Mehr Energieeffizienz wagen!, Grafik: pixabay.de
Meine vielen Beiträge zum Thema Energieeffizienz trüben vielleicht den Blick auf die Gesamtsituation in Deutschland. Diese Berichte klingen immer sehr euphorisch, bei dem was noch alles möglich ist. Auch aus den Wirtschaftsverbänden hört man, dass sie schon einen so hohen Standard der Energieeffizienz haben. Also muss die Energieeffizienz in Deutschland auf einem recht hohem Niveau sein.
Bericht zur Situation der Energieeffizienz in Deutschland
Nun hat die AG Energiebilanzen e.V. einen Bericht (Download als pdf-Datei) vorgelegt mit ausgewählten Effizienzindikatoren. Und das Ergebnis überrascht, es zeigt, dass die Energieeffizienz in 2012 ausgebremst wurde im Vergleich zu den Vorjahren. Insgesamt betrachtet gab es in 2012 sogar eine geringfügige Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Energieeffizienz. Da konnten auch nicht die Effizienzzuwächse in der Stromerzeugung und in anderen Sektoren der Energieumwandlung und -nutzung helfen.
Als Indikator wurde der Einsatz von Primärenergie für die Produktion von Waren und Dienstleistung im Wert von 1.000 Euro angegeben. Dazu wurden im Jahr 2012 noch 5,6 Gigajoule (GJ) benötigt. Immerhin eine Verbesserung um fast ein Drittel seit 1990 und eine durchschnittliche Steigerung um 1,8 Prozent pro Jahr. Doch in 2012 lag der Effizienzzuwachs nur noch bei 1,4 Prozent.
Entwicklung der Energieeffizienz in einzelnen Sektoren unterschiedlich
Wie sieht es nun in den einzelnen Bereichen aus, wo wurde am meisten gebremst bei der Energieeffizienz und wo lagen die größten Verbesserungen:
- Bei der Stromerzeugung wurde eine Verbesserung der Energieeffizienz gegenüber dem Vorjahr von 1,5 Prozent erreicht. Dazu trugen vor allem neue effizientere Kraftwerke bei, wie auch der Ausbau der erneuerbaren Energien. Der spezifische Energieeinsatz sank damit auf 8,3 MJ je kWh Elektrizität. Der durchschnittliche Wirkungsgrad aller Stromerzeugungsanlagen lag 2012 in Deutschland bei 43,4 Prozent.
- Private Haushalte liegen mit einer jährlichen Verbesserung der Energieeffizienz von 1,0 Prozent unter dem Effizienzzuwachs anderer Verbrauchssektoren. Der Brennstoffeinsatz wurde um 3,5 Prozent effizienter, allerdings stieg der Stromverbrauch in der gleichen Zeit um 0,7 Prozent an. Bezogen auf den Quadratmer Wohnfläche stieg die Energieeffizienz privater Haushalte in 2012 um 2,9 Prozent an.
- Im Bereich von Gewerbe, Handel und Dienstleistungen verschlechterte sich die Energieeffizienz in 2012 um 2,5 Prozent, bezogen auf 1000 Euro Bruttowertschöpfung. Ursache ist vor allem der Einsatz von Brennstoffen, der bezogen auf 1000 Euro Bruttowertschöpfung gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent zunahm. In der Betrachtung der langfristigen Effizienzsteigerung liegt dieser Bereich mit einer durchschnittlichen Verbesserung von 2,3 Prozent seit 1990 auf dem 2. Platz hinter dem Verkehrssektor.
- Die Industrie konnte die Energieeffizienz, bezogen auf 1000 Euro Bruttoproduktion, mit 0,3 Prozent geringfügig verbessern. Im Gegensatz zu anderen Bereichen konnte die Industrie die Effizienz beim Brennstoffeinsatz gegenüber 2011 um 2,1 Prozent erhöhen. Dies lag aber auch an dem um 3,7 Prozent höheren Stromverbrauch, verglichen mit dem Vorjahr. Machen sich da etwa die Ausnahmen bei Netzentgelten und EEG-Umlage bemerkbar?
- Im Verkehr konnte die Energieeffizienz konjunkturbedingt nur um 0,6 Prozent zulegen. Der langjährige Jahresdurchschnitt liegt bei 2,9 Prozent.
Mehr Anstrengungen für erfolgreiche Energieeffizienz notwendig
Auch wenn die Entwicklung der Energieeffizienz seit 1990 immer noch hervorragend ist, sieht man dennoch deutlich eine Abschwächung im letzten Jahr. Und was heißt hervorragend, wenn der Mittelwert im langjährigen Durchschnitt bei 1,7 Prozent pro Jahr liegt und die letzte Bundesregierung bis 2050 eine Verbesserung der Energieproduktivität von 2,1 Prozent pro Jahr anstrebt? Das heißt wir liegen deutlich hinter den selbst gesteckten Zielen der Bundessregierung. Weit dahinter wird die neue Bundesregierung nicht zurück können, denn die EU Energieeffizienzrichtlinie fordert eine jährliche Einsparung von 1,5 Prozent der Endenergie bis 2020.
Anlässlich der gestrigen Bundestagswahl fordert die Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) endlich effektive Strategien gegen die Energieverschwendung rasch zum zentralen Verhandlungsgegenstand der künftigen Energiepolitik zu machen. Nur so könnten teure Importe Öl und Gas sowie unnötig hohe Ausbaukosten für die Stromversorgung deutlich reduziert und die Energiewende kostenverträglich gestaltet werden.
via heise.de