Brauntöne

Tag 97, Freitag 9. August 2013. Von Estella nach Los Arcos.

Morgens um 7 Uhr hat es etwa 12-14 Grad. Der Himmel ist blau, die Sonne erscheint in wenigen Minuten. Die Straßenreinigung in Estella ist im vollen Einsatz. Die Reste vom großen Fest müssen beseitigt werden. Die Putzmaschine verteilt duftendes Wasser auf dem Asphalt.
Mein Weg führt auf der neuen Brücke über den Rio Ega in den alten Teil der Stadt, wo schon die Pilger aus allen Richtungen strömen. Der Weg steigt bergan, durchquert die äußeren Stadtviertel und Gewerbegebiete. Vom Hügel bietet sich ein schöner Blick auf die sonnenbestrahlte Kirche des Klosters Irache. Doch bevor die Pilger dieses erreicht haben, kommt die berühmte Fonte de Vino, die Weinquelle, an der sich jeder Pilger mit ein paar Schlucken Rotwein stärken darf. (So sieht gutes Marketing aus. Danke, Bodegas Irache!). Ich habe noch kein Frühstück im Bauch, aber der Wein soll ja stärkend wirken – und er schmeckt beachtlich gut.
Das Kloster ist leider geschlossen, also gehe ich gleich weiter und entscheide mich an der Gabelung für die südlichere Variante nach Los Arcos, die weiter abseits der Autobahn verläuft. Ich treffe Anastasia aus Berlin, die heute ohne ihre Begleiterin wandert. Grit hat nämlich Fußschmerzen und hüpft eine Etappe per Taxi. Wir wandern auf einem herrlichen Waldweg mit schöner Aussicht auf die gegenüberliegenden Bergketten und unterhalten uns. Die Sonne taucht die Landschaft in warmes, starkes Licht. Die meisten Weizenfelder sind bereits abgeerntet und ein warmes Gelbbraun bestimmt das Landschaftsbild. Ein vulkanartiger Berg mit einer alten Burgruine bestimmt die Landschaft. Am Wegrand blühen blaue Disteln. Strohwürfel liegen auf den Getreidefeldern.
In Luquin – elf Kilometer sind geschafft – ist beim städtischen Schwimmbad ein nettes Café direkt am Weg. Hier kommt endlich mein heutiges Frühstück: Cafe con Leche, Corneto, Zumo de Melocoton. Dann noch eine Tortilla mit Pilzen und Schinken. Etliche Pilger haben sich bereits gestärkt und starten wieder; weitere treffen ein und belagern die Theke.
Der Camino kreuzt einige Straßen und verbindet sich bald wieder mit der anderen Variante. Die Strecke ist bestens mit den gelben Pfeilen und den Muschelsymbolen markiert. Und das Schönste heute: Die Temperatur ist absolut wunderbar bei ca. 18-22 Grad. Da stört dann nicht mal die direkte Sonne, denn es weht auch stets ein frisches Lüftchen. Nach der Hitzewelle in Frankreich kann ich mein Glück kaum begreifen. So macht pilgern Spaß!
Der Camino zieht sich weit ins Land hinein, man kann seinen Verlauf anhand der zahlreichen Wanderer gut verfolgen. Eine Reiterin gibt ihrem Pferd die Sporen und reitet quer über die Stoppelfelder. Herrlich!
Die offene Erde zeigt sich mal rotbraun, mal schiefergrau, die gelbbraunen Felder stimmen sich farblich aufs Feinste ab. Einzelne Weinfelder bringen dunkelgrüne Tupfen ins Spiel. In der Ferne liegt ein Gebirgszug, gespickt mit weißen Windrädern.
Die nächste Bodenwelle gibt den Blick frei auf Los Arcos, durch das sich eine langgezogene Hauptstraße zieht. An deren Ende folgt die Kirche und ein freundlicher Platz, wo sich zwei Gaststätten um die pilgernden Kunden kümmern.
Mein Pilgermenü besteht aus Spaghetti Bolognese und einer Schweinelende mit Paprika und Pommes frites. Dazu ein großes Shanty gegen den Durst. Heute habe ich wahrscheinlich meinen 2000sten Kilometer beschritten. Das sollte gefeiert werden. Ich unterhalte mich mit Pilgerinnen aus Bonn. Dabei vergeht die Zeit und beim Kaffee kommt die Idee, einfach in Los Arcos zu bleiben. In der Herberge Casa de la Abuela bekomme ich gegen 16 Uhr tatsächlich den letzten verfügbaren Platz.  


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