Die Natur des Geistes

theravada-buddhism-1823527_1280.jpgNun werden wir über die Natur des Geistes sprechen. Die Natur des Geistes ist die Natur der absoluten Realität. Diese Natur des Geistes ist frei von allen künstlichen und bedingten Merkmalen, die vom Intellekt geschaffen sind. Diese Natur des Geistes ist weit und unendlich. Sie kann nicht mit Worten erklärt werden, noch kann sie veranschaulicht werden, noch kann sie aufgezeigt werden. Das ist ihre Natur. Diese Natur ist also gewaltig weit und endlos, und enthält alle Kayas, daher enthält sie alle uranfänglichen Weisheiten. Sie ist jenseits der Phänomene der Dualität. Sie gehört überhaupt nicht zur Dualität. Sie ist uranfänglich rein. Sie ist weder existent, noch nicht-existent. Sie ist keiner Seite zugehörig. Das ist der uranfängliche Grund, auf dem sich alle Weisheiten manifestieren. Es ist die Erschöpfung von allem in Samsara und Nirvana, uranfänglich und angeboren rein. Sie ist das vollkommene Erscheinen und die Versenkung der Kayas. Ihre grundlegendes Prinzip ist ungehindertes Mitgefühl allen belebten und unbelebten Objekten gegenüber.

Das Relative verweist auf das Absolute

Obwohl sie weder veranschaulicht oder erklärt werden kann, versuchen wir eine Anstrengung zu unternehmen, die Richtung auf diesen absoluten Geist hin aufzuzeigen. Wenn ihr natürlich auf einer schwarzen Tafel mit schwarzer Kreide schreibt, dann werdet ihr nicht sehen, aber wenn ihr mit weißer Kreide schreibt, dann werdet ihr das Geschriebene sehen. Daher werden wir hier die relative Wahrheit verwenden, um die Richtung der absoluten Wahrheit zu erklären. So funktioniert das, anders kann sie nicht aufgezeigt werden. Allerdings ist die Kommunikation als ein Mittel für das Verstehen wichtig, daher werden wir das in der Weise des Relativen und Absoluten verwenden.
Von einem absoluten Standpunkt aus ist dieses Gewahrsein seit allem Anfang an von anfangsloser Zeit erleuchtet. Da gibt es nichts zu verfälschen, nichts dabei zu machen. Es kann nicht von Samsara verfälscht werden, noch kann es von Nirvana verbessert werden. Es ist jenseits davon. Es ist ungeboren und ungeschaffen. Dieses uranfängliche Gewahrsein kann durch kein Verständnis verpfuscht oder manipuliert werden. Es ist grundlegend so wie es ist, uranfänglich rein, in dem eine enorme Lichtheit aller Kayas aus diesem Gewahrsein erscheint. Also aus der Sicht der absoluten Wahrheit hält dieses Gewahrsein an keinem Gewahrsein fest und kann nicht ausgedrückt, gesehen oder aufgezeigt werden. Das ist auch der Grund, warum alle Buddhas, als sie erleuchtet waren, nicht gesagt haben: „Das ist Erleuchtung,“ und es dann sofort aufgezeigt haben. Sie waren nicht in der Lage, es so aufzuzeigen. Jedoch aus der Sicht der relativen Wahrheit, weil ihr euer Gewahrsein nicht erkannt habt, ihr die absolute Wahrheit nicht erkannt habt, manifestiert sich das Feld der relativen Wahrheit.
Aus dem Raum der Manifestation der relativen Wahrheit erscheinen dann alle Buddhas, die Buddha-Felder, alle Bereiche und die ganze Unendlichkeit der Dinge. Sie werden gemäß der Wahrheit der wechselseitig bedingten Entstehung erscheinen. Auf diese Weise werden sie hervortreten. In der buddhistischen Praxis ist es wichtig, sowohl das Relative wie auch das Absolute zu respektieren. Wie wir glauben, wird Erkenntnis durch das Vereinen des Relativen und des Absoluten zu einem Geschmack erlangt, weil diese absolute Wahrheit in keine Begrenzung fällt, noch zu irgendeiner Seite. Das Wissen, wie das absolute Verständnis und das relative Erscheinen vereint werden, ist in eurer Praxis sehr wichtig. Das ist der Grund, warum Erkenntnis nicht durch das Abspulen von Rezitationen und Umkreisungen und all dem erreicht wird und all dem, ohne das Absolute durchdrungen zu haben. Warum? Weil ihr sonst einseitig praktiziert. Das ist der Grund, warum beim Kyerim – der Erzeugungsstufe – wenn wir visualisieren, zuerst die Visualisation von allem machen und dann das Auflösen von allem in Leerheit machen. Das ist genau das, worum es geht. Das Erscheinen zu verstehen und auch die Auflösung, das sind das Relative und das Absolute. Andernfalls, egal wie viele Jahre ihr eure Praxis macht, das Rezitieren und Visualisieren, wenn ihr nicht diese Kernessenz, welche das Absolute ist, begriffen habt, dann ist das nichts als eine Manifestation, nichts als ein Ausdruck, ein geschickter Ausdruck der uranfänglichen Weisheit, dann wird wahrer Fortschritt schwierig sein. Egal welche Praxis ihr nun macht, es ist wichtig, nicht in eine Steifheit der Praxis zu verfallen. Nein, fallt keiner Steifheit der Praxis anheim. Stattdessen legt den ganzen Fokus auf das grundlegende Verweilen ohne irgendeine Ausschmückung und Künstlichkeit, schaut einfach in die Natur des Geistes selbst, genauso wie ihr es bei der Praxis des Shine macht. Deshalb ist die Shine-Praxis so wichtig für euch, weil Shine in euch ein Verständnis von dem, was der absolute Geist ist, entstehen lassen, oder in den Begriffen des Dzogchen, was Rigpa bedeutet.

Relatives und Absolutes gleichwertig praktiziert – Vereinigung anstreben

Dementsprechend muss sowohl dem Relativen wie auch dem Absoluten gleich viel Zeit eingeräumt werden. Genauso wie ein Vogel nicht mit einem Flügel allein fliegen kann, müsst ihr sowohl die relative wie auch die absolute Wahrheit zusammen praktizieren. Es gibt Leute, die mehr an die absolute Wahrheit glauben und nicht sehr an die relative. Sie glauben, wenn sie das Absolute durchdringen, dass sie dann die Essenz des Gewahrseins verstanden hätten. Das ist aber nicht korrekt, weil die absolute Wahrheit niemals vergehen wird, damit die relative entstehen kann. Sie wird immer selbstmanifest sein. Das ist die schöpferische Kraft des Geistes. Wenn ihr zum Extrem der absoluten Wahrheit selbst geht und ihr bloß das praktiziert, dann findet ihr euch möglicherweise in einer dämonischen Leerheit wieder, aber das ist nicht die erleuchtete Leerheit. Das ist eine nach innen gekehrte Sichtweise, die denkt: „Oh, alles ist leer. Da gibt es kein solches Ding wie Negativität. Da gibt es nicht so etwas wie Göttlichkeit. Alles ist von meinem Geist erzeugt.“ Dadurch negiert ihr das Erscheinen der relativen Wahrheit. Wenn ihr das negiert, dann verfällt ihr in eine dämonische Sichtweise. Dann werdet ihr einseitig. Das, was über die Begrenzungen hinausgeht, fällt in einen begrenzten Raum. Da besteht also diese Gefahr, dass ihr auf eine extreme Seite geraten könnt, wenn ihr euch bei der Praxis auf die absolute Wahrheit ausrichtet und erkennt, dass alles leer ist, bar irgendeiner Natur. Das Relative und Absolute müssen harmonisch Hand in Hand gehen.
Das gleiche bei eurer Praxis nun, am Ende jeder Praxis, und da ist es egal, welche Praxis ihr macht, versucht Subjekt, Objekt und Handlung in einem Gewahrsein zu vereinen, versucht das zu machen. Es wird sehr gut sein, wenn ihr das machen könnt. Habt nicht das Ego, dass ihr praktiziert habt, das ihr widmet, dass ihr eine wunderbare Sache für alle fühlenden Elternwesen gemacht habt. Haltet vielmehr den Stolz, praktiziert zu haben, nicht fest. Subjekt, Objekt und Handlung sind von einem Geschmack.

Dies stammt aus den Belehrungen von Lama Shenphen Dawa Rinpoche zum Thema „Sicht – Meditation – Verhalten“. Übersetzt vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus). Möge es von Nutzen sein!


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