Maria Amelie

Maria Amelie

Die Norweger sind Sonderlinge, das habe ich schon bei meiner Nordkapfahrt vergangenen Frühling erlebt. Jetzt haben sie aber den Vogel abgeschossen: sie haben die Norwegerin des Jahres nach Russland abgeschoben.

Maria Amelie heisst nämlich in Wirklichkeit Madina Salamova und ist eine Russin aus Nord-Ossetien. Mit 12 Jahren flüchtete sie mit ihrer Familie nach Norwegen. Die Familie wurde ausgewiesen, Maria Amelie blieb im Land. Sie ging zur Schule, besuchte anschließend das Gymnasium und studierte an der Universität in Trondheim, wo sie ihren Master in Social Sciences erhielt. Sie engagierte sich in sozialen Projekten, gewann viele Freunde und zog schließlich zu ihrem Liebsten, Eivind Trædal.

Letztes Jahr veröffentlichte sie ein Buch über ihr Leben als illegale Immigrantin (Ulovlig Norsk). Denn das war ihr Handikap. Maria Amelie existierte weder für Russland noch für Norwegen. Sie hatte keine Papiere. Weder Bankkonto, noch Identitätskarte.

Das wurde ihr schließlich zum Verhängnis. Als sie an der Fridtjof Nansen Akademie einen Vortrag hielt, wurde sie in der Pause von 8(!) Polizisten geschnappt und in einem schwarzen Bus ins Auslieferungsgefängnis geführt. Man wollte sie klammheimlich außer Landes schaffen. Maria Amelie ist mittlerweile fünfundzwanzig Jahre alt. Für sie war es ein großer Schock, denn sie lebte und fühlte sich als Norwegerin. Letztes Jahr wurde sie sogar zur Norwegerin des Jahres gekürt und in Oslo wurde für sie demonstriert, als ihre bevorstehende Ausweisung bekannt wurde. In den norwegischen Zeitungen ist sie seit Wochen auf den Titelseiten.

Heute Nachmittag setzte man sie in ein Flugzeug auf dem Osloer Flughafen Gardermoen. Doch ihr Liebster, Eivind Trædal, ließ sie nicht im Stich. Er hatte sich ein Visum für Russland besorgt und flog mit.

Wie die Geschichte ausgehen wird, ist offen. Ossetier sind bei den Russen verhasst und in ihrer ursprünglichen Heimat hat ihre Familie Feinde, die auch ihr nach dem Leben trachten könnten. Die Norweger klammern sich an Paragraphen. Während sie islamistische Hassprediger behalten und mit Steuergeldern unterstützen, werfen sie ein Musterbeispiel von Integration aus dem Land. Maria Amelie hat in den letzten Wochen viele Arbeitsangebote bekommen und nahm schließlich eine Stelle als Journalistin beim Teknisk Ukeblad an. Genutzt hat es ihr nicht. Sie habe zu lange heimlich im Lande gelebt, nun müsse sie raus, hieß es. Jens Stoltenberg, der norwegische Ministerpräsident, drückte sich und das Königshaus blieb stumm.

Ein seltsames Volk, diese Norweger. Jedermann duzt sich und doch herrscht Eiseskälte. Euer Traumperlentaucher



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