Ein Derby sollte es werden, hart umkämpft, zuweilen unfair, ein Schlagabtausch voller Spannung, ein Kampf mit offenem Visier, bei dem am Ende der Glücklichere siegt. Doch nicht einen Moment konnte der gastgebende Hallesche FC im Spiel gegen den früheren Favoriten 1. FC Magdeburg zeigen, was ihn in der laufenden Saison so stark macht. Eine Halbzeit völlig verschlafen und dann wie verwandelt aus der Kabine kommen. Einem Rückstand hinterherlaufen und das Spiel erst mit einigen Genieblitzen von Telmo Texeira umbiegen. Torchancen reihenweise auslassen. Hinten aber sicher stehen wie die Bank von England, als es noch keine Finanzkrise gab.
Nein, diesmal war alles anders. Hier spielt diesmal nicht nur Rot-Weiß gegen Blau-Weiß, nicht nur der ewige Underdog gegen den ehemaligen Europapokalsieger, nicht nur der vor ein paar jahren noch in der fünften Liga ums überlebende kämpfende Fast-Pleite-Verein gegen die selbsternannten "Größten der Welt". Sondern der Tabellenzweite gegen den Tabellenvorletzten, der seit August nur zweimal bezwungene Aufstiegsaspirant gegen eine zuletzt von den eigenen Fans verprügelte Phantommannschaft, ein stabiles Kollektiv gegen ein derzeit vom "Sportdirektor" nottrainierte Elf auf Abruf, die zuletzt im Pokal bei einem Sechsligisten ausschied.
So schlecht, wie sie spielen, können die gar nicht sein, raunt die Tribüne vor dem Anpfiff, der zehn Minuten später ertönt, weil die Polizei in sachsen-Anhalt auch 22 Jahre nach der Wende noch nicht wieder in der Lage ist, 11.000 Fußballfans pünktlich ins Stadion zu lotsen. Das hier ist nicht die Champions League, und das ist ein Glück für die Oberbürgermeisterin der Saalestadt: "Der Fahrer mit dem Kennzeichen HAL-IO 12 steht in der Feuerwehrzufahrt", sagt der Stadionsprecher mitten in die unfreiwillige Wartezeit, "er soll sein Fahrzeug entfernen, sonst wird es abgeschleppt". Das Fahrzeug ist, wie jeder in halle weiß, ein nagelneuer Audi A8 mit Geheimkennzeichen und LED-Licht, in dem das Stadtoberhaupt sich zu wichtigen Dienstterminen fahren lässt.
Was haben wir gelacht. Allerdings nur, bis Magdeburg die erste Chance hat. Nach drei Minuten schießt ein Magdeburger freistehend vor dem Tor einen vor ihm liegenden Hallenser an. So schlecht, wie sie in der Tabelle stehen, sind die gar nicht! Wirklich nicht. denn sie sind viel, viel schlechter. Magdeburg hat keine Mannschaft, sondern einen Sauhaufen aus der ländlichen Börde mit nach Halle gebracht. Halle dagegen beginnt nun, über die Flügel zu kommen: Angelo Hauk trifft nach acht Minuten nur das Lattenkreuz, Dennis Mast schickt zwei Flanken in den Strafraum, die seine Mitspieler nur knapp verpassen. Die "Größten der Welt" sind da, aber sie spielen nicht mit, ganz wie ihre Fans, die als übelgelaunter Haufen schweigend in ihrer Kurve stehen, während der rot-weiße Rest des Stadions schon vorfeiert.
Was kommt, ist ja auch nicht zu übersehen. Dennis Mast braucht noch einen dritten Anlauf, dann klingelt es zum ersten Mal bei FCM-Torwart Tischer. Sechs Minuten später macht Sören Eismann schon alles klar, als er nach einer Ecke zum 2:0 einnickt. Danach schickt Hauk Mast noch einmal, der scheitert an Tischer, dann schlägt ein Magdeburger Feldspieler einen Hartmann-Schuss von der Linie, dann lässt es der HFC gut sein. Höchststrafe für Magdeburg: Minutenlang schieben sich die Gastgeber den Ball zu wie die Deutschen und die Österreicher damals in Gijón. Kommt ein Blauweißer in Ballnähe, ist der Ball schon längst weg. Köhlers Elf will Kräfte sparen für den Rest des Aufstriegsrennens. Schlimmer geht es nicht.
Besser aber haben es die Bauern aus der Bördemetropole auch nicht verdient an diesem Abend. Was da die Farben von Streich, Sparwasser und Pommerenke aufträgt, hat allenfalls Stallburschenniveau: Nach hinten wacklig, nach vorn gar nicht. Auch das mit dem Wie-verwandelt-aus-der-Kabine-kommen können sie nicht, denn nach der Halbzeit geht es genauso weiter wie zuvor. Halle spielt, Magdeburg guckt zu, nicht mal aggressiv sind sie wie noch damals 2008, als ihnen Christian Kamalla nach dem in Magdeburg gewonnenen Pokalfinale eine HFC-Fahne in den Mittelkreis pflanzte wie Abraham Van Helsing einen Pflock in Draculas Herz.
Der Todesstoß. Seitdem ging es in Magdeburg steil bergab, in Halle stabil bergauf. Wie groß der Abstand zwischen beiden Vereinen inzwischen ist, zeigt sich nach dem 3:0, das Marko Hartmann in der 72. Minute erzielt: Es ist hier heute nicht nötig, weiter nach vorn zu spielen. Halle nimmt die Beine hoch, Sven Köhler nimmt nach Telmo Texeira auch Dennis Mast und Hartmann raus und bringt mit Preuß, Wegner und Shala Ersatz, der so noch in keinem Punktspiel auf dem Platz stand.
Das reicht aber allemal. Angelo Hauk trifft noch dreimal fast, Shala hat eine Großchance, die Uhr tickt runter, die Magdeburger Fans ticken aus und werfen ein bengalisches Feuer auf den Rasen. Dann ist aus, Ende, vorbei und als sollte nun einmal wirklich alles wahr werden, was hier 20 Jahre lang nicht einmal ein Traum war, siegt beim Spiel des Konkurrenten RB in Leipzig der Gast aus Meuselwitz. Tabellenführer, und das erstmals nicht nur für eine Nacht...
Die große PPQ-Doku vom Tabellentraumzauberbaum: Vor dem Aufstieg
Nein, diesmal war alles anders. Hier spielt diesmal nicht nur Rot-Weiß gegen Blau-Weiß, nicht nur der ewige Underdog gegen den ehemaligen Europapokalsieger, nicht nur der vor ein paar jahren noch in der fünften Liga ums überlebende kämpfende Fast-Pleite-Verein gegen die selbsternannten "Größten der Welt". Sondern der Tabellenzweite gegen den Tabellenvorletzten, der seit August nur zweimal bezwungene Aufstiegsaspirant gegen eine zuletzt von den eigenen Fans verprügelte Phantommannschaft, ein stabiles Kollektiv gegen ein derzeit vom "Sportdirektor" nottrainierte Elf auf Abruf, die zuletzt im Pokal bei einem Sechsligisten ausschied.
So schlecht, wie sie spielen, können die gar nicht sein, raunt die Tribüne vor dem Anpfiff, der zehn Minuten später ertönt, weil die Polizei in sachsen-Anhalt auch 22 Jahre nach der Wende noch nicht wieder in der Lage ist, 11.000 Fußballfans pünktlich ins Stadion zu lotsen. Das hier ist nicht die Champions League, und das ist ein Glück für die Oberbürgermeisterin der Saalestadt: "Der Fahrer mit dem Kennzeichen HAL-IO 12 steht in der Feuerwehrzufahrt", sagt der Stadionsprecher mitten in die unfreiwillige Wartezeit, "er soll sein Fahrzeug entfernen, sonst wird es abgeschleppt". Das Fahrzeug ist, wie jeder in halle weiß, ein nagelneuer Audi A8 mit Geheimkennzeichen und LED-Licht, in dem das Stadtoberhaupt sich zu wichtigen Dienstterminen fahren lässt.
Was haben wir gelacht. Allerdings nur, bis Magdeburg die erste Chance hat. Nach drei Minuten schießt ein Magdeburger freistehend vor dem Tor einen vor ihm liegenden Hallenser an. So schlecht, wie sie in der Tabelle stehen, sind die gar nicht! Wirklich nicht. denn sie sind viel, viel schlechter. Magdeburg hat keine Mannschaft, sondern einen Sauhaufen aus der ländlichen Börde mit nach Halle gebracht. Halle dagegen beginnt nun, über die Flügel zu kommen: Angelo Hauk trifft nach acht Minuten nur das Lattenkreuz, Dennis Mast schickt zwei Flanken in den Strafraum, die seine Mitspieler nur knapp verpassen. Die "Größten der Welt" sind da, aber sie spielen nicht mit, ganz wie ihre Fans, die als übelgelaunter Haufen schweigend in ihrer Kurve stehen, während der rot-weiße Rest des Stadions schon vorfeiert.
Was kommt, ist ja auch nicht zu übersehen. Dennis Mast braucht noch einen dritten Anlauf, dann klingelt es zum ersten Mal bei FCM-Torwart Tischer. Sechs Minuten später macht Sören Eismann schon alles klar, als er nach einer Ecke zum 2:0 einnickt. Danach schickt Hauk Mast noch einmal, der scheitert an Tischer, dann schlägt ein Magdeburger Feldspieler einen Hartmann-Schuss von der Linie, dann lässt es der HFC gut sein. Höchststrafe für Magdeburg: Minutenlang schieben sich die Gastgeber den Ball zu wie die Deutschen und die Österreicher damals in Gijón. Kommt ein Blauweißer in Ballnähe, ist der Ball schon längst weg. Köhlers Elf will Kräfte sparen für den Rest des Aufstriegsrennens. Schlimmer geht es nicht.
Besser aber haben es die Bauern aus der Bördemetropole auch nicht verdient an diesem Abend. Was da die Farben von Streich, Sparwasser und Pommerenke aufträgt, hat allenfalls Stallburschenniveau: Nach hinten wacklig, nach vorn gar nicht. Auch das mit dem Wie-verwandelt-aus-der-Kabine-kommen können sie nicht, denn nach der Halbzeit geht es genauso weiter wie zuvor. Halle spielt, Magdeburg guckt zu, nicht mal aggressiv sind sie wie noch damals 2008, als ihnen Christian Kamalla nach dem in Magdeburg gewonnenen Pokalfinale eine HFC-Fahne in den Mittelkreis pflanzte wie Abraham Van Helsing einen Pflock in Draculas Herz.
Der Todesstoß. Seitdem ging es in Magdeburg steil bergab, in Halle stabil bergauf. Wie groß der Abstand zwischen beiden Vereinen inzwischen ist, zeigt sich nach dem 3:0, das Marko Hartmann in der 72. Minute erzielt: Es ist hier heute nicht nötig, weiter nach vorn zu spielen. Halle nimmt die Beine hoch, Sven Köhler nimmt nach Telmo Texeira auch Dennis Mast und Hartmann raus und bringt mit Preuß, Wegner und Shala Ersatz, der so noch in keinem Punktspiel auf dem Platz stand.
Das reicht aber allemal. Angelo Hauk trifft noch dreimal fast, Shala hat eine Großchance, die Uhr tickt runter, die Magdeburger Fans ticken aus und werfen ein bengalisches Feuer auf den Rasen. Dann ist aus, Ende, vorbei und als sollte nun einmal wirklich alles wahr werden, was hier 20 Jahre lang nicht einmal ein Traum war, siegt beim Spiel des Konkurrenten RB in Leipzig der Gast aus Meuselwitz. Tabellenführer, und das erstmals nicht nur für eine Nacht...
Die große PPQ-Doku vom Tabellentraumzauberbaum: Vor dem Aufstieg