“Tammy” von Ben Falcone

Melissa McCarthy spielt Tammy mit voller Inbrunst. Regie führte ihr Ehemann Ben Falcone.

Melissa McCarthy spielt Tammy mit voller Inbrunst. Regie führte ihr Ehemann Ben Falcone.

Etwas korpulentere Menschen – um sie nicht dick nennen zu müssen, was hiermit dennoch geschehen ist – sind ein Ärgernis für die Kinosäle. Nicht, weil sie nicht dem hollywoodschen Schönheitsideal entsprechen, sondern weil sie sich oftmals in Komödien stecken lassen, in denen es hauptsächlich darum geht, dass sie eben dick sind. Damit einher geht oftmals Schusseligkeit, Trägheit und ein gewisses Maß am Anti-Schönheitsideal. “Diese Person ist nicht hübsch, sie hat sich verwahrlosen lassen, deswegen ist sie auch so dick.”

Haben wir nicht MIT Kevin James gelacht, als er noch in King of Queens spielte? Dann aber wurden wir dazu gezwungen ÜBER ihn zu lachen, weil er der dumme Kaufhaus Cop war, der Zoowärter, das Schwergewicht. Allesamt eher peinliche Bemühungen. Warum nur muss es Melissa McCarthy ebenso ergehen? Die freundliche Dame, die bei den Gilmore Girls eine so hübsche Frau darstellte, die sich verlieben durfte, Kinder, Familie – ein harmonisches Leben führte und dabei doch lustig war und die Zuschauer zum lachen brachte. Ganz ohne das Dick-sein. Kaum wird sie auf die große Leinwand gebracht, scheint auch ihr Körper immer mehr in den Vordergrund gerückt zu werden.

Tammy überfällt ein Fast-Food-Restaurant

Tammy überfällt ein Fast-Food-Restaurant

Ganz gleich ob in Brautalarm, Voll abgezockt, Hangover 3, Taffe Mädels oder nun eben in dem – aufgepasst! – von ihr und ihrem Ehemann selbst geschriebenen und inszenierten Tammy: Melissa McCarthy spielt die immer etwas zurückgebliebene, verwahrloste Dicke. Nun könnte man dies als Statement verstehen. „Ich komme mit meinem Körper klar“. Doch wäre es ebenso effektiv, wenn sich McCarthy eben nicht als heruntergekommene Verliererin geben würde, die in jeder neuen Szene einen körperbetonten Witz fabrizieren muss oder gar will.

Ihr neuer Film Tammy ist langatmig. Wer zwischendurch die Augen schließt, verpasst nicht viel und findet schnell wieder Anschluss. Das Konzept ist nicht neu: Zwei Frauen (Tammy und ihre Großmutter, gespielt von Susan Sarandon) gehen auf einen abenteuerlichen Road Trip in Richtung Niagara-Fälle. Dabei passiert mal dies, mal das. Grundsätzlich dreht sich jeder dieser Sketch-Momente jedoch um die bereits genannten Schwächen, die Tammy zu Genüge zu bieten hat. Einzig über Susan Sarandon darf man sich freuen. Sie spielt ihre Rolle als sei sie einst nicht als Louise in Thelma & Louise über eine Klippe gefahren um ein kräftiges Symbol für die Freiheit zu setzen um jetzt ihre Erfahrungen mit der Enkelin zu teilen und vielleicht auch ein wenig um dem Alter zu entfliehen.

Melissa McCarthys Tammy mit ihrer Großmutter, gespielt von Susan Sarandon

Melissa McCarthys Tammy mit ihrer Großmutter, gespielt von Susan Sarandon

Leider schlagen sich beide Frauen viel mehr mit ihren eigenen Problemen umher, als das sie ein Miteinander aufbauen würden. Sarandons Großmutter leidet offenbar unter Sexsucht – was für reichlich unwitzige Witze herhalten muss – und Alkoholsucht, während Tammy wiederum auf das übliche reduziert wird, den Suchtproblemen der Großmutter aber passenderweise noch eine Fresssucht entgegen gesetzt wird. Von Hühnchenschenkeln über heiße Fruchttaschen bis hin zu Käse-Nüssen, irgendwo her muss die Körperfülle ja kommen. Der Film scheut sich nicht seine Hauptdarstellerin oder zumindest Tammy immer wieder vorzuführen.

Darüber lacht das Publikum. Deswegen werden solche Filme gemacht. Es wirkt als wolle man der dicken Bevölkerung einen Spiegel vorhalten um ihnen zu sagen, dass der Rest der Welt über sie lacht. Nicht unbedingt eine sehenswerte Message.

Tammy – Voll abgefahren
96 Minuten, freigegeben ab 12 Jahren, Kinostart: 3. Juli 2014
im Netz: Offizielle Homepage zum Film
alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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