Kino-Kritik: Abraham Lincoln Vampirjäger

Kino-Kritik: Abraham Lincoln VampirjägerWas wäre die Welt nur ohne Vampire? Es gäbe kein Twilight und Supernatural wäre um einige witzige Anekdoten ärmer. Dracula würde nicht zum Festbankett laden und Van Helsing würde seine Liebste nicht am Meer verbrennen. Und wo wir grade bei Kate Beckinsale sind: ja, wenn es keine Vampire gäbe, wären wir um einige Lack und Leder-Fantasien ärmer…gut, dass es welche gibt!

Doch man kann schon verzweifeln an dieser Flut an Vampirgeschichten derzeit auf dem Markt. Geht in eine Bücherei, da stehen manchmal neben den Fantasyregalen noch explizite Vampir-Fantasy-Regale. Da würde sich der Sohn des Drachen im Grabe herumdrehen…wenn er nicht schon längst wieder auferstanden wäre, um bildhübschen Damen die Kehle zu verhunzen. Was würde ich dafür geben, dass mal irgendso ein echter Blutsauger die Schreiberlinge solcher Romane zu Ader lässt. Schön, dass es da wenigstens manchmal noch so altgediente Gut-Böse-Geschichten wie Abraham Lincoln Vampirjäger gibt, in denen Vampire noch Vampire sind und zurück in die Hölle geschickt werden.

Abraham Lincoln (Benjamin Walker) sieht als Kind mit an, wie seine Mutter von einem Vampir (Marton Csokas) vergiftet wird und stirbt. Als er diesen Vampir Jahre später zur Strecke bringen will, entkommt er nur knapp dem Tode, weil ihm Henry Sturgess (Dominic Cooper) zu Hilfe eilt. Dieser lehrt ihm auch in den folgenden Jahren, wie er seine Wut nutzen kann, um als Vampirjäger den Ausgeburten der Hölle zu Leibe zu rücken. Denn es gibt mehr als nur den einen Vampir. Und ein Krieg zieht auf, den Abraham und Henry Seite an Seite zu bestehen haben.

Ich habe es vermutlich schon einmal erwähnt, wie sehr ich es mag, wenn fiktive Inhalte mit realen Ereignissen verknüpft werden, oder? Die Erinnerung sagt mir, es hatte was mit Kubakrise und seltsamen Mutanten zu tun. Aber wie die X-Men jetzt heißen, kann ich euch echt nicht sagen… ist auch egal, kann mich auch irren. Hier soll es um Abraham Lin…Lin…Lin… ***!…Mir will der Name nicht über die Lippen kommen. Denn in diesem “Film” geht es irgendwie um alles, nur nicht um den titelgeführten Präsidenten. Sicher heißt Der Hauptcharakter so, sicher sieht er in der zweiten Hälfte des Films auch so aus, aber ferner kann Abe nicht von Lincoln weg sein. Denn sich Freiheiten mit der Realität zu nehmen, wie beispielsweise bei X-Men: Erste Entscheidung, heißt nicht diese komplett zu ignorieren. Und in diesem Film wird aus dem Sezessionskrieg schnell mal eine Schlacht zwischen Menschen und Vampiren. Ohne dass die Menschen es wissen. Und überhaupt. Damit wäre umzugehen, wenn der Film auf einem sattelfesten Drehbuch stehen würde, aber egal ob es Charakterdesign, Dialogführung oder Plotdurchlauf ist, es stimmt hinten und vorne nicht. Lincoln wandelt auf einem dürren  Gerüst und entpuppt sich bis zum Schluss als reiner 08/15-Film mit Talsohlen so tief wie der Grand Canyon.

Helfen tut da auch nicht, dass mit Leuten wie Benjamin Walker oder Marton Csokas eher unbekanntere Schauspieler die Leinwand betreten, die dann auch noch verdammt wenig von ihrer Chance nutzen in einem Tim Burton-Film mitzuspielen. Sicheres Anzeichen dafür, dass Burton nur produziert. Denn sonst wäre Abraham Lincoln sicher mit Johnny Depp besetzt worden.Das hätte sicher was…
So ist es im Endeffekt ein Timur Bekmambetov-Film geworden, in all seinen Facetten. Bereits Wanted war eher dünn und lebte von seinem exzellenten Cast. Hier fehlt dieser und es bleibt nichts weiter übrig als eine Ansammlung von stilistisch hochwertigen Actionszenen. Abraham Lincoln Vampirjäger ist visuell nämlich beeindruckend. Zwar wird wie in Resident Evil: Retribution der Einsatz der Zeitlupe überstrapaziert, doch wirkt es seltsamerweise kaum so nervtötend und langweilig in ALV. Liegt vielleicht daran, dass wir keine Milla Jovovich ertragen müssen. Oder die Kämpfe sind einfach um Längen besser choreographiert.

Abraham Lincoln Vampirjäger ist eindeutig nichts für’s Kino. Er ist schwach auf der Brust und sollte am besten ab einer Mindestzuschaueranzahl von zwei konsumiert werden. Denn nur im gegenseitigen hochpushen via “Sich über den Film lustig machen” entfaltet er seine ganze Wirkung. Dann wirken auch die genialen Action- und Kampfsequenzen nicht wie ein reines Mittel zum Selbstzweck. Und man kann darüber hinwegsehen, dass mit der schillernsten Persönlichkeit Amerikanischer Geschichte Schindluder betrieben wurde…

Kino-Kritik: Abraham Lincoln Vampirjäger

Alternative: Resident Evil II – Nemesis


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