15 Monate bin ich jetzt Mama. Beinah 16. Und ich würde schon behaupten, dass ich mich in dieser Rolle eingefunden habe. Ich bin vielleicht nicht die beste Mama, bin vielleicht auch ab und an etwas egoistisch, aber im großen und ganzen scheint es der kleinen Prinzessin Leia gut zu gehen. Sie ist angekommen und ich bin es auch. Aber manchmal da fällt mir der Blick in meinen Spiegel schwer. Angezogen geht's. Nackt kneife ich aber dann doch mal das eine oder andere Auge zusammen.
Im WWW habe ich manchmal das Gefühl es gibt genau zwei Seiten. Die einen, deren Körper nach der Schwangerschaft sehr schnell wieder aussieht wie vorher und die anderen, die ihren nicht mehr so perfekten After-Baby-Body als einen Tempel feiern, einen Schrein, einen Beweis dafür, was ihr Körper geleistet hat. Und in der Mitte stehe ich. Ich bin nicht per se unzufrieden mit meinem Körper, aber ich werde was das angehot wohl noch einen langen Weg gehen müssen, um ihn wirklich vollständig so annehmen zu können, wie er jetzt nun mal ist: Brüste, die nicht mehr so fest sind, wie sie einmal waren. Ein Becken, dass nicht mehr so schmal ist, wie es einmal war. Ein Bauch, der nicht mehr so straff ist, wie er einmal war. Und vor allem: Einen Körper den, zwar nur wenige, aber immerhin ein paar, Schwangerschaftsstreifen zieren. Tigerstreifen nennen sie manche. So, als könne man stolz darauf sein.
Ja ich bin stolz auf das, was mein Körper während den Monaten der Schwangerschaft und dann die 30 Stunden unter der Geburt geleistet hat. Natürlich fasziniert mich dieses Wunder, welches nur ein weiblicher Körper zu schaffen vermag, immer wieder aufs Neue. Aber ich bin, so wie mein Körper aktuell aussieht nicht glücklich, zumindest nicht zu hundert Prozent.
Ich weiß, dass es in meiner eigenen Macht steht was zu verändern. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Denn eines steht auch fest: So wie früher, wie damals, als ich noch keine Mama war, keine Schwangere, so wird mein Körper auch mit einem Haufen Sport und gesunder Ernährung nicht noch einmal aussehen. Klar, es gibt auch die guten, alten Chirurgen. Die könnten mich hier und da ein wenig aufmotzen und ich gebe offen zu: Ausgeschlossen habe ich das noch nicht. Aber im Hier und Jetzt fühle ich mich manchmal unter Druck gesetzt: Entweder so auszusehen wie früher, oder zumindest stolz auf diesen Körper zu sein, den ich jetzt eben mein Eigen nennen muss. Und das geht nicht. Es geht einfach nicht. Da helfen auch die hundertausend Blog-, Facebook- oder Instragramposts a la „Ich bin stolz auf meinem Körper, denn er hat so was geleistet" nicht. Nein. Es hilft nicht. Mir nicht. Ich hasse meinen Körper nicht, aber ich liebe ihn auch nicht. Ich bin auf meinem Weg und der ist eben einfach etwas länger...
Wir beschweren uns gerne über diesen perfektionistischen Druck, dem wir uns ausgesetzt sehen durch Magermodels und Fotobearbeitungsprogramme. Genau diesen Druck empfinde ich leider auch beim drölfzigsten Bericht darüber, dass jemand seinen Körper nach der Schwangerschaft mehr liebt, als vorher. Ich gönne es euch und freue mich für euch. Das versteht sich von selbst. Aber es löst in mir die Frage aus: Bin ich zu oberflächlich, nur weil ich meinem Körper eben nicht mehr so wie vorher liebe? Was ich mir selbst mit diesem Text eigentlich auf den Weg geben möchte: Es ist ok, wenn ich zwar stolz, aber trotzdem nicht zufrieden bin. Es ist in Ordnung, wenn ich meine Schwangerschaftsstreifen nicht mit überschäumendem Selbstbewusstsein zur Schau trage. Es ist ok. Irgendwann kommt die Zeit, an dem auch ich meinen Körper so akzeptieren werde, wie er jetzt nun mal ist. Aber das kann und darf auch gerne länger dauern als ein paar Wochen oder Monate.