodukten auf drei Jahren inzwischen gesunken
ist. Der ORF berichtete wiederum von
einem eingebauten
Chip in Druckern, der nach einer bestimmten Seitenanzahl zu einem
irreparablen Defekt führt oder von Nylonstrümpfen,
deren Ausgangsmaterial bewusst schwächer hergestellt wurde.
Die Liste verschiedener Studien und
Untersuchungen würde sich noch lang fortsetzen lassen. Die in den letzten
Jahren ständige Medienpräsenz des Themas geplante Obsoleszenz führte zu einem
veränderten Konsumentenverhalten. Immer mehr Menschen wollten ihre Haushaltsgeräte
und Elektronikartikel reparieren lassen und suchen daher kompetente
Professionisten, die günstige und rasche Reparaturen anbieten können.
Aus diesem Grund wurde bereits im Jahr
1999 das Reparaturnetzwerk gegründet,
in dem inzwischen rund 50 Betriebe Reparaturen für die verschiedensten Geräte
anbieten. Zusätzlich finden sich noch Anleitungen zur Do it yourself - Wartung
und Reparatur von Geräten.
Warum funktionierte die geplante Obsoleszenz überhaupt?
Einer der Hauptgründe warum das Prinzip der Sollbruchstelle so lange Zeit funktionierte, ist das seit Jahrzehnten bestehende Dogma " Eine Reparatur zahlt sich nicht aus, eine Neuanschaffung ist günstiger". Diese Behauptung, die möglicherweise auch von Seiten der Produzenten in die Welt gesetzt wurde, war so fest in den Köpfen der Menschen verankert, daß sie bis vor wenigen Jahren niemals hinterfragt wurde. Man interessierte sich nicht für die Ursache eines Defektes, man suchte auch nicht nach einem Professionisten, der das schadhafte Gerät vielleicht wieder reparieren konnte, sondern man kaufte sich einfach ein Neues.
Ein weiterer Grund für das reibungslose Funktionieren der geplanten Obsoleszenz ist die Konsumgeilheit der Menschen. Ich habe oft den Eindruck, daß so Mancher für jeden Defekt an einem seiner Geräte, besonders wenn es um Mobiltelefone, Fernsehgeräte, Laptops oder Spielkonsolen geht, fast schon dankbar ist. Immerhin hat man damit einen guten Grund sich endlich das neueste Modell anzuschaffen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen oder gar als verschwenderisch zu gelten.
Warum Reparieren nicht nur finanziell Sinn macht
Lässt man ein Gerät um ein paar Euro reparieren, hat man nicht nur Geld gespart, sondern es hat noch wesentlich weitreichender Folgen.
Wird ein Gerät repariert, muss es nicht entsorgt werden, womit Abfall vermieden wird. Es muss aber auch kein neues Gerät produziert werden, wodurch viele wichtige Rohstoffe nicht verbraucht werden. Da keine Produktion stattgefunden hat, wurde aber auch keine Energie verschwendet. Ebenso war auch kein Co2 - intensiver Transport des neuen Gerätes notwendig. Da man kein neues Gerät anschaffte, verweigerte man so manchen Produzenten auch die Unterstützung in dessen menschenverachtenden Personalpolitik, in der Mitarbeiter unter miesesten Bedingungen bei einem Hungerlohn arbeiten müssen. Im Gegensatz dazu stärkt man mit der Reparatur eines Gerätes heimische Betriebe, besonders Klein- und Ein-Personen-Unternehmen.
Womit das "Reparieren lassen" nicht nur einen ökonomischen, sondern auch einen ökologischen und sozialen Hintergrund hat.
Upcycle - die kleine Schwester der Reparatur
Obwohl es bei der geplanten Obsoleszenz primär um Defekte an Haushaltsgeräten und Elektronikartikel geht, wurde der Begriff trotzdem zu einem Synonym unserer Wegwerfgesellschaft. In Zeiten, in denen Nachhaltigkeit und Schonung der Ressourcen immer wichtiger werden, wollen die Menschen aktiv etwas für Klima- und Umweltschutz tun. Daher entwickelte sich in den letzten Jahren ein neuen Trend, den man als Upcycling bezeichnet. Dabei wird Abfall, defekte Geräte oder entsorgte Materialien, ähnlich wie bei Recycling, jedoch mit weniger Aufwand und Energie, zu neuen Produkten umgewandelt.Waren es anfänglich nur Kleinigkeiten, werden inzwischen aus Plastikflaschen Gewächshäuser, aus Sperrholz tolle Möbel oder aus einer Mikrowelle ein Postkasten gemacht. Der Fantasie und Kreativität sind dabei keinerlei Grenzen gesetzt.