Zuviel Blöße: “Wanderlust”

Zuviel Blöße: “Wanderlust”

© Universal Pictures / Seth (Justin Theroux) und George (Paul Rudd) im Song-Wettstreit vor der Elysium-Hippie-Kommune

Zwei Zutaten, die bereits 2008 funktionierten: Das Zusammenspiel der Drehbuchautoren David Wain (auch Regisseur) und Ken Marino (auch Schauspieler) mit Darsteller Paul Rudd. Was vor vier Jahren in „Vorbilder?!“ in einer amüsanten Fan-Fantasy-Schlacht unter jugendlichen Nerds endete, wird in „Wanderlust“, der neuen Komödie des Teams, zur Grenzerfahrung in einer Hippie-Kommune. Zwischen dem hektischen Großstadtleben – mit all seinen Zwängen und Nöten – und der freien Lebenslust mit Drogen und Liebe hin- und hergerissen, finden Paul Rudd und Filmpartnerin Jennifer Aniston ihren Platz im Leben.

Die beiden spielen George und Linda, ein dauerbelastetes, supergestresstes Ehepaar aus Manhattan. Nachdem George aus seiner Finanzfirma entlassen und Lindas deprimierender Dokumentarfilm auf wenig Gegenliebe stößt, können sie sich das überteuerte Micro-Loft im West-Village nicht mehr leisten. Ihnen bleibt nur die Möglichkeit, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen und nach Atlanta umzusiedeln, wo Georges nerviger Bruder Rick (Ken Marino) und dessen ständig unter Alkoholeinfluss stehende Ehefrau (Michaela Watkins) ihnen Unterkunft gewähren. Schon nach wenigen Tagen halten sie es hier nicht mehr aus und flüchten direkt in das Hippie-Camp Elysium, das von farbenfrohen Gestalten bevölkert wird. Nach einer abenteuerlichen Nacht in dieser Gemeinschaft beschließen George und Linda, diesem Lebensstil eine Chance zu geben.

Zuviel Blöße: “Wanderlust”

Jennifer Aniston zwischen Paul Rudd (links) und Justin Theroux (rechts)

Ironischerweise sind es die Momente im Hippie-Camp, die am wenigsten überzeugen. Dafür startet der Film stark, zeigt zwei gestresste Großstadtmenschen, die mit ihrer Umgebung nicht mehr klar kommen. Da verkommt das Micro-Loft beim Kauf zum Studio-Apartment, alles ganz hip und modern und supercool, nur um vom eigenen Bruder schlicht als „zu klein“ bezeichnet zu werden. Die trendige Doku von Linda, die ihr Werk als eine Mischung aus „Die Reise der Pinguine“ und „Eine unbequeme Wahrheit“ ansieht, wird vom US-Sender HBO als zu brutal angesehen – und brutal geht auf HBO sowieso nur in Kombination mit Sex. Währenddessen wird die Firma, in der George aktiv ist, mal eben vom FBI dicht gemacht. Das alles erzeugt natürlich Stress. Da schlafen auch schon mal beide Parteien gleichzeitig beim Sex ein. So ist das eben in der Großstadt. Vom Kauf des Micro-Lofts (oder Studio-Apartments) bis zum Verkauf wenige Filmminuten später hätte man einen erstklassigen Großstadt-Kurzfilm gehabt, dann aber geht es leider weiter und man verliert sich in den vorhersehbaren freie Liebe und Drogen-Witzen, die eine solche Kommune wie Elysium nun einmal zu definieren scheinen. Wenn dieses fremde Zusammenleben etwas Gutes hat, dann sind es die Charaktere, die der Film hervorbringt: Alan Alda als Gründer des Camps, der regelmäßige Ausbrüche unternimmt um eine mächtige Portion Fleisch zu erhaschen, Alpha-Männchen Seth (Justin Theroux), mit dem sich George seine Frau teilen soll, Eva (Malin Akerman), die wiederum ein Auge auf George geworfen hat und der Schriftsteller-Nudist Wayne (Joe Lo Truglio).

Zuviel Blöße: “Wanderlust”

Paul Rudd und Joe Lo Truglio

Unter diesen Menschen versucht das von Technik und Fortschritt verwöhnte Ehepaar nun also zu bestehen, mit unterschiedlichen Erfolgsquoten. Anfänglich zeigt sich gerade George von der Idee begeistert, auf ewig in der Kommune zu leben, sich von all dem zwanghaften Stress loszusagen. Dann zeigt sich aber eher seine Ehefrau Linda von den Drogen und dem Gedanken der freien Liebe begeistert und fühlt sich immer heimischer in Elysium, während Georges Abneigung gegenüber den exzentrischen Bewohnern steigt. Ohne Türen im Haus fehlt ihm seine Privatsphäre, der charmanten Männlichkeit seines Nebenbuhlers Seth scheint er nicht gewachsen zu sein und ein filmisch wahnsinnig bunter Drogentrip für Jennifer Aniston lässt seine Frau in einem ganz anderen Bild erscheinen. Und dann soll auch noch ein Casino auf dem Gelände der Kommune gebaut werden, womit der Film eine gänzliche Wendung ins stereotype Geschichtenerzählen nimmt. Die Trennung ist dann auch nur noch Formsache: George kehrt zu seinem Bruder zurück, Linda bleibt in Elysium, natürlich nur bis zum Happy-Showdown zwischen George, Linda und Seth.

Mehr lässt sich über „Wanderlust“ dann eigentlich auch nicht sagen. Jennifer Aniston war schon in ihrem Seriendurchbruch „Friends“ das schwächste Glied der Kette, Paul Rudd eine willkommene neue Figur in den letzten Episoden der Serie. Ähnlich ergeht es „Wanderlust“, wo Rudd von seinen Langzeit-Drehbuch-Regie-Nebendarsteller-Kollegen die besten Szenen zugesteckt bekommen hat und diese überzeugend spielt, während Aniston einen Drogenausflug machen darf, der in Erinnerung bleiben wird, aber in den 98 Minuten Laufzeit nicht viel mehr zu tun bekommt. Aber im Grunde steht ja doch ein jeder Penis oder nackter Arsch in dieser Komödie mehr im Fokus als ihre Hauptdarsteller.

Denis Sasse

Zuviel Blöße: “Wanderlust”

”Wanderlust”


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