Das Konsumopfer

Manchmal frage ich mich, wie ich an all die interessaDas Konsumopfernten Menschen in meinem Bekanntenkreis komme. Ist es ein Fluch oder doch ein Segen? Schließlich gäbe es ohne sie eine Vielzahl an Texten gar nicht, weil ich nur den einen oder anderen Fehler beobachtet habe und ihn nur noch kommentieren musste. Auf der anderen Seite sind sie auch so furchtbar anstrengend. Aber dann sind sie auch so furchtbar amüsant. Fast schon grotesk teilweise. Sie bieten nicht nur Ansätze zum Schreiben, sondern auch Gesprächsstoff. Und jedes Mal freut sich der Hobbypsychologe in mir, wenn er nur analysieren kann. Solange ich das nicht als Berufszweig für mich entdecke, solange richte ich damit ja keinen Schaden an.

Heute aus der erfolgreichen Reihe dieser Individuen wähle ich: das Konsumopfer. Ich kann gar nicht genau benennen, was meiner Meinung nach dieser Person am ehesten fehlt. Es liegt aber eher daran, dass ich nicht wüsste, was zu erst genannt werden sollte. Vielleicht sind es die falschen Freunde, vielleicht zu viel oder zu wenig Muttermilch. Vielleicht aber auch nur der Haaransatz auf der Stirn. Obwohl das wiederum gemein wäre, denn das würde bedeuten, dass Frauen von so einem Verhalten verschont bleiben würden, da die Haarproblematik in den Hintergrund gerückt ist. Aber bestimmt würden sich noch andere Gründe finden lassen. Schicke Schuhe als Trost für den zu groß gewachsenen Hintern. Und davon kann auch ich ein Liedchen singen, obwohl ich gar nicht laufen kann, fast schon weniger stehe – habe ich Schuhe zuhause en masse. Bei manchen ist es sogar fragwürdig, ob ich sie überhaupt anziehen könnte, da meine Füße nicht alles mitmachen. Aber was sollte ich tun? Sie waren so schön.

Aber genug von mir. Derjenige, über den ich heute lästern will, hat nur das Allerfeinste vom Allerfeinsten. Ich glaube bereits vor zehn Jahren, als ich froh sein konnte, dass meine Waschmaschine schneller geschleudert hatte als ich per Hand, hatte er eine Waschmaschine, die schon ins Internet gehen konnte. Vielleicht konnte sie auch bereits alleine den Kühlschrank auffüllen. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ein Super-Hightech-Teil. Der Backofen konnte vielleicht sogar schon abspülen. Beides Qualitätsprodukte mit Wartezeiten für um die 1000 Euro, wenn nicht sogar noch mehr. Woher ich das weiß? Man erzählte es mir mehrmals. Und ich musste auch Zeuge werden, wie es Anderen erzählt wurde. Halte ich das für Angeben? Ja. Nicht so wie bei mir von der Marke XY. Klinge ich jetzt neidisch? Das war nicht beabsichtigt. Schließlich hatte ich Gerätschaften für ihren Zweck. Sie machten Dinge, für die sie bestimmt waren. Es sollte eher genervt klingen, denn ich war nicht diejenige, die Vergleiche aufstellte. Wäre aber auch blöd, wenn man Besseres hätte als Andere, und keiner weiß das.

Mit dem Haben sollte es nicht enden. Es ging durch alle Bereiche des Konsums weiter. Es musste alles unbedingt „bio“ sein und man musste natürlich auch Loblieder auf die Notwendigkeit des Besseren singen. Ich merkte da keinen Unterschied, und ganz ehrlich: es wirkt lächerlich wenn gewollt, ungewollt oder nur zufällig raus kommt, dass dieser Lebensstandard sich nur ermöglichen lässt, wenn man sich selbst, wie auf einer Liane von Kredit zu Kredit hin und her schwingt. Man muss wissen, was einem wichtig ist. Ich habe noch keinen Pfandleiher von innen gesehen, geschweige denn, dass ich Weihnachtskarten erhalten habe. Aber wahrscheinlich ist das der Kundenstatus, den man erhält, wenn man zwei Mal im Monat kommt. Einmal zum Einlösen, ein Mal zum Auslösen – und wieder umgekehrt. Ein ganzes Hobby lässt sich daraus machen, wenn man ein hochkomplexes Tauschsystem entwickelt, in dem das Eine eingelöst wird, damit das Andere ausgelöst wird. Ist doch clever oder? Als Kaufmännin kann ich dazu sagen, dass man als Kaufmann wissen müsste, dass egal wie clever man hin und her tauscht, dass es immer noch bei einem Verlustgeschäft für einen selbst bleibt.

Ich will mich jetzt nicht freisprechen von dem einem oder anderem Fehlkauf den ich getätigt habe. Vor allem als ich geschäftsfähig wurde habe ich zugeschlagen. Wer denn da draußen nicht? Aber irgendwann holte mich die Realität ein und ich musste, wie alle anderen Erwachsenen auch, mit meinem Geld zurechtkommen. Es ist unglaublich für mich zu sehen, dass jemand das über Jahre hinweg machen könnte. Macht es ihn zu einem glücklicheren Menschen? Ohne ihn genau beobachten zu müssen, kann ich sagen: nein. Und trotz seiner überheblichen materiell-verliebten Art tut er mir leid, denn jedes Mal wenn es zu einer Trennung mit einer seiner Leidensgenossinnen kommt, wird entschieden, dass eines seiner teuren Gerätschaften nicht seiner heimischen Umgebung entzogen werden sollte und er steht wieder alleine da. Ohne Freundin und ohne Waschmaschine. Vielleicht ist es aber auch für ihn nur von Vorteil, nach dem Motto: was interessiert mich das Modell vom Vorjahr, wenn es ein neueres gibt?


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