Kinder-Soli und üblichere Abzock-Modelle

Als ich las, dass irgendwelche Jung-Politiker aus der CDU (das es so etwas überhaupt noch gibt, heutzutage!) gefordert hatten, dass Kinderlose eine Sonderabgabe zahlen sollten, dachte ich, dass demnächst an unzähligen Stellen zu lesen sein wird, dass das Kinderkriegen nun mal absolute Privatsache sei, und niemand dafür bestraft werden könne solle dürfe, wenn er oder sie keine Kinder bekomme. Et voilà.

Die kinderlose Bundeskanzlerin hat diesen Vorschlag als nicht zielführend in die Ecke gestellt und der bekinderte CSU-Vorsitzende Horst Seehofer lieferte einen knackigen Spruch: “Die Einführung eines Kinder-Soli wird nicht stattfinden. Das ist kein guter Vorschlag, sondern nur Abzocke.” Mir fallen spontan noch eine Menge anderer Abzocken ein, angefangen bei der Mehrwertsteuer, weiter über die bekannten Zwangsversicherungen, denen ein Normalarbeitnehmer unterworfen wird, bis hin zu allen möglichen staatlichen Zwangsabgaben, mit denen sich der Staat ins angeblich so heilige Privatleben seiner Bürger einmischt. Aber beim Kinderkriegen hört der Spaß natürlich auf, das ist dann irgendwie doch zu privat.

Wenn dem so ist, dann wäre es aber nur konsequent, aus den umlagefinanzierten Sozialsystemen auszusteigen – der Generationenvertrag ist ja ohnehin nur eine bemühte Fiktion, die für die derzeitigen Rentner noch irgendwie funktioniert hat, weil gerade noch genügend Leute abgezockt werden können, um deren Renten zu bezahlen. Es liegt auf der Hand, dass dieses System nicht funktionieren kann, wenn nicht genügend junge Leute nachwachsen, um die Renten der Alten zu bezahlen.

Dazu kommt, dass es derzeit schon ungerecht genug ist, dass gerade viele Frauen, die zu Hause Kinder groß gezogen und ihren Mann versorgt haben, ohnehin nicht von ihren Renten leben können, weil die Rente nun einmal am im Leben zusammengearbeiteten Arbeitslohn berechnet wird. Das an sich ist schon eine einzige Ungerechtigkeit, weil Menschen, die einen gut bezahlten Job haben, sich natürlich auch eine bessere Altersversorgung “erarbeiten” und diejenigen, die gar nicht erst das Privileg hatten, überhaupt in das Rentensystem einzahlen zu dürfen, auf die sichere Altersarmut zusteuern. Dabei spielt dann überhaupt keine Rolle, wie viel sie tatsächlich gearbeitet und ob sie auch noch Kinder aufgezogen haben, die dann die Renten der kinderlosen Besserverdiener bezahlen oder eben nicht.

Auch leuchtet nicht ganz ein, warum die Kosten für die Altersversorgung solidarisch von allen getragen werden sollen, die der Kindererziehung aber nicht. Warum ist das Alter oder die Gesundheit dann nicht auch Privatsache, genau wie das Kinderkriegen?

Oder anders: Wenn die Einteilung in Menschen mit und ohne Kinder so unzumutbar ist, warum teilt man Menschen dann laufend nach irgendwelchen anderen Kriterien ein? In Menschen mit und ohne Geld. Mit und ohne Arbeit. In Steuerklassen, verheiratet, nicht verheiratet, gesetzlich krankenversichert, privatversichert und so weiter. Unsere Gesellschaft ist total besessen davon, Menschen irgendwie einzuteilen, ohne dass jemand etwas dabei findet – nur bei “hat Kinder” – “hat keine Kinder” geht das plötzlich gar nicht? Das ist nicht nur unlogisch, sondern verlogen.

Überflüssig zu betonen, dass ich sowieso gegen Zwangsumlagen und Abgaben aller Art bin. Warum behandelt man nicht einfach alle gleich ungerecht und zahlt eine vernünftig angesetzte Einheitsrente?! Wer vorher gut verdient hat, kann sich ja was zurück legen, wenn er oder sie später komfortabler leben will. Und was Kinder brauchen sollte ohnehin nichts kosten. Kindergarten, Schule, Schulessen, Schulmaterial, Kleidung und sinnvolle Freizeitangebote für alle Kinder sollten einfach kostenfrei verfügbar sein. Und nicht über irgendwelche knickerigen Gutscheinlösungen geregelt werden, die genau der Zielgruppe für diese “Förderung” eben nicht helfen, sondern nur irgendwelchen Geschäftemachern, die aus der Not der anderen mal eben ein neues Geschäftsmodell basteln. Kinder zu haben sollte kein Geschäftsmodell sein, genau wie es kein Geschäftsmodell sein sollte, keine zu haben.

Spätestens jetzt könnte auffallen, wie pervers diese ganzen Debatte ist.



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