Unclean?

Unclean? Meine Frage, auf die es viele Antworten gibt. Ich mag es unsaubere. Beruflich musste ich oft das saubere, glatte, perfekte Bild abliefern. Irgendwann beginnt dies zu langweilen. Ziemlich zügig wird der Blick auf leblose Darstellungen unkonzentriert und man bemerkt nicht mehr, dass ein Bild aus Routine und nicht aus Können heraus erstellt wurde. Vielen Betrachtern kommt es nicht auf das mit Können gemachte Bild an, sondern eben nur auf eine Abbildung. So ist das eben, wenn man Bilder für Betrachter machen muss. In meinem fotografischen Ruhestand kann ich mir jetzt Unclean-Bilder leisten.

Wem will ich mit meinen Bildern gefallen? Eine Frage, die sich jeder Fotograf einmal stellen sollte. Ich hatte einmal eine längere Diskussion mit einem Kurator eines Kunstmuseums. Wir diskutierten bei eins, zwei, drei Flaschen Wein und mit jedem zusätzlich eingeführten Tropfen wurde seine Meinung über Kunst-Betrachter härter. Schließlich verstieg es sich … kurz vor dem Verlust der Muttersprache … zur Aussage, dass er nur Betrachter mit Kennerschaft der Könnerschaft zu den heiligen Hallen der Kunst zulassen würde. Was geschieht da? Entsteht eine sektionale Welt mit dem Grundbewusstsein „ihr da draußen – wir hier drin“?

Auffällig ist … und wir haben stets zur Weihnachtszeit die einmalige Gelegenheit zum breiten Studium … tatsächlich eine Aufspaltung der gesellschaftlichen Geschmacksnerven. Egal ob man dem Begriff „Kunst“ nun Vorschub leisten möchte oder nicht, über Geschmack und Geschmacklosigkeit lässt sich vortrefflich streiten. Es ist einfach sich den Button „Künstler“ ans Revers zu heften, aber ich habe noch nie den Begriff „Geschmackler“ gelesen oder gehört. Vielleicht ist mein „Unclean“ auch ein Aufbegehren gegen den guten oder schlechten Geschmack. Im Absatz vorher habe ich die Frage aufgeworfen, wem ich mit meinen Bildern gefallen will. Will ich das überhaupt oder sollen meine Bilder mir selbst gefallen? Ganz ehrlich, meine Bilder sollen mir gefallen und ich habe mich nun einmal in meine Unclean-Bilder verliebt. Manchmal sind sie sinnlos, manchmal gerade durch diese Sinnlosigkeit (in meinen Augen) brillant. Bevor ich mit Sahne auf weiblichen Brüsten herum saue und davon komplett saubere Bilder mache, wähle ich lieber die natürliche, aber unsaubere Variante. Ich mag Bilder unclean, weil das Leben auch nicht klinisch rein ist.


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