Ein angenehmer Tag

Tag 98. Samstag 10. August 2013. Von Los Arcos nach Logroño.

Wie immer in den Pilgerherbergen geht es früh raus. Geraschel und Geräusche machen einen unweigerlich wach. So bin ich schon gegen 6.30 Uhr beim Frühstück. Orangensaft und Kaffee, Joghurtkuchen, Brot und Marmelade. Was will man mehr? Um 7 Uhr bin ich am Kirchplatz, da schlagen die Kirchenglocken ihre harten Töne an. Aus der Kirche kommen ein gutes Dutzend ältere Einheimische. Zwei Männer haben eine Handharmonika. Auf dem Kirchplatz singen sie gemeinsam eine flotte spanische Volksweise. Ist das der spezielle Pilgerservice für die Frühstarter? Ich bin gerührt. Das Liedchen im Kopf verlasse ich Los Arcos leicht ansteigend. Hinter mir wirft die Morgensonne ihren ersten Strahl auf einen Berggipfel weit vorne. Der Blick zurück zeigt den Turm der Kathedrale vor einem orange-rosa-farbenen Himmel. Von der einen Seite her kommen dunkle Wolken, die sich von den Sonnenstrahlen einfärben lassen. Nach einer Weile bescheint die Sonne auch den Jakobsweg und jeder Wanderer sieht einen ganz langen Schatten vor sich her wandern. Es ist ein Genuss zu wandern. Die Temperaturen sind angenehm, die Ausblicke begeistern mich.
In Sansol gibt es einen Orangensaft und einen Kaffee zur  Stärkung. Schon kann es weitergehen! In Torres del Rio hingegen habe ich noch Schwung und gehe am Café vorbei zur Heilig-Grab-Kirche am höchsten Punkt des Hügels. Auch sie hat wie in Eunate einen achteckigen Grundriss und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Leider kann ich dir Kirche nur von außen bewundern, denn sie ist geschlossen.
Ich komme ins Gespräch mit einer Australierin namens Pat. Sie ist Lehrerin und hat ihre Schüler in ihr Urlaubsprojekt mit eingebunden. Sie erzählt mir, dass sie jeden Tag einem anderen Schüler ein E-Mail schreibt und darin berichtet, was sie alles erlebt hat und wo sie sich befindet. Die Schüler schauen das dann im Web und auf Karten nach und können so aus der Ferne an Pats Erlebnissen teilhaben.
Wir unterhalten uns über alles Mögliche – von der israelischen Siedlungspolitik bis hin zum Weltfrieden. In einer kleinen Senke verkauft eine Studentin kühle Getränke an Pilger. Klar dass ich hier die Mikroökonomie durch den Kauf einer Orangenlimo unterstütze!
Nun wird der Weg anspruchsvoll, steigt kräftig bergan. Immer wieder überholen pilgernde Mountainbiker, die stets Bon Camino wünschen.
Vor Viana verabschiede ich mich, denn auf der gut ausgebauten Piste dorthin muss ich einfach etwas schneller wandern.
Am Ortseingang von Viana treffe ich Jürgen aus Bremen, den ich schon in Pamplona kennengelernt habe. Ich schaue mir die bombastisch anmutende Iglesia de Santa María de la Asunción (13.-18. Jh.) an, die mit einem eindrucksvoll vergoldeten Renaissance-Altar prunkt.
Auf dem Vorplatz der Kathedrale genieße ich einen Café con Leche und beobachte das bunte Treiben. Gegen Mittag werden Tische auf die Straße gestellt und viele Einheimische treffen sich zum Essen und Reden.
Ich verlasse das kleine Städtchen, vorbei an der Ruine der ältesten Kirche aus dem 13. Jahrhundert, die 1844 eingestürzt ist. Nun geht es abwärts. Hinten im Dunst hat man schon lange die Großstadt gesehen, die das heutige Tagesziel ist: Logroño, die Hauptstadt der Weinregion La Rioja. Schon wechselt die Beschilderung – jede Region markiert “ihren” Jakobswegabschnitt wieder ein wenig anders. Schilder weisen auf “Sellos / Timbre” hin: Hier sitzt Doña Maria Felisa und stempelt die Pilgerpässe – und erwartet dafür eine kleine Spende. Das fällt mir nicht schwer; sie hat außerdem schön bedruckte Tücher und Anstecker und gekühlte Getränke zu bieten.
Wenige Kilometer sind es noch bis ins Tal des Rio Ebro, des wasserreichsten spanischen Flusses. Seit dem 11. Jahrhundert führt der Jakobsweg durch diese Stadt. Gleich neben der Concatedral de Santa Maria de la Redonda bin ich in einer kleinen Pilgerherberge eingebucht, wo ichin einem kleinen Zimmer nur mit zwei Spaniern untergebracht bin. Die beiden sind per Fahrrad auf dem Weg von Pamplona nach Santiago.
Abends treffe ich Jürgen wieder und gemeinsam ziehen wir durch die belebten Gassen der Stadt, beobachten eine Hochzeit in der Kathedrale und gönnen uns ein paar Bierchen und ein abwechslungsreiches Abendessen. Dann noch ein Joghurteis ausprobiert und ab ins Bettchen.

28,4 km sind zusammen gekommen. 2027,2 lautet nun der Zählerstand.


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