"Eine Krankenschwester, die einen Sterbenden begleitet, ist für mich ein Held, den man nicht mit Geld bezahlen kann", schrieb Wagner vor einiger Zeit. Wahrscheinlich hat Wagner in seiner ungelenken Ausdrucksweise den Nagel auf den Kopf getroffen, die Erklärung für die schlechte Bezahlung existenziell notwendiger Berufe geliefert.
Denn man kann solche Berufe tatsächlich nicht mit Geld aufwiegen, weshalb man es vermutlich auch gar nicht erst übermäßig versucht. Man dankt stattdessen mit einem Nicken, mit öffentlichem Lob und Respektsbekundungen oder mit einem Anschiss, wenn die Bettpfanne nicht rechtzeitig und mit einem adäquaten Lächeln geleert wurde. Man könnte einer Krankenschwester auf einer Palliativstation auch fünftausend Euro nach Steuern überweisen: man könnte diese Tätigkeit trotzdem nicht mit Geld in Relation setzen. Warum also es also überhaupt versuchen? Das verbietet doch schon der gesunde Menschenverstand, wird man sich dort, wo man Löhne vorschreibt, moralisierend denken; es würde doch diese Tätigkeit, die eigentlich unbezahlbar ist, entweihen, wenn man die hehre Tat mit profanen Münzen in Korrelation setzen würde.
Einer Krankenschwester, die den Kot anderer Leute abwischt und einem Sterbenden halbwegs hoffnungsspendend den Handrücken streichelt, kann man doch angemessener bezahlen: mit netten Worten, mit Lob, mit Floskeln wie "Wenn wir Sie nicht hätten!" oder "Wie gut, dass wir Sie haben!" - Helden, die man mit Geld nicht bezahlen kann, wie Wagner so blumig sagt; Helden, die man deswegen auch nicht mit Geld, sondern mit Wohlwollen begleicht. Einem Sachbearbeiter oder einem Bankangestellten kann man damit nicht kommen. Was will man ihm denn sagen? Es wäre geradezu lächerlich, einer solchen Profession existenzielle Bedeutung zu bemessen, sie ins Unbezahlbare zu erheben. Man kann solche Berufe nur schwerlich in fast schon metaphysische Notwendigkeiten emporloben; man weiß ja auch gar nicht, wo man anfangen soll aus Mangel an Ansatzpunkten. Anträge abzustempeln oder Konten zu sperren ist mit dem Entleeren gut abgefüllter Bettpfannen nicht mal im Ansatz vergleichbar.
Daher muß man solche Berufe, die auf den ersten, zweiten und dritten Blick keinen existenziellen, keinen gesellschaftlichen oder menschlichen Ertrag haben, ordentlich honorieren. Wie will man einem Banker denn sonst Respekt bekunden? Mit Lob oder Respektsäußerungen geht es ja nichts besonders gut - niemand braucht ihn, niemand will ihn, empfangene Verachtung ist sein täglich' Brot. Nein, er muß gut bezahlt werden, weil niemals jemand zu ihm sagen würde "Wenn wir Sie nicht hätten!", weil niemand ihm dankend die Hände schüttelt und ihm Anerkennung zollt, ihm voller Dankbarkeit einige Scheinchen in die Kaffeekasse steckt. Solche üppig dotierten Berufe unterstreichen doch nur, um welche arme Sau es sich doch handelt - die opulenten monatlichen Überweisungen auf sein Konto sind Surrogat dafür, dass er eigentlich ein nutzloser Tropf ist.
Helden, die man nicht mit Geld bezahlen kann - Antihelden, die man nur mit Geld ausgleichen kann. Was Wagner ganz anders meinte, flapsig und im alltäglichen Duktus, in dem man schnell mal von der Unbezahlbarkeit einer bequemen Unterhose oder einer endlich verrichteten Notdurft spricht, ist gar nicht so weit hergeholt. Denn eigentlich kann man die Leistung, die in einem Pflegeberuf erbracht wird, gar nicht bezahlen - und man versucht es auch erst gar nicht. Hierfür gibt es gesellschaftliche Anerkennung als Ausgleich. Wer sich den Rücken ruiniert oder zum Alkoholiker wird, weil er sterbende Leiber nicht mehr ertragen kann, der wird nicht reich, aber man respektiert seine Leistung wenigstens insofern, dass die Öffentlichkeit mit einstudierten Phrasen immer wieder verkündet, wie wichtig solche Leute doch sind. Und diejenigen, denen man eine solche Wichtigkeit nicht nachsagen will, die honoriert man ausgiebig, damit sie nicht bis zur Pflegebedürftigkeit traurig werden und von solchen gepflegt werden müssen, die uns unbezahlbar sind...
Denn man kann solche Berufe tatsächlich nicht mit Geld aufwiegen, weshalb man es vermutlich auch gar nicht erst übermäßig versucht. Man dankt stattdessen mit einem Nicken, mit öffentlichem Lob und Respektsbekundungen oder mit einem Anschiss, wenn die Bettpfanne nicht rechtzeitig und mit einem adäquaten Lächeln geleert wurde. Man könnte einer Krankenschwester auf einer Palliativstation auch fünftausend Euro nach Steuern überweisen: man könnte diese Tätigkeit trotzdem nicht mit Geld in Relation setzen. Warum also es also überhaupt versuchen? Das verbietet doch schon der gesunde Menschenverstand, wird man sich dort, wo man Löhne vorschreibt, moralisierend denken; es würde doch diese Tätigkeit, die eigentlich unbezahlbar ist, entweihen, wenn man die hehre Tat mit profanen Münzen in Korrelation setzen würde.
Einer Krankenschwester, die den Kot anderer Leute abwischt und einem Sterbenden halbwegs hoffnungsspendend den Handrücken streichelt, kann man doch angemessener bezahlen: mit netten Worten, mit Lob, mit Floskeln wie "Wenn wir Sie nicht hätten!" oder "Wie gut, dass wir Sie haben!" - Helden, die man mit Geld nicht bezahlen kann, wie Wagner so blumig sagt; Helden, die man deswegen auch nicht mit Geld, sondern mit Wohlwollen begleicht. Einem Sachbearbeiter oder einem Bankangestellten kann man damit nicht kommen. Was will man ihm denn sagen? Es wäre geradezu lächerlich, einer solchen Profession existenzielle Bedeutung zu bemessen, sie ins Unbezahlbare zu erheben. Man kann solche Berufe nur schwerlich in fast schon metaphysische Notwendigkeiten emporloben; man weiß ja auch gar nicht, wo man anfangen soll aus Mangel an Ansatzpunkten. Anträge abzustempeln oder Konten zu sperren ist mit dem Entleeren gut abgefüllter Bettpfannen nicht mal im Ansatz vergleichbar.
Daher muß man solche Berufe, die auf den ersten, zweiten und dritten Blick keinen existenziellen, keinen gesellschaftlichen oder menschlichen Ertrag haben, ordentlich honorieren. Wie will man einem Banker denn sonst Respekt bekunden? Mit Lob oder Respektsäußerungen geht es ja nichts besonders gut - niemand braucht ihn, niemand will ihn, empfangene Verachtung ist sein täglich' Brot. Nein, er muß gut bezahlt werden, weil niemals jemand zu ihm sagen würde "Wenn wir Sie nicht hätten!", weil niemand ihm dankend die Hände schüttelt und ihm Anerkennung zollt, ihm voller Dankbarkeit einige Scheinchen in die Kaffeekasse steckt. Solche üppig dotierten Berufe unterstreichen doch nur, um welche arme Sau es sich doch handelt - die opulenten monatlichen Überweisungen auf sein Konto sind Surrogat dafür, dass er eigentlich ein nutzloser Tropf ist.
Helden, die man nicht mit Geld bezahlen kann - Antihelden, die man nur mit Geld ausgleichen kann. Was Wagner ganz anders meinte, flapsig und im alltäglichen Duktus, in dem man schnell mal von der Unbezahlbarkeit einer bequemen Unterhose oder einer endlich verrichteten Notdurft spricht, ist gar nicht so weit hergeholt. Denn eigentlich kann man die Leistung, die in einem Pflegeberuf erbracht wird, gar nicht bezahlen - und man versucht es auch erst gar nicht. Hierfür gibt es gesellschaftliche Anerkennung als Ausgleich. Wer sich den Rücken ruiniert oder zum Alkoholiker wird, weil er sterbende Leiber nicht mehr ertragen kann, der wird nicht reich, aber man respektiert seine Leistung wenigstens insofern, dass die Öffentlichkeit mit einstudierten Phrasen immer wieder verkündet, wie wichtig solche Leute doch sind. Und diejenigen, denen man eine solche Wichtigkeit nicht nachsagen will, die honoriert man ausgiebig, damit sie nicht bis zur Pflegebedürftigkeit traurig werden und von solchen gepflegt werden müssen, die uns unbezahlbar sind...