Interview mit Irina Grabow

Ich hatte die Chance Irina Grabow zu interviewen. Kurz zu Irina und ihrem Buch: Irina hat bisher das Buch Vakouja - Ränkespiele veröffentlicht. Dieses stammt aus dem Genre High Fantasy und ist letztes Jahr im Lysandra Books Verlag erschienen. Um was geht es?
Interview mit Irina GrabowDer junge Fischer Lian liebt sein einfaches Leben. Doch dann wird ihm eine zufällige Begegnung mit Zaron, dem König des Baruwenreiches, zum Verhängnis: Dieser entpuppt sich als grausamer Ränkeschmied, der ihn in seine Gefolgschaft zwingt und undurchsichtige Pläne verfolgt. Als Lian im Flad-Reich magische Kräuter für Zarons geheime Experimente schneiden soll, macht er Bekanntschaft mit den Mystikums - ungebändigten Kreaturen, denen herkömmliche Waffen nichts anhaben können. Bald kommt es zu Unruhen im Baruwenreich und Lian beginnt, die Ränke des Königs mit anderen Augen zu sehen. Sein Weg zur wahren Geschichte Vidars führt ihn mitten hinein in Zarons Fehde mit Neida, der Herrin des Lichts. Und zu einer verbotenen Liebe.
Ränkespiele ist der Auftakt zu einer Fantasy-Trilogie rund um die mittelalterliche Welt Vidar, in der einst Menschen, Grelven, Mystikums und Drachen einträchtig miteinander lebten. Doch der Friede wurde vor langer Zeit durch den Herrschaftsanspruch Einzelner zerstört. Mit dem Auftauchen der Vakouja steht Vidar kurz vor dem Untergang - wenn nicht jemand die Balance wiederherstellt. Welche Rolle spielt Lian in diesem fragilen Machtgefüge?

Band 2 erscheint noch dieses Jahr. Nun wünsche ich euch viel Spaß mit dem Interview.Interview mit Irina Grabow
Hallo Irina,
mit deinem Buch Vakouja Ränkespiele ist dein erster Fantasyroman erschienen. Wolltest du schon immer Bücher schreiben oder war es eher eine spontane Idee?

Das war eine nicht ganz spontane Idee, aber auch nicht geplant. Eigentlich entstand sie bei einer Gassi-Runde mit meinem Hund im September 2016. Ich hole mal weiter aus: Wie man auf der Klappenbroschur lesen kann, wohne auf einer Insel, die unglaublich schöne, geheimnisvolle Ecken hat, und die auch nur die Bewohner kennen. So kam ich auf die Idee, diese eigene Welt Vidar zu erschaffen. Manche Orte würde man tatsächlich wiedererkennen. Das Dorf Astingard, aus dem der Protagonist Lian stammte, sieht aus, wie das Dorf, in dem ich lebe. Auch das Moor entsprang nicht ganz meiner Fantasy, das existiert auf der Insel. Im 19. Jahrhundert wurde hier Torf gestochen.
Viel Inspiration bekam ich dann auch von den verschiedensten Gegenden, die ich in der Vergangenheit bereiste, aber natürlich werden gewisse Inspirationen aus anderen Fantasygeschichten zu erkennen sein, die auch irgendwie in die Geschichte einfließen. So ist am Ende das Buch entstanden, vieles entwickelte sich noch mit Gesprächen, die ich mit der Lektorin führte.

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Das klingt spannend. Ich höre selten, dass Ideen von der Realität ins Fiktive umgesetzt werden. Sicherlich ist es viel Arbeit ein Buch zu schreiben, die man sich als Leser nicht vorstellen kann. Wie sehr nimmt dich deine Autorentätigkeit ein?
Das ist bei mir tatsächlich ein Fulltimejob, der auch nicht vor den Wochenenden Halt macht. Es beginnt damit, dass ich die Idee zu einem Plot umwandle. Dann muss eine Welt entwickelte und gezeichnet werden, damit man selbst und auch der Leser eine Vorstellung bekommen, wie es dort aussieht: Gebirge, Gewässer, Pflanzen, Tiere, geografische Besonderheiten. Weiter geht es mit der Bevölkerung: Was zeichnet sie aus, wie viele Menschen, Völker leben dort, wie sind die Religion, Sitten, Regeln, welche Götter werden anerkannt, Mythologie, Sagen, wie ernährt man sich, kleidet sich ... und dann kommen auch noch die Stammbäume der Königshäuer. Dann denke ich mir die magischen Pflanzen aus, was zeichnet sie aus, wo wachsen sie, welche Mage besitzen sie, wie wird diese eingesetzt. Und die Mystikums mit ihrem Aussehen und Fähigkeiten muss ich mir auch noch erdenken. In dem zweiten Band "Grenzläufer" habe ich mir auch eigene Himmelshäuser ersonnen. Als nächstes kommen die Namen. Die vergebe ich nicht einfach so, sondern überlege, welche könnten passen, bevorzugt wähle ich nordische Namen, aber denke mir auch welche aus, wo ich glaube, die könnte gut passen. So gibt es zum Beispiel im zweiten Band eine Wiesenelfe, die ein sehr hilfsbereites und liebes Ding ist, aber eine ziemlich große Klappe hat. Sie heißt Sellybella, Freunde dürfen Selly sagen - aber sie besteht darauf, dass nur ihre Freunde sie so nennen. Auch gibt es als Mystikums die Eisflüsterer. Im ersten Band "Ränkespiele" lernt man einen kennen, aber im zweiten Band die gesamte Horde, ihr Anführer heißt Radagar Frosttod, wer bereits aus dem ersten Band weiß, was ihre Fähigkheit ist, versteht dann auch den Namen. Dann muss für das Buch recherchiert werden, so habe ich mich z. B. für den zweiten Band sehr intensiv mit Höhlen befasst, im ersten Band z. B. mit Sümpfen und Gebirgen. Und nun beginne ich mit dem Schreiben. Da brauche ich pro Tag 5 bis 6 Stunden, um 5 Seiten zu Papier zu bringen. Danach beginnt Stilanalyse und Korrektur. Wenn das Manuskript fertig ist, kommt es in den Verlag, wird noch einmal lektoriert und korrektoriert, bevor es in den Druck geht. Wenn man nun glaubt, das war's ... jetzt geht das Marketing los und das nimmt dann ebenso viel Zeit ein und man muss auch bereit sein, Geld zu investieren, um z. B. zu Lesungen zu fahren. Das klingt jetzt alles nach sehr viel Arbeit - ist es auch, aber es ist für mich ein Hobby, dass mir unglaublich viel Spaß macht. Und wenn ich dann langsam kleine Früchte ernte, dann macht es mich glücklich. Als ich z. B. im Oktober 2017 meine erste Lesung hatte, da kamen 3 Hörer, im Januar diesen Jahres waren es ungefähr 20. Dieses Jahr bekam ich auch erste Anfragen zu Lesungen, da habe ich mich gefreut. Mein Terminkalender ist mit Lesungen und Events bis November schon gut gefüllt. Aber, auch da darf man nicht nachlassen, muss am Ball bleiben , und ich beginne dieses Jahr mit dem dritten Band "Das Vermächntnis von Vidar" - da wird es heiß hergehen.

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Das hört sich alles sehr gut durchdacht, aber nach sehr viel Arbeit an. Ich finde es total schön, wenn ich von Autoren viel lese und höre. Einige sind eher weniger präsent, aber das scheint bei dir nicht der Fall zu sein. Tauschen wir einmal die Perspektive. Stell dir vor, du wärst Leser deines Buches und nicht die Autorin. Was würdest du als sehr gelungen hervorheben und was würdest du als besonders bezeichnen?Ich finde, dass mir die fiktive Welt Vidar sehr gelungen ist. Dabei kam mir tatsächlich zur Hilfe – und ich weiß, dass ich ohne die Vorkenntnisse nicht in der Lage gewesen wäre, solch eine Welt zu erschaffen - mein Geographiestudium. Mir wurde von einem Großteil der Leser das Feedback gegeben, dass man sehr gut in die Welt eintauchen konnte, sie bildhaft beschrieben ist. Das wird im zweiten Band noch intensiviert, wenn der Leser das Fladreich näher kennenlernt.
Das Besondere ist die Magie der Pflanzen, die im Fladreich an verschiedenen Stellen wachsen. Im zweiten Band „Grenzläufer“ wird man noch mehr von ihnen und ihre Wirkung erfahren, und es ist nicht ungefährlich, an die ein oder andere Pflanze zu gelangen. Auch meine Wesen halte ich für etwas Besonderes. Ich habe zwar auch Drachen, aber vor allem neue Wesen kreiert. Einige lernt man im ersten Band kennen, im zweiten Band wird man in die Welt der Mystikums des Fladreichs noch intensiver eingeführt. Der Leser wird mehr über die Eisflüsterer, Steingeborenen und vor allem über die Grelven erfahren, aber das sind nicht die einzigen Kreaturen, denen der Leser noch begegnen wird. Da kann ich sagen, es wird spannend.

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Das klingt sehr vielfältig. Ich finde es mega spannend, wenn Autoren ihre eigenen Wesen kreieren. Oft kommen leider nur die Standartwesen vor, die man doch schon oft gelesen hat. Kannst du etwas über die einzelnen Wesen erzählen oder würde das zu viel spoilern?Ein wenig verrate ich dir. Die Grelven sind ein Volk, so ähnlich wie die Menschen. Sie sind Krieger, werden mehr als 300 Jahre alt, weil sie keine Menschenkrankheiten kennen, langsamer altern. Sie haben schwarze Haare, braune Augen und Haut wie Elfenbein. Sie sind ein sehr stolzes Volk, beugen vor anderen Königen nicht das Knie. Sie haben noch einige besondere Fähigkeiten, aber die lernt man erst in Band 2 kennen, auch die Bewandtnis mit ihren Waffen.
Dann gibt es die Mystikums. Zu ihnen gehören die Eisflüsterer, die im kalten Norden von Flad leben. Sie scheuen das Feuer, töten, indem sie magische Worte ihren Opfern zuflüstern. Ihre Haut sieht aus wie Gletschereis, ihre Augen glühen gelb. Auch ihre Horde lernen wir im Band 2 näher kennen.

Dann gibt es den Nachtschatten, ein schwarzen Riesenwolf. Einer von ihnen baut mit jemandem ab Band 2 eine besondere Bindung auf.
Es existieren noch mehr Wesen: der Sumpfwassermolschgeist, die Wiesenelfe Sellybella, Libellus, der kleine Trunkenbold, um nur einige von ihnen zu nennen, aber mehr will ich an dieser Stelle nicht sagen, auch nicht, was man tun muss, um einen Menschen, der von einem Mystikum getötet wurde, so zu vernichten, dass er nicht als Wiedergeborener erneut auf der Welt erscheint.
Ich habe mir tatsächlich Gedanken gemacht, da etwas Neues zu kreieren, und das war nicht so einfach, die Wesen müssen ja in die Welt passen – Feen z. B. wären auf Vidar deplatziert.

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Das finde ich richtig toll. Das macht die Geschichte auf jeden Fall einzigartig und man sollte nicht das Gefühl haben, dass Ähnliches schon mal gelesen wurde. Liest du denn privat auch nur Fantasybücher oder schlägt dein Herz auch für ein anderes Genre?Ich habe gerade das Buch "Die Tochter der Toskana" von Karin Seemayer gelesen. Ich bin kein Romantiker, aber dieser historische Roman hatte mich total gefesselt. Der war spannend, voller Abenteuer, man lernte etwas über die italienische Geschichte - den Carbonari, einem Geheimbund, so ähnlich, wie die Freimaurer, und natürlich gab es eine mitreißende Liebesgeschichte. Die Kussszene war der absolute Hammer. Ja, und sonst mag ich verschiedene Genre, bin da nicht wirklich festgelegt. Ich muss auch zugeben, dass ich Fantasy eher weniger lese. Aber "Das Lied von Eis und Feuer", das war ein tolles Epos. Für mich der Inbegriff von High Fantasy, ähnlich wie "Der Herr der Ringe".

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Das ist sehr spannend. Wieso hast du dich dann dazu entschieden Fantasy zu schreiben und nicht etwas anderes?Der Roman war zunächst keine Fantasy, irgendein Mischmasch, weil ich mir über das Genre keine Gedanken gemacht habe. Eine Veröffentlichung stand ja nicht im Raum. Als ich aber dem Drängen meines Bruders nachgab, und der Lysandra Books Verlag das Manuskript mit den Folgebändern tatsächlich wollte, musste nun ein festgelegtes Genre her: High Fantasy.
Erst mit Beginn der Zusammenarbeit wurde mir bewusst, was für eine schwere Arbeit mich (und die Lektorin) erwartete. Zunächst war es äußerlich betrachtet, ein Roman, der im Mittelalter spielte. Aber, da waren so viele Dinge, die nicht zum Mittelalter gehörten – ich musste recherchieren, um das alles anzupassen.
Außer ein, zwei magische Pflanzen gab es keine Fantasyelemente. Die wurden erst später eingefügt. Dann musste ich zudem einen neuen Glauben erdenken.
Diese Geschichte wurde erst in Zusammenarbeit mit der Lektorin ein Fantasyroman.
  
Und dazu gab es auch eine witzige Story, als es um das Aussehen der Welt ging. Ich hatte sie, die Menschen, die Grelven, alles, was dort so lebte, wie die Umgebung aussah, geografisch gestaltet war, schriftlich fixiert, aber keine Karte gefertigt. Die Lektorin meinte, dass Leser gern die Welt sich ansehen, also musste eine Karte erschaffen werden – auch die Stammbäume. Gleichzeitig bekam ich nun die Aufgabe, zu testen, ob die beschriebenen Wege und zurückgelegten Zeiten mit der Karte übereinstimmten ...
Also setzte ich mich eines Abends mit meinem Bruder zusammen und wir gingen die Strecken durch. Das war teilweise ein unglaubliches Durcheinander. Z. B. die Szene mit den nebligen Sümpfen: Lian und Hugor wären nach der Beschreibung Wochen unterwegs gewesen, völlig sinnlos durch das Land gestreift. Das musste dann alles geändert und angepasst werden.
Ich bin heute noch fasziniert, was die Lektorin und ich aus dem ersten Manuskript erschaffen haben, einfach unglaublich. Aber man kann sich nicht vorstellen, wie viele Telefonate, Diskussionen, Überlegungen wir geführt haben, wie genau wir jede Szene durchgegangen sind. Der Verlag hatte diese schwere Aufgabe übernommen, weil die Geschichte an sich sehr spannend ist, ich auch bereit war, meine Geschichte den Anforderungen eines Fantasyromans anzugleichen. Der zweite Band Grenzläufer ging mir dann viel leichter von der Hand, weil wir im ersten Band sehr viel Arbeit und Zeit investiert haben. Das hatte mir auch die Lektorin prophezeit – und sie behielt Recht.
Also, um deine Frage kurz zu beantworten: Ich habe mich entschieden, Fantasy zu schreiben, weil ich an diese Genre von der Lektorin herangeführt wurde und dabei bemerkte, das es mir liegt, ich Freude dabei empfinde, Fantasyfiguren und –elemente zu kreieren. Die Eisflüsterer sind z. B. Figuren, die mich total faszinieren.

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Ohne Freude, wäre sicherlich kein gutes Buch entstanden. Ich liebe Karten. Ich habe zwar ein gutes Vorstellungsvermögen, aber es ist hilfreich, wenn es noch einmal visualisiert wird. Ich danke dir, dass du dir für meine Fragen die Zeit genommen und sie ausführlich beantwortet hast. Du hast gute Fragen gestellt, und es ist mir wichtig, nicht bei jedem Interview den gleichen Abklatsch zu erzählen. Dann danke ich dir für deine Zeit! LG Irina


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