Griechenland ist einmal wieder “gerettet” worden – die Auswirkungen dieser Rettung werden aber dafür sorgen, dass es bald nichts mehr zu retten geben wird. Gemessen an dem, was auf die Griechen noch zu kommt, sind die von aufgebrachten Demonstranten angerichteten Verwüstungen zu vernachlässigen, während im griechischen Parlament über den unkontrollierten Untergang abgestimmt wurde. Viele Menschen in Griechenland kämpfen bereits um ihr Überleben und die Politik gibt sie nun einer neuen Stufe radikaler Massenverarmung preis. Schon jetzt sind die Gehälter im öffentlichen Dienst um die Hälfte zusammengestrichen worden, falls die Stellen nicht ganz eingespart wurden. Im privaten Sektor bekommen die Leute etwa 20 Prozent weniger Lohn als 2009. Die Preise für Wohnen, Lebensmittel und Energie sind aber nicht gesunken – im Gegenteil. Doch zur “Rettung der Wirtschaft” müssen weitere Milliardenbeträge eingespart werden. Offiziell sind inzwischen mehr als eine Million Griechen arbeitslos, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 21 Prozent. Besonders katastrophal ist die Situation bei den jungen Griechen: Jeder zweite bekommt keinen Job. Und diejenigen, die eine Arbeit bekommen, werden miserabel bezahlt.
Schon jetzt reicht der griechische Mindestlohn nicht zum Überleben, laut den aktuellen Sparbeschlüssen der griechischen Regierung soll der Mindestlohn von 751 Euro auf 586 Euro brutto pro Monat sinken. Geradezu schwachsinnig klingen die Beschlüsse für den privaten Sektor: Hier sollen die Löhne eingefroren werden, bis die Arbeitslosigkeit auf zehn Prozent gefallen ist. Wie soll denn die Arbeitslosigkeit sinken, wenn die griechische Wirtschaft praktisch abgewickelt wird?! Immerhin werden zum Ausgleich die Steuern erhöht. Und das alles, damit die Anleger ihren Schnitt machen. Die Menschen in Griechenland werden einer menschenwürdigen Zukunft beraubt, damit die Börsen wieder optimistisch sein können.
Da hilft es wenig, wenn der Spiegel Hänsel-und-Gretel-Geschichten über die armen Kinder in Griechenland bringt, die von ihren Eltern im SOS-Kinderdorf abgegeben werden, weil diese kein Geld mehr haben, um sie zu ernähren. (Erstaunlicherweise taucht nicht mal eine olle Hexe auf, die wie unsere Bundeskanzlerin aussieht) Natürlich trifft die Finanzmisere gerade solche Hilfseinrichtungen besonders hart: Diese haben immer weniger Mittel zur Verfügung, die sie auf immer mehr Hilfsbedürftige verteilen müssen. Dafür müssen sie infolge der neuen Sparmaßnahmen jetzt auch noch Abgaben entrichten. Wie immer wird ausgerechnet an den Ärmsten gespart, die sich nicht wehren können.
Das Prinzip ist in bislang weniger radikaler Form auch hierzulande zu beobachten: Die Unterstützung für die Verlierer der Gesellschaft wird immer weiter zusammengestrichen, während die Umverteilung nach oben immer besser funktioniert. Gleichzeitig wird dem dummen Volk erklärt, dass es ihm bisher einfach zu gut gegangen ist und es daher die Erwartungen an die Wirtschaftslage anzupassen hat.
Und selbst wenn die deutschen Gewerkschaften bei den aktuellen Tarifrunden endlich mal wieder mehr als den ohnehin überfälligen Inflationsausgleich fordern, ist doch abzusehen, dass die meisten Arbeiter und Angestellten ohnehin nichts davon haben werden. Sogar die CDU-Arbeits-Ministerin von der Leyen fordert inzwischen kräftige Lohnerhöhungen – das zeigt aber nur, dass sie noch immer nicht kapiert hat, wie das mit der Kostensenkung in den Betrieben funktioniert: Wenn die Leiharbeiter nicht mehr billig genug sind, weil für sie ein Mindestlohn eingeführt wurde, dann wird der Lohn halt per Werkvertrag gedrückt. Da kann der Tariflohn ruhig um ein paar Prozent mehr erhöht werden – den bekommt ja ohnehin kaum jemand mehr.