Mein Aufreger der Woche: Gute Franzosen, böse Deutsche.

Mein Aufreger der Woche war der SPIEGEL-Artikel „Im Land der Niedertracht“ von Jakob Augstein. „In Deutschland wird ein Buch der Niedertracht zum Bestseller. Das ist beschämend.“, erklärt uns der Autor bereits in der Einleitung und vergleicht das erfolgreichste Sachbuch der deutschen Geschichte mit einem Heftchen (13 Seiten Text, 16 Seiten Anmerkungen und Werbung) aus Frankreich von Stephane Hessel, einem 93-jährigen Diplomaten und Lyrikers. Stephane Hessel ist zudem Überlebender des KZ-Buchenwald.

Herr Hessel schrieb wie gesagt ein Heftchen, welches man für drei Euro an jedem Kiosk in Frankreich kaufen kann und den Titel trägt „Empört Euch!“ In ZETTELS RAUM kann man das und grundsätzliche Informationen zu diesem Heft und den Ansichten von Herrn Hessel (die nebenbei bemerkt vielleicht gar nicht soweit von Sarrazin entfernt liegen) nachlesen.

Diese kurze Schrift stellt Herr Augstein tatsächlich einem recht umfangreichen Werk von Sarrazin gegenüber. Natürlich kann auch ein kurzer Text mehr Substanz haben wie ein langer, aber es ist dann schon bemerkenswert, wenn so eine kurze Schrift dafür herhalten muss, das in Frankreich alles viel besser sei. Gleichzeitig nimmt er die Deutschen in Sippenhaft und offenbart seine Verachtung für das eigene Volk, wie es nur Linke können.

Es hätte ein großes Erschrecken durch dieses Land gehen müssen, als klar wurde, dass Sarrazins Buch das bestverkaufte seiner Art sein würde. Ein Innehalten. Ein Schämen. Es ist da ein tiefsitzender Rassismus deutlich geworden, der sich nach oben arbeitet, der durchbricht, der sich was traut. Man kann offenbar solche Sachen wieder sagen:

Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.

Es macht keinen Spaß, diese Feststellung zu treffen: In Frankreich wurde ein Buch der Hoffnung zum Bestseller. In Deutschland ein Buch der Niedertracht. Wie kommt es, dass die deutsche Empörung etwas Böses hat und die französische etwas Befreiendes? Wie kommt es, dass die Franzosen Stéphane Hessel haben und wir Thilo Sarrazin?

Bis heute verstehe ich nicht was an dem Satz, den man „offenbar“ „wieder sagen“ kann rassistisch ist. Wem ich meine Anerkennung zukommen lasse ist doch eine rein subjektive Entscheidung. Anerkennung erhält man normalerweise für eine Leistung die über das bloße existieren hinausgeht. Wenn jemand vom Staat lebt (erste Bedingung), dann diesen Staat ablehnt (zweite Bedingung), für die Ausbildung der eigenen Kinder nicht sorgt und trotzdem unverantwortlich weiter Kinder zeugt (dritte Bedingung), dann bekommt er die Anerkennung von Sarrazin nicht.

„Kopftuchmädchen produziert“ ist der Angriffspunkt und soll Sarrazin in die rechte Ecke stellen. Wer das Interview im Lettre International gelesen hat, aus dem das Zitat entnommen ist, weiß das dieses Wort in einem größeren Zusammenhang gefallen ist. Er beklagt das Kinder in manchen Fällen nur wegen höherer Sozialtransfers gezeugt werden. Für diesen Anreiz im deutschen System ist allerdings in meinen Augen nicht der Transferempfänger verantwortlich. Trotzdem diese Aussage taugt nicht zur Kenntlichmachung eines Rassisten.

Warum mich der Artikel so aufregte ist dem Autor geschuldet, der mir schon einmal sehr negativ aufgefallen ist.

Der Autor des Textes Jakob Augstein ist Erbe von SPIEGEL-Gründer Rudolf Augstein, somit Anteilseigner des SPIEGELs, leiblicher Sohn von Martin Walser und Inhaber der linken Wochenzeitung DER FREITAG.

Schauen Sie mal wie er sich schon in einem früheren Fall in der Wochenzeitung DER FREITAG zu Sarrazin äußerte. Es ist ein geradezu unredlicher und hasserfüllter Text:

(…) Es spielt an dieser Stelle keine Rolle, wer Recht hat, das ist ein Streit der Experten. Eine Rolle spielt, dass Sarrazin lügt wenn er so tut, als handele er mit Fakten während er in Wahrheit mit Thesen, besser: mit Manipulationen, handelt – und dass die FAZ ihn lügen lässt.

Der Journalist Jan Fleischhauer hat im Spiegel eine Geschichte über Sarrazin und seinen furchtbaren Erfolg geschrieben, die diesem Schrifttäter näher kommt als alles, was man bisher lesen konnte. Man liest diese Geschichte und begreift: Sarrazin ist ein böser Mann. Vom Ehrgeiz zerrissen und von der Sucht nach Anerkennung. In seinem FAZ Text schreibt Sarrazin über sich selbst: „Zornig war ich nur kurze Zeit. Dazu war das Verhalten jener Kr itiker in Politik und Medien, die verurteilen, ohne gelesen zu haben, zu lächerlich. Stattdessen machte sich Verachtung in mir breit. Diese Verachtung sitzt mittlerweile tief.“ Das ist ein Satz, den man glauben kann und der schaudern macht. Sarrazins scharfer Verstand in Verbindung mit dieser kalten Verachtung und seinem kurzschlüssigen Ausländerhass machen den Mann zu einem gefährlichen Demagogen.

Er bedient sich der Argumentationstechniken, die man von Rechtsradikalen kennt oder von Scientologen. Er lügt einfach. Und wenn er widerlegt wird, leugnet er auch das. Die Lüge ist das Wesen der Demagogie. Wir sind an die Lüge nicht gut gewöhnt. Es ist nicht einfach, in der Öffentlichkeit mit der Lüge umzugehen. Der Lügner hat es leicht. Er behauptet. Der einzige Weg, mit einem gewohnheitsmäßigen Lügner umzugehen, ist ihm das Wort zu entziehen. Aber die FAZ hat zu Weihnachten einem Lügner das Wort erteilt.

Nicht wahr, man kommt nicht umhin zu erkennen, das dieser Mann Herrn Sarrazin verachtet. Und mit ihm auch die Käufer des Sarrazin-Buches und ganz eigentlich auch die Deutschen insgesamt, er ja in seinem oben erwähnten SPIEGEL-Artikel „Im Land der Niedertracht“ gleich in Sippenhaft nimmt.

Eine bittere Ironie dabei konnte ich heute in WELTONLINE nachlesen. Damit beschäftigt sich dann aber vielleicht ein kommender Artikel.



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