Unvorstellbar

Das Haus in Neustrelitz ausgeplündert, die Wohnung in Berlin ausgeräumt und von Fremden bewohnt, hausten Hans Fallada und seine zweite Frau Uschi Ende 1945 in einem einzigen Zimmer. Der Schriftsteller hatte 30.000 Mark Steuerschulden, dazu kam eine ausstehende Geldstrafe von 10.000 Mark und mehrere tausend Mark Zechschulden.

Die ersten drei Monate des darauf folgenden Jahres verbrachte Fallada im Krankenhaus. „Sehen Sie, bis zehn Uhr haben wir bereits eine Flasche Schnaps und zwanzig amerikanische Zigaretten hinter uns“, hatte er zuvor einem Bekannten berichtet; das entscheidende Rauschmittel allerdings nicht erwähnt: Morphium. Fallada (geboren 1893, bürgerlicher Name: Rudolf Ditzen) hatte seine erste Entziehungskur bereits 1917 absolviert. Er war seit Jahrzehnten Morphinist. Zuletzt machte er seine Frau, süchtig wie er selbst, dafür verantwortlich, nicht von der Droge loszukommen: „Dass sie mir immer wieder dieses Mistzeugs ins Haus bringt.“

Es scheint unvorstellbar, dass Fallada unter diesen Umständen einen letzten, großen Roman verfasst hat: „Jeder stirbt für sich allein.“ / Sebastian Hammelehle, Spiegel

Hans Fallada:
Jeder stirbt für sich allein.
Aufbau Verlag; 704 Seiten; 19,95 Euro.



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