Ausgedient

Unser Mikrowellengerät ist tot. Ein Relikt aus der Zeit, als ich mich innerlich von meinem grünen Elternhaus distanzierte, ist nicht mehr. Zu meiner Ehrenrettung muss ich klarstellen, dass das Gerät während unserer fast fünfzehn Jahre dauernden Beziehung nicht eine Mahlzeit gekocht hat. Mehr als auftauen und aufwärmen gestattete ich ihm nie.

Wie das Leben so spielt, begann das, was meine Eltern mir mitgegeben haben, erst im Laufe der Jahre zu spriessen und inzwischen könnte ich all das, was sie damals predigten, voll und ganz unterschreiben. Dies führte auch dazu, dass mein Mikrowellengerät und ich uns allmählich auseinanderlebten. Ich brauche hier nicht ins Detail zu gehen, man weiss ja, wie viele kleine Meinungsverschiedenheiten allmählich zum grossen Zerwürfnis führen können. Irgendwann duldete ich das Gerät nur noch aus sentimentalen Gründen. Ein Hochzeitsgeschenk der ältesten Schwester stellt man nicht einfach so vor die Türe.

Ich weiss, es spricht nicht für mich, dass ich dem Gerät insgeheim den Tod wünschte, aber ich ertappte mich dennoch öfters bei diesem Gedanken. Heimlich begann ich, mich nach einer Alternative umzusehen und irgendwann war klar, dass mein nächster Gefährte ein Steamer sein muss. Diesen Gedanken behielt ich lange für mich. Man posaunt seine Trennungsabsichten ja nicht einfach so heraus. Als ich aber neulich dabei zusah, wie meine Schwester mal kurz die Milch im Steamer erwärmte, konnte ich nicht mehr länger an mich halten. “Das wird mein Nächster”, gestand ich ihr und erstaunlicherweise bekräftigte sie mich in meinem Ansinnen.

Obschon ich das Geständnis in einer fremden Küche ablegte, muss mein Mikrowellengerät doch gespürt haben, dass seine Anwesenheit nicht länger erwünscht ist. Zwei oder drei Tage später gab es den Geist auf und ich treuloses Wesen ersteigerte bei Ricardo einen Steamer, noch ehe die ausgediente Mikrowelle der Entsorgung zugeführt war.

Jetzt, wo meine neue Liebe ihren Platz in der Küche eingenommen hat, frage ich mich, wie ich die freudlose Beziehung so lange habe aushalten können. Wenn das Prinzchen zum ersten Mal in seinem Leben freiwillig und mit Genuss Kürbis isst und wohl etwa zum vierten Mal im Leben überhaupt nach Nachschlag verlangt, kann man ohne Übertreibung von einem durchschlagenden Erfolg reden. Ich geh dann mal Gemüse dämpfen…

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