Vom 28.05.2013 bis zum 22.06.2013 befand ich mich in der M&I Fachklinik Bad Pyrmont. Die Entscheidung zur Reha (Kur) kam nicht wegen meines Übergewichtes, sondern aufgrund orthopädischer Ursachen.
Seit 2011 habe bekomme ich bei längerem stehen, laufen und sitzen Schmerzen in der Hüfte links.
Woher das Leiden genau Resultiert ist nicht ganz klar, aber es ist hauptsächlich ein Muskuläres Problem. Die starke Gewichtszunahme durch meine Schilddrüsenunterfunktion spielt hierbei sicherlich auch eine große Rolle.
Hauptziel meiner Reha war die Mobilisation wieder herzustellen. Es ist keine Frage, dass ich mein Gewicht reduzieren muss. Doch wäre ich in eine Kuranstalt nur dem Abnehmen willen, bin ich mir sicher, dass ich nicht so viele Erfolge feiern könnte wie jetzt. Es bringt mir persönlich nichts, wenn ich mich nur um die Gewichtsabnahme kümmere aber weiterhin schmerzen in der Hüfte, Taubheitsgefühle am Oberschenkel habe und nicht mobil bin!
Die Verpflegung in der Kur
Das Mittagessen in der Kur war größtenteils gut. Hin und wieder gab es einige Kritikpunkte, doch im großen und ganzen hat es geschmeckt. Vermisst habe ich aber Gemüse und Gewürze. Es ist mir klar, dass man in einer Großküche eventuell sparsam mit Gewürzen umgeht, jedoch weiß ich auch, dass es besser geht. Was nützt das leckerste Essen, wenn es nicht anständig gewürzt ist. Das Positive, man konnte sich anhand einer Speisekarte jeweils die gesamte Woche aussuchen was man essen möchte. Zur Auswahl standen:
- Menü 1 – Normale Kost
- Menü 2 – Schonkost
- Menü 3 – Vegetarisch
Das Ambiente des Restaurants gleicht dem eines Hotels. Ein sehr großer Speisesaal mit 2 Buffets. Nur zum Frühstück und zum Abendessen musste ich an das Buffet. Das Mittagessen bekam jeder durch die Service Mitarbeiter an den Tisch.
Die Philosophie hinter der Ernährung in der Kuranstalt ist die der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, kurz DGE. Jeder der sich ein wenig mit der Thematik Ernährung auseinander setzt wird sich jetzt sicherlich die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Gesunde Ernährung sind anders aus.
Die gesunde Ernährung
Am 3. Kur Tag erhielten wir einen Ernährungsvortrag einer Diät-Assistentin. Nachdem ich schon zu Beginn den Ernährungskreis der DGE am Tageslichtprojektor sah, wollte ich den Vortrag eigentlich vorzeitig verlassen. Doch ich dachte mir, ich höre es mir mal an was die Diät-Assistentin über “gesunde” Ernährung so alles Erzählt.
Ernährungspyramiden gibt es zu Hauff im Internet. In diesen Pyramiden werden die Lebensmittel in Gruppen eingeteilt. Sie sollen zeigen wie eine “gesunde” Ernährung aussehen soll/kann.
Laut der DGE sollte die Ernährung Hauptsächlich aus Getreideprodukten bestehen. Das ist sehr Interessant, denn das ist von einer gesunden Ernährung Meilenweit entfernt. Besonders Getreideprodukte aus Weizen sind Krankmacher und fördern Entzündungen im Körper. Gerade bei Rheumapatienten kann dies zu fatalen Folgen führen. Bei Rheuma ist es besonders wichtig sich gesund zu Ernähren.
Desweiteren wurde im Vortrag erwähnt Milch zu trinken um den Kalziumhaushalt zu decken. Das klang für mich wie eine der Werbungen im Fernsehen, die Getreide Snacks, Müsli, Frühstückskeks, Schokoriegel mit Milch und Fruchtgummi mit Vitaminen als gesund verkaufen. Das einzige was diese Sachen gemeinsam haben sind Zucker, der Krankmacher Nr. 1 auf der Welt.
Bleiben wir doch kurz bei diesen Snacks. In vielen Abnehmsendungen und auch im Internet wird mit Würfelzucker aufgezeigt, wie viel sich davon in einem zuckerhaltigem Getränk befindet. Doch wie sieht es denn mit diesen “gesunden” Snacks aus?
- Knoppers 1 St. (25g) = 3 Würfelzucker als Frühstückchen. Na hier kann der Tag doch optimal beginnen!
- Kinderschokolade 1 St. (12,5g) = 2 Würfelzucker. Und eine gesunde Portion Milch ist natürlich nicht enthalten.
- Lachgummi Nimm 2 – 20g = 5 Würfelzucker. Was die Vitamine angeht, müsste man min. 600g, also 4 Packungen Lachgummi essen, um den Tagesbedarf an Vitamin C eines Erwachsenen zu decken. Doch bevor man das schafft, bekommt man wohl eher einen Zuckerschock!
Es sind nur wenige Beispiele von vielen. Ich verteufel diese Süßigkeiten nicht, aber mann muss sie sehen als das was sie sind, und zwar als Süßigkeiten!
Doch zurück zum Hauptbestandteil der Ernährung. Getreideprodukte sollten nicht den Hauptteil ausmachen. In der Kur jedoch gab es morgens und abends Brot und Brötchen. Das liegt aber vielleicht nicht nur daran, dass sich die Küche strikt an die DGE hält, sondern da es mit dem vorhandenen Budget (2,80 Euro pro Tag/ Person) wohl sonst nicht klar kommt. Es gibt sicherlich Wege es zu verbessern, aber um hier etwas genaues schreiben zu können, müsste ich mit den Entscheidern am Tisch sitzen. Der wichtigste Bestandteil erhält das kleinste Budget. Kurbesucher die schon 2 Jahren zuvor in der m&i Fachklinik waren bestätigen, dass es früher mehr Obst und Gemüse und mehr Auswahl an Salaten am Buffet gab. Das ist sehr schade. Eine gesunde Lebensweise beginnt bei der Ernährung!
In der gesamten Zeit meines Kuraufenthaltes hätte ich aufgrund meines Übergewichtes als Therapie mehrere Sitzungen zur Ernährungsberatung und auch in die Diätküche müssen. Doch nach dem Vortag habe ich mich aus allem was mit Ernährung zu tun hat sofort austragen lassen.
Die Kuranstalt
Am Ankunftstag (28.05.2013) gab es die Erstuntersuchung. Einen Tag später hatte ich auch schon meinen Therapieplan für diese Woche. Dann folgte an jedem Freitag zur Mittagszeit der Therapieplan für die kommende Woche.
Am der Rezeption gibt es kleine Schließfächer, die als Postfächer genutzt werden. Der Zimmerschlüssel passt in die jeweilige Schließfachnummer die mit mit der Zimmernummer identisch ist. Hier muss man täglich mehrere Male nachschauen, ob es Neuigkeiten gibt. Veränderungen, Post etc.. Es gibt im Haus 2 wo ich unterbebracht wurde 210 Schließfächer.
Die Kuranstalt setzt sich aus 2 Häusern zusammen. Das Haus 1 (Hotel Senator) und der M&I Fachklinik. Die Häuser sind mit einem etwa 30m langen Glasdurchgang miteinander verbunden. Im Haus 1 wohnen die Selbstzahler und im Haus 2 Kurpatienten mit Rentenversicherung Bund als Kostenträger.
Beide Häuser ähneln sich sehr und haben den typischen Hotel-Charakter. Es ist ein nettes Ambiente und man fühlt sich sofort wohl.
Die Behandlungen – Therapien
Pro Tag sind bis zu 7 Therapien in dem Therapieplan vermerkt. An manchen Tagen mal weniger und an anderen mehr. Folgende Therapien hatte ich in meinem gesamten Kuraufenthalt:
- Rückenschule – Immer morgens. Sehr interessante Übungen um die Rückenmuskulatur und die Wirbelsäule zu stabilisieren.
- Tai Chi – Diese Therapie entdeckte ich erst nach der ersten Woche. Sie findet stets morgens statt, noch vor allen anderen Therapien. Man startet mit Energie in den Tag.
- Moorpackungen – Hier legt man sich auf dünne und warme Platten mit Moor und wird wie ein Baby in Papier eingepackt. Wirkt entspannend.
- Reflektorische Entspannung – Das liegen auf der Nadelreizmatte ist die beste Entspannung, die ich bisher erleben durfte!
- Nordic Walking – Nach einer kurzen Einweisung kann man täglich am Walking teilnehmen. Findet immer um 09 Uhr morgens statt.
- Aquawalking – Ähnlich dem Nordic Walking. Gelenkschonend.
- Wirbelsäulen-Gymnastik Wasser – Nach einem kurzen warmlaufen im 1,45m tiefen Wasser werden mit Schaumstoffhanteln o.ä. verschiedene Übungen absolviert.
- Physiotherapie – Mit Pezziball, Gymnastikmatte und Therabändern werden hier je nach Krankheitsbild Übungen absolviert.
- MTT – Medizinische Trainingstherapie – Rehatraining je nach Krankheitsbild an verschiedenen Rehageräten, Hanteln, Ergometern und Crosstrainern.
- Klassische Massage
- Freies Schwimmen an Di, Do, Fr, Sa und So. Nur nach Freigabe vom Stationsarzt.
- Verschiedene Schulungen – Wirbelsäule, Ernährung, Hilfsmittel im Alltag nutzen
Ich habe mit diesen Therapien sehr große Fortschritte erzielt. Für mich war dieser Kuraufenthalt ein voller Erfolg.
Mein Erfolg mit den Therapien
Vor der Kur konnte ich weder lange stehen, sitzen noch laufen ohne das ich im unteren Rücken schmerzen bekam und die äußeren Oberschenkel taub wurden. Somit war ich in meiner Mobilität sehr stark eingeschränkt. Lange Spaziergänge mit den Hunden war nur mit mehreren Pausen möglich. Langes sitzen im Auto war mir z.B. nicht möglich. Genauso wie langes stehen in einer Schlange im Supermarkt. Alles war mit Schmerzen verbunden.
Schon nach der ersten Woche bin ich mehr als 4km gelaufen; ohne die bisher bekannten Probleme. Das ist für mich wie ein Lottogewinn. Denn nichts ist schöner als wieder Fit zu werden.
Ich habe all meine Therapien ernst genommen und bei sportlichen Aktivitäten immer 100% gegeben. Doch ich habe schnell am eigenen Körper erfahren müssen, dass voller Einsatz nicht immer gut für mich ist. Beim Nordic Walking war ich am ersten Tag sehr gut drauf und bin allen davon gelaufen. Doch das rächte sich, indem sich mein rechtes Knie meldete. Dazu kam der Schienbeinschmerz und ich musste 1 Woche mit Nordic Walking pausieren.
In der 3. Woche bekam ich dann eine Einzelstunde mit Walking verschrieben. Wir liefen hier stets Bergauf und es war toll, dass ich soweit gekommen bin.
Nach 3 1/2 Wochen kann ich nun wieder längere Strecken laufen ohne Schmerzen zu bekommen. Auch längeres stehen ist wieder möglich. Doch das ist mir nicht genug.
Von meiner Stationsärztin wurde mir für die Zeit nach der Kur das Rehaprogramm “Irena” verschrieben. Hier bekomme ich innerhalb 3-6 Monaten 24 Termine um meine Reha hier in Wohnortnähe fortzuführen.
Aber nicht nur das. Ich habe meinen Trainingsplan komplett verworfen und werde mein Rehaprogramm auch in meinen Trainingsplan aufnehmen. Noch in der Kuranstalt habe ich mir die Nadelreizmatte aus meiner Therapie besorgt. Diese wird dort 11 Euro günstiger angeboten als im Internet. Ich habe dafür 35 Euro bezahlt.
Tai Chi, Rückenschule, Physiotherapie, Reflektorische Entspannung und das MTT werde ich fortführen. Mein klassisches Krafttraining bleibt natürlich bestehen, aber ich werde alles anpassen.
Abnehmen in der Kur
Schon am ersten Tag wurde mir klar, dass man mit dem Ernährungsplan der Kuranstalt nicht erfolgreich abnehmen kann. Zum einen sind es teils zu wenig Kalorien und zum anderen die Brotlastige Ernährung.
Also habe ich mir für die gesamte Zeit selbst einen Ernährungsplan erstellt. Da es zu wenig Obst gab, habe ich mir im Supermarkt selbst mein Obst besorgt. Trauben, Bananen, Birnen, Äpfel, Nektarinen, Aprikosen.
Außerdem habe ich mir Quark, Frischkäse, Körnerkäse und Vollkorn Salzstangen besorgt. Ich hatte aber auch meine Proteinpulver dabei. Whey Protein und Caseinprotein.
Somit habe ich die mir empfohlenen Kalorien pro Tag von 1000-1200 Kalorien auf bis zu 2000-2500 Kalorien und mehr angehoben. Mal mehr und mal weniger. Je nachdem, wie mein Therapietag aussah. Bei den ganzen Therapien, sportlichen Aktivitäten und der Bewegung sind 1000-1200 Kalorien für eine Person meiner Statur einfach viel zu wenig. Da katapultiert man den Stoffwechsel regelrecht in den Keller!
Am Wochenende gab es auch immer etwas mehr zu essen. Es war zwar kein Schlemmertag, aber ich lag immer so zwischen 3000-4500 Kalorien. Mal am Freitag und mal am Samstag.
Ich habe das Thema Abnehmen und Ernährung in der Kur auch mit Ärzten und Therapeuten besprochen. Sie wissen, dass das so nicht funktionieren kann.
Auch habe ich das Gespräch mit ein paar anderen Übergewichtigen gesucht. Sie hatten nach 3-4 Wochen zwischen 3-4kg abgenommen. Manche noch weniger bis gar nichts. Einige haben sogar zugenommen!
Begründet wurde die geringe Abnahme oft mit Muskelaufbau. Also das man innerhalb 2-3 Wochen so viel Muskeln aufgebaut hätte, dass die Wage nicht weniger anzeigen kann. Das kann so ich leider nicht stehen lassen. Ein Muskelaufbau in so kurzer Zeit ist nicht möglich. In kurzer Zeit kann man nur erfolgreich Muskeln mit gezieltem Krafttraining und der richtigen Ernährung schaffen. Aber nicht in 3 Wochen!
Die Waage ist natürlich nicht das Maß der Dinge. Aus diesem Grund habe ich bei meinen Leidensgenossen nachgefragt, ob sie ihre Maße vor Kurantritt genommen haben. Leider nicht. Daher kann ich hierzu nichts sagen.
Im Grunde ist es egal wie viel jeder abgenommen hat. Denn jedes Kilo zählt!
Meine Gewichtsabnahme
Vor Kurbeginn dachte ich ja noch, dass ich 20-25 Kilo weniger wiege. Bisher wog ich mich auf dem Wii-Board. Diese hat eine eingebaute Waage, die man für einige Spiele benötigt. Natürlich haben solchen Waagen eine kleine Abweichung, aber dass es so viel sein wird, damit hätte ich nicht im Traum gerechnet.
Als ich in der Kur auf der Waage stand, habe ich erst mal schlucken müssen. Ich bin auch auf eine zweite Waage gestanden, die sich in einem anderen Schwesternzimmer befindet. Natürlich habe ich auf der Zugfahrt von Ulm nach Bad Pyrmont keine 25kg zugenommen. Ich rief meine Frau an und bat sie auf die Waage zu steigen. Und siehe da, diese zeigte in etwa 25kg weniger an. Meine Frau wog mit dem Wii-Board gerade mal 33kg. Also ab in den Müll damit!
In der Kur habe ich zu Beginn 191,4kg gewogen. Das war kurz ein Dämpfer, aber daran kann ich nichts ändern.
Mein Ergebnis für 25 Tage (3 1/2 Wochen) beträgt:
-8,1kg
Es ist für mich ein entscheidender Erfolg. Zu Hause geht es mit dem Abnehmen natürlich weiter. Mein Ziel ist noch lange nicht erreicht!
Im Nachhinein kann ich über meinen Kuraufenthalt nur positives Berichten. Bei der Ernährung in der Kuranstalt gibt es zwar Handlungsbedarf, aber man kann seine Ernährung selbst anpassen.
Die Ärzte, Service Mitarbeiter, Putzfrauen und all die Therapeuten sind sehr nett, zuvorkommend und hilfsbereit. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht in der Kur und falls bei jemanden von euch ebenfalls eine Kur in Aussicht steht, kann ich die M&I Fachklinik in Bad Pyrmont guten Gewissens empfehlen.
Wie es weiter geht schreibe ich in den kommenden Tagen.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg beim Abnehmen.