Nachwuchskräfte finden und binden

Geht den Tischlern der berufliche Nachwuchs aus? Wie lassen sich Ausbildungsabbrüche verhindern? Welche Möglichkeiten gibt es zur Konfliktlösung in Schule und Beruf? Unterschiedlichste Fragen – und vor allem auch entsprechende Antworten – rund um das Thema Ausbildung standen in diesem Jahr auf dem Programm der Berufsbildungstagung des Fachverbandes Tischler NRW. Über 120 Ausbilder, Lehrlingswarte und Berufsschullehrer durfte der Vorsitzende des Berufsbildungsausschusses, Jürgen Heller, Ende März in Monschau begrüßen.

Ein zentraler Punkt war dabei die neue, bundesweite Nachwuchskampagne, die am 15. Mai 2011 offiziell startet. Im Kampf um den Tischler Schreiner Deutschland-Pokal (kurz: TSD-Pokal) müssen Jugendliche erst im Internet, dann auf Innungs-, Landes- und schließlich auf Bundesebene kreative Aufgaben aus dem Bereich des Tischlerhandwerks lösen. Dabei soll selbstverständlich auch der Spaßfaktor nicht zu kurz kommen.

Begleitet wird die Nachwuchskampagne in NRW durch einen kurzen Videofilm, der den Jugendlichen das Berufsbild des Tischlers näher bringen soll. Schnelle Schnitte, ungewöhnliche Kameraeinstellungen und coole Musik gemischt mit Informationen zum Gewerk – die erste Rohfassung kam bei den Tagungsteilnehmern gut an. Der Clou: Den fertigen Film können Betriebe später um einen individuellen Teil ergänzen und ihn so als Werbefilm für das Unternehmen beispielsweise auf der eigenen Webseite platzieren.

Um Webseiten und das komplexe Thema Internet ging es auch in dem Vortrag von Moritz Becker. Der Sozialpädagoge hat sich auf die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert und erläuterte auf sehr unterhaltsame und informative Weise, wie unterschiedlich Erwachsene und Jugendliche das Netz nutzen. „Für Erwachsene ist das Internet funktional – ein Werkzeug, das ihnen hilft, ihre Aufgaben zu erledigen“, sagte Moritz Becker. „Jugendliche verwenden das Internet zur Zerstreuung, als Spielzeug.“ Auch E-Mails werden von den beiden Gruppen unterschiedlich gesehen und genutzt. „E-Mails sind für Jugendliche Erwachsenenkommunikation“, sagte Moritz Becker. „Sie selbst bewegen sich vielmehr in Chatprogrammen oder sozialen Netzwerke wie Facebook.“ Wichtig sei es, so Becker, die Jugendlichen in ihrer Mediennutzung ernst zu nehmen und zu verstehen – und sich im Internet auch durchaus von ihnen leiten zu lassen.

Im Bereich der allgemeinbildenden Schulen haben sich die PISA-Studien als internationale Leistungsuntersuchungen seit über zehn Jahren etabliert. Gemeinsam mit der Forschungsgruppe berufliche Bildung machte sich Prof. Dr. Felix Rauner von der Universität Bremen nun daran, einen ähnlichen Test auch für die Berufsbildung zu entwickeln. KOMET – so der Name des Projektes – beschäftigte sich ganz konkret mit der Messung beruflicher Kompetenz im Berufsfeld Elektronik. Aus drei Jahren Testpraxis bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung haben die Forscher ein Kompetenz- und Messmodell entwickelt, mit dem Testgruppen aus verschiedenen Ausbildungsformen – duale Berufsausbildung, Fachschulen, Berufsfachschulen – verglichen werden können. Die Projektplanung sieht vor, in der nächsten Zeit neben der Elektronik weitere Berufe und Berufsfelder einzubeziehen. Prof. Rauner: „Aus den Daten zu beruflicher Identität, Engagement und der Ausgestaltung betrieblicher und schulischer Ausbildung können dann Empfehlungen zur Berufsbildungspraxis entwickelt werden.“

Dem Thema Krisensituationen in der Ausbildung widmete sich Walter Bourichter. Der ehemalige Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Münster stellte die Initiative VerA vor – ein Projekt zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen. In NRW wurde im Tischlerhandwerk im Jahr 2010 jedes neunte Ausbildungsverhältnis vorzeitig gelöst. „Dieser Tendenz möchten wir entgegenwirken“, betonte Walter Bourichter. Bei Problemen stellt VerA Auszubildenden kostenlos einen erfahrenen und ehrenamtlichen Ausbildungsbegleiter zur Seite. Ob Unzufriedenheit, Prüfungsangst oder Streit mit dem Chef – bei Bedarf wird der Azubi bis zum Ende der Ausbildungszeit begleitet.

Wie man als Ausbilder oder Lehrer mit Konflikten am besten umgeht, stellte der Coach Jürgen Lüke in seinem Vortrag dar. Anhand von zwei Rollenspielen erläuterte er eine mögliche Lösung zweier typischer Situationen: die Berufsschülerin, die regelmäßig zu spät zum Unterricht kommt und der Azubi, der sich vom Gesellen ungerecht behandelt fühlt. „Entscheidend ist, den Menschen und nicht das Problem in den Mittelpunkt zu stellen“, so Jürgen Lüke. Der Ausbilder oder Lehrer solle nicht als Ratgeber, sondern vielmehr als Fragesteller auftreten – so werde der Auszubildende dabei unterstützt, selbst eine Lösung für die Konfliktsituation zu finden.


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