Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,heute möchte ich Euch eine Geschichte von Loretta Hallerzählen:„Die Umarmung“
Als meine jüngste Tochter Bernadette zahn Jahre alt war, machte ich mir ihretwegen große Sorgen. Unsere Familie hatte viel schwierige Jahre hinter sich. Innerhalb eines kurzen Zeitraums waren beide Großaltern nacheinander gestorben und Bernadette hatte ihnen sehr nahe gestanden.
Solche Verluste sind für jeden schwer zu bewältigen, besonders für ein Kind. Aber für Bernadette war es aufgrund ihres empfindsamen und liebevollen Naturells besonders schlimm. Bis sie dann zehn Jahres als war, steckte sie tief in etwas, das meinem Eindruck nach eine regelrechte Depression war. Fast ein Jahr lächelte sie kaum. Sie schien das Leben einfach über sich ergehen zu lassen. Ihr sonst so sprühendes Wesen hatte sich dramatisch verändert.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Bernadette war sich durchaus im Klaren, dass ich mir ihretwegen Sorgen machte, und das schien die Last, die sie trug, noch zu vergrößern.
Eines Tages, als Bernadette gerade in der Schule war, saß ich grübelnd im Wohnzimmer in einem Postersessel. Meine Familie hatte schon immer ein starkes Faible für Umarmungen. In unseren Kinderjahren waren meine Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel alle fix dabei, uns Kinder ganz herzlich in den Arm zu nehmen. Seitdem ich mein Elternhaus verlassen hatte, stellte ich mir jedes Mal, wenn Probleme auf mir lasteten, lebhaft vor, dass ich auf dem Schoß meines Vaters saß und mich in seine Umarmung kuschelte. „Ach Papa“, sagte ich, vor mich hin murmelnd, „wie kann ich Bernadette denn nur helfen?“
Ich musste laut auflachen, als es mir einfiel. Kürzlich hatte ich etwas über die therapeutischen Wirkungen von Umarmungen gelesen. Was er denkbar, dass eine „Umarmungstherapie“ meiner Tochter gut tun würde?
Da ich nicht wusste, was ich sonst versuchen sollte, beschloss ich, sie einfach so oft wie möglich zu umarmen, ohne dabei den Anschein zu erwecken, ich würde es vorsätzlich tun. Im Verlauf der nächsten Wochen wurde Bernadette langsam fröhlicher und entspannter.
Immer öfter zeigte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht – ein ganz ungekünsteltes, das sowohl ihre Augen als auch ihren Mund mit Leben erfüllte. Sie arbeitete und spielte mit wachsender Begeisterung. Innerhalb weniger Monate hatten die häufigen, von Herzen kommenden Umarmungen ihren Trübsinn bezwungen.
Ich sagte Bernadette nie etwas von meiner Strategie. Aber sie hatte erkannt, wie wichtig die Umarmungen waren. Jedes Mal, wenn sie sich beunruhigt, unsicher oder einfach ein bisschen niedergeschlagen fühlte, bat sie mich um eine Umarmung. Oder sie sagte, wenn sie bemerkte, dass ich traurig oder angespannt war: „Du siehst so aus, als könntest Du eine Umarmung gebrauchen.“ Das Umarmen wurde mehr und mehr zur Gewohnheit.
Die Jahre vergingen. Das Umarmen war für uns ein so leicht erreichbarer Trost geworden, dass ich niemals erwartet hätte, es könne zu einem Probleme werden. Aber irgendwann währen der Monate, in denen sie auf ihre Universitätszulassung wartete, wurde ihr und mir klar, dass uns bestimmt eine Entzugsphase bevorstand, weil die von ihr gewählte Universität fast dreitausend Kilometer weit weg war.Eine Woche, bevor Bernadette zur Universität abreisen sollte, feierten wir meinen Geburtstag. Eine Woche früher hatte sie mir aufgeregt mitgeteilt, sie habe eine großartige Geschenkidee. Sie unternahm geheimnisvolle Einkaufexpeditionen und verschwand regelmäßig in ihrem Schlafzimmer, um an ihrem Geschenk zu arbeiten.An dem betreffenden Tag bekam ich von ihr ein wunderbar eingewickeltes Paket. Etwas nervös sagte sie, sie hoffe, ich hielte es nicht für albern.
www.wikipedia.org
Ich öffnete den beigefügten Umschlag und fand darin die Fotokopie einer Geschichte, die ich laut vorlesen sollte. Es handelte sich um die Geschichte „Der umarmende Richter“ [ die ich hier auf dem ESELSKIND-Blog auch schon erzählt habe].Bernadette hörte zu, während ich die Geschichte über Lee Shapiro vorlas, einen pensionierten Richter, der jedem Menschen eine Umarmung anbot, von dem er den Eindruck hatte, er brauchte eine. Dieser Richter erfand einen Beutel mit der Aufschrift: „Ein Herz für eine Umarmung“ und dieser Beutel enthielt kleine, rote, bestickte Herzen mit Klebefilm auf der Rückseite. Dies bot er fremden Personen an im Austausch für eine Umarmung an. Eines Tages nahm ihn eine Freundin mit in ein Heim für Behinderte, wo er Menschen traf, die Umarmungen ganz dringend brauchten. Es kostete ihn einige Überwindung, aber er umarmte auch diese teilweise unheilbar kranken und schwer behinderten Menschen. Am Ende dieses ernüchternden Tages wurde er mit einem unglücklichen Mann konfrontiert, der seit Jahren nur dasaß und vor sich hin brabbelte. Nachdem der Richter sich dazu gezwungen hatte, diesen einsamen Menschen zu umarmen, lächelte der Patient zum ersten Mal seit dreiundzwanzig Jahren. Die Geschichte endete mit dem Satz des Richters: „Wie einfach ist es doch, im Leben anderer etwas zu verändern.“www.weber-grill.de
Tief gerührt riss ich das Einwickelpapier von eigentlichen Geschenk. Tränen liefen mir die Wange herunter. Zum Vorschein kam ein großer, durchsichtiger Behälter, der mit der glitzernden Aufschrift „Umarmungen“ versehen und bis zum Rand mit handgenähten Miniaturkissen gefüllt war.Bernadette ist jetzt weit weg, aber jedes Mal, wenn ich den Behälter mit den Herzen ansehe, habe ich das Gefühl, als hätte ich sie gerade umarmt.Manche Familien hinterlassen zukünftigen Generationen Reichtum oder Ruhm als Erbe. Aber ich denke daran, wie wichtig die Umarmungen meines Vaters für mich waren, und ich glaube: Wenn ich diese schlichte Handlung der Liebe und Anerkennung an die folgenden Generationen weitergeben kann, wird das für unsere Familie ein wirklicher Segen sein.“
www.gesund-netzwerk.de
Ihr Lieben,eine, wie ich finde, wundervolle Geschichte über die Wirksamkeit der Liebe.
Den größten Fehler aber, den wir machen könnten, wäre der, zu sagen:
„O, da ist jemand durch Umarmungen von seinen Depressionen geheilt worden, das probiere ich auch aus!“ Das, was bei dem einen wirkt, muss nicht auch bei jedem wirken.
Aufgrund dessen, was ich in meiner Kindheit und Jugend erlebt und Euch geschildert habe, bin ich bis heute gegen Umarmungen sehr empfindlich. Ich kann nur Umarmungen von Menschen ertragen, die mir sehr nahestehen.
Das Entscheidende unserer heutigen Geschichte ist dies:
Von Liebe zu reden, ist so einfach.
Wenn Ihr einmal in eine Buchhandlung geht, dann könnt ihr dort jede Menge Bücher, kleine, große, dünne, dicke, mit und ohne Bilder kaufen, in denen die wundervollsten Texte, die herrlichsten Gedichte und die schönsten zu Herzen gehenden Sprüche über die Liebe stehen.
Wenn es nach all diesen Büchern ginge, müsste die Welt vor Liebe überquellen!Aber das sind alles nur Worte, sie können lediglich Anregung geben.
Liebe beweist sich nicht in Worten, Liebe beweist sich in Taten.
Unserer Partnerin, unserem Partner, unseren Kindern und Enkelkindern tut es gut, wenn Sie von uns hören: „Ich liebe Dich“ oder „Ich habe Dich lieb“.
Aber wir sollten sie immer wieder auch mit unseren Taten der Liebe beglücken.
Das muss nichts Großartiges ein: Das kann ein freundliches Lächeln sein, eine Umarmung, eine tatkräftige Unterstützung im Haushalt oder Garten, bei den Schulaufgaben, ein Ausflug, eine Einladung in ein Restaurant oder einfach etwas Zeit, die wir verschenken. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, Liebe in der Tat zu verschenken.
Während ich in meiner Familie auch Umarmungen praktiziere, habe ich für die anderen Menschen, denen ich begegne, ein Zeichen, wenn ich diesen Menschen zeigen möchte, dass sie mir viel wert sind. Wenn ich jemandem die Hand gebe und er sich darüber freut (das ist die Voraussetzung für das, was folgt) und mir auch seine Hand gibt, dann lege ich meine linke Hand zur Bekräftigung oben drauf.
Die Welt sehnt sich so sehr nach etwas Liebe.
Du kannst Bücher über Liebe verschenken.
Du kannst Postkarten mit Sprüchen der Liebe versenden.
Du kannst zuhause bei Dir Poster aufhängen,
auf denen die Liebe als das Wundervollste angepriesen wird.
Das alles ist wunderbar, aber Du solltest Dir klar machen:
Eine Umarmung sagt oft mehr als tausend Worte!
Eine Stunde jemandem zuhören ist wirksamer als tausend Worte!
Eine Stunde jemandem tatkräftig helfen ist wirksamer als tausend Worte!
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch einen fröhlichen unbeschwerten Abend und morgen einen guten neuen Tag.
Ich wünsche Euch Mut, Zuversicht und Hoffnung und ein Herz voller Liebe und ich grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen