Julia und die bösen Mütter

Julia und die bösen Mütter

Mit ihrem preisgekrönten Roman Die Mittagsfrau gelang Julia Franck 2007 der Durchbruch: Der autobiografisch angehauchte Roman wurde in 33 Sprachen übersetzt, mit dem deutschen Buchpreis geehrt und von Kritikern hochgelobt. Nicht zuletzt fand er viele begeisterte Leser. Jetzt legt die 41-jährige erneut ein Stück verarbeitete Familiengeschichte vor. Wieder schreibt Franck über eine starke Frau, wieder über eine Rabenmutter.

Rücken an Rücken entführt uns ins ostdeutsche Rahnsdorf nahe Berlin zur Zeit des Mauerbaus. Die Geschwister Ella und Thomas wachsen auf sich allein gestellt im Haus der Bildhauerin Käthe auf. Steine und die Ideale des neuen Deutschlands sind Mutters Welt. Da finden ihre beiden Kinder kaum Platz und Mutterliebe sowieso nicht. In Rücken an Rücken loten die Geschwister zuerst gemeinsam, später jeder für sich allein, ihr Erwachsenwerden aus.

Die neue Gesellschaftsordnung, die heroische «Steineklopperin» und die Kälte von Realsozialismus und Mutter setzen sowohl der schönen, trotzigen Ella, als auch dem introvertierten, zarten Thomas und ihrer symbiotischen Geschwisterliebe zu. Und fordern ihren Tribut: Ella flüchtet vor dem sie belästigenden Stasi-Untermieter und dem tristen Alltag in Krankheit. Thomas versucht Gehorsam, erträgt ihn nicht, bringt seine Ohnmacht in Gedichten zu Papier und sucht Rettung in einer unglückliche Liebe. Klar, das Rücken an Rücken kein gutes Ende nimmt.

Julia Franck meißelt mit treffenden Worten ein kaltes, scharfkantiges DDR-Relief: Darin schlug sie mit hartem Herz das schroffe Porträt ihrer Großmutter Ingeborg Hunzinger und die zarten Züge ihres Onkels, die sie liebevoll und poetisch ausmodellierte. Auf der letzten Seite erst kann man ermessen, wie Julia Franck das Thema auf den Nägeln brannte – das Schicksal ihres Onkels Gottlieb alias Thomas: «Die Autorin des Romans hat die hier verwendeten Gedichte sowie den Schulaufsatz vom 3.1.1961 dem Nachlass von Gottlieb Friedrich Franck (1944 – 1962) entnommen.»

13 Kapitel, mit starken Verben wie «Schwanken» und «Bücken» betitelt, erzählen auf 380 Seiten eine Familiengeschichte, die nur punktuell ausgeleuchtet wird und doch eigentlich ein Gesellschaftsroman sein will. Doch diesen Bogen zu spannen, ist Julia Franck nicht so recht geglückt. Der Anschluss an den Ruhm einer Mittagsfrau wird ihr damit nicht gelingen. Dennoch wird jeder, der Rücken an Rücken einmal aufschlug, es nicht mehr aus der Hand legen: Bewegend, bildgewaltig und sprachlich stark wird vor allem die Geschichte derer erzählt, die nicht mit dem sozialistischen Strom schwimmen wollten.

Autor: Julia Franck
Titel: Rücken an Rücken
Verlag: S.Fischer
Umfang: 380 Seiten
Preis: 19,95 Euro
bereits erschienen

Quelle:
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Medien Nachrichten -
«Rücken an Rücken» – Julia und die bösen Mütter

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