Der Glaube des Herzens

Der Glaube des Herzens

Vergangene Nacht landete ich im Traum in einem altbekannten Raum. Drei Türen, Gestelle voller Bücher, ein Fenster, draußen fiel dichter Schnee in großen Flocken. Doch diesmal hatte ich Gesellschaft. Eine Frau, die eine Hälfte ihres Gesichts jung und hübsch, die andere alt und voller Runzeln.

„Ich weiß“, seufzte ich ob all der Symbole auf engem Raum, „es geht darum, die richtige Tür zu wählen.“

„Wissen ist der Feind des Glaubens“, sagte sie und ihre Stimme war jung und alt zugleich. „Glauben kann man alles, doch wissen nicht.“

„Ich weiß…“

„…Du denkst bloß, wissen zu müssen. Dabei glaubst du und weißt doch nichts.“

„…ich…ich bin …auf der Suche…“, stotterte ich.

„Auch das glaubst du bloß, aber du weißt es nicht. In Wirklichkeit bist du nichts als ein Durchreisender.“

Was zum Teufel wollte die Frau von mir? Ich war ihr keine Rechenschaft schuldig, schließlich war es mein Traum. Sie gehörte nicht hierher. Ich machte eine Handbewegung in der vagen Hoffnung, sie damit zu verscheuchen. Doch die junge Alte blieb und sah mich durchdringend an. Das eine Auge voll frischem Glanz und Lebenslust, das andere abgeklärt und müde. Vielleicht sollte ich eine der drei Türen öffnen, überlegte ich und trat zu der an meiner rechten Seite. Ich drückte die Klinke und zog daran. Doch vergebens, sie war verschlossen.

„Dir fehlt der Schlüssel“, meinte sie trocken. Die junge Hälfte ihres Gesichts lächelte, die alte grinste.

„Ja, ja, die übliche Symbolik.“ Ich war genervt. „Das Wissen, das mir fehlt ist der Schlüssel.“

„Nein, es ist der Glaube, der dir fehlt. Diese Tür kann nur der Gläubige öffnen.“

„Wohin führt sie?“, wollte ich wissen. „Ins Jenseits?“

„Wohin sie führt ist unbeschreibbar.“

„Alles lässt sich umschreiben“, protestierte ich.

„Nicht, wenn es nicht durch Form, Zeit und Raum begrenzt ist. Nicht wenn es immer war und immer sein wird. Nicht, wenn du es nicht besitzen kannst und wenn du von ihm nicht besessen sein kannst.“

Die junge Alte war schlimmer als mein alter Freund, der Gesichtslose. Sie sprach in Rätseln.

„Was willst du von mir?“, fragte ich. Dabei kannte ich die Antwort bereits. Als wären die Worte meinen eigenen Gedanken entsprungen, antwortete sie prompt:

„Ich will nichts von dir, aber du willst etwas von mir.“

„Diesen Spruch kenne ich“, sagte ich schroff. Ich wandte mich von ihr ab und der Tür hinter mir zu. War ich durch sie in diesen Raum gekommen? Als ich an ihr zog, öffnete sie sich ohne Widerstand. Insgeheim hatte ich erwartet, durch sie nach draußen in die Winterlandschaft zu gelangen. Doch stattdessen erwartete mich ein dunkler Raum. Ein Schwindel erfasste mich, als ich erkannte, was ich sah. Ich stand an der Grenze zum Weltall wie in der Schleuse eines Raumschiffs. Zwischen den Lichtpunkten ferner Sterne entdeckte ich eine Galaxie und dahinter nochmals eine. Sterneninseln in der Unendlichkeit.

„Es ist wunderbar!“ Mein Ärger war verflogen. Schade, dass es nur ein Traum war. Doch vielleicht sah ich die Wirklichkeit durch das Auge des Traums.

„Es ist eine von vielen Wirklichkeiten“, tönte es neben mir. Die junge Alte stand unvermittelt neben mir und ich sah ihre junge Seite. Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand und staunte. Meine Augen gewöhnten sich immer besser an die Dunkelheit und ich entdeckte immer weiter entfernte Sterneninseln. Doch dann überkam mich die Neugier und ich schritt zur Tür gegenüber. Auch sie ließ sich leicht öffnen. Und auch sie führte in einen dunklen Raum. Doch hier waren keine Sterne, es waren keine fernen Galaxien zu sehen. Der Raum war leer, ein alles verschluckendes Nichts. War das etwa die Zukunft?

„Du musst mit deinem Herzen sehen“, sagte die junge Alte, die sich wieder an meine Seite gesellt hatte.

„Ich sehe nichts“, antwortete ich enttäuscht.

„Eines Tages wirst du sehen können. Dann wird sich deine Seele an deine Herkunft erinnern.“

„Eines Tages? Noch in diesem Leben?“

„Nach vielen Leben. Wenn du bereit sein wirst, die körperliche Bindung zu lösen und dem göttlichen Licht zuzustreben.“

Mir wurde schlecht. Ich wollte nicht viele Leben leben, wollte nicht immer wieder von neuem beginnen. Dieses eine Leben war Leben genug. Danach wollte ich meine Ruhe.

„Jeder glaubt das, was ihm in den Kram passt“, sagte sie. Sie hatte mir ihre alte Seite zugewandt. Trotz der Runzeln erkannte ich darin die Schönheit der Jugend. Wie hatte ich das übersehen können?

Sie lächelte nur.

Glaubt nicht alles, was man euch als Wissen verkauft. Aber glaubt eurem Herzen. Euer Traumperlentaucher



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