WM ohne Fieber im Mutterland des Fußballs

Im Frauen-WM-Gastgeberland Deutschland wird die Werbekurbel mit aller Macht gedreht, um mit der Frauen-WM 2011 an das „Sommermärchen“ von 2006 anzuschließen. Mit Public Viewing, Panini-Sammelwahn und Schwerpunkt-Berichterstattungen in allen großen Medien erfährt der Frauenfußball im WM-Jahr so viel Aufmerksamkeit wie nie zuvor. Ganz anders dagegen in England…

Wer im Mutterland des Fußballs die „Three Lionesses“ anfeuern möchte, muss suchen. Trotz Gruppensieg und Einzug ins Viertelfinale hält sich die WM-Begeisterung in England in Grenzen. Die Gruppenphase wurde von Wimbledon überschattet, im Pub trifft man sich, um Cricket zu sehen. Im Fernsehen zeigt die BBC die Spiele nur in einem digitalen Spartenkanal. Britische Zeitungen berichten kaum über die Erfolge ihrer Damen. Trotz des bisher guten Abschneidens nimmt die englische Öffentlichkeit kaum Notiz von ihren Nationalspielerinnen.

„Ich hoffe, dass es nach Wimbledon ein bisschen besser wird“, hoffte John Ashdown, der für den „Guardian“ vor Ort in Deutschland über die WM berichtet, am vergangenen Wochenende auf mehr Interesse der Öffentlichkeit. Er ist einer von zwei britischen Zeitungsjournalisten bei der WM und muss für die Beachtung seiner Beiträge kämpfen. Handelt es sich nicht um England-Spiele, finden sie oft nicht einmal einen Platz in der Printausgabe. Und selbst nach dem Viertelfinaleinzug der Engländerinnen muss man suchen, um einen Beitrag zur WM zu finden, eine kurze Notiz am Seitenende, oder ein Bericht in den hinteren Seiten des Sportteils.

Dabei könnte der Frauenfußball gerade in England die Aufmerksamkeit brauchen. „Wenn man auf internationaler Ebene erfolgreich ist, kann man ein positives Vorbild werden“, hofft England-Trainerin Hope Powell auf mehr Aufmerksamkeit für den Damenfußball. „Wir können dann helfen, dass sich junge Mädchen für den Fußballsport entscheiden. Auch deshalb wollen wir so lange wie möglich im Turnier bleiben“, erklärte die Trainerin.

Vielleicht lassen sich die Engländer doch noch vom WM-Fieber packen, falls ihre Nationalelf den Einzug ins Halbfinale schafft. Mit dem Viertelfinal-Gegner steht den „Three Lions“ ein harter Brocken bevor. Die Partie gegen Frankreich, die in den online Wetten als leichter Favorit gehandelt werden, verspricht jedenfalls spannend zu werden. Erleichterung gab es bei den Engländerinnen zumindest schon einmal, dass man im Viertelfinale nicht gegen den Gastgeber antreten musste – das wollte man um jeden Preis vermeiden. „Wir sind Engländer und bei einer Fußball-WM. Gegen Deutschland zu spielen kann doch nun wirklich nicht unser Ziel sein“, machte Powell aus ihrem Respekt vor den deutschen Damen, die in den Wetten auf den Gesamtsieg die klaren Favoriten sind, keinen Hehl.

„Deutschland inspiriert uns, und wir wollen sie in der Zukunft überholen“, erklärte die Trainerin. Begann man in Deutschland bereits 1970, den Frauenfußball zu fördern, gibt es entsprechende Bemühungen im Mutterland des Fußballs erst seit Mitte der 90er. Doch in jüngerer Vergangenheit begann die FA, sich intensiver um die Frauen zu kümmern. Die 1993 gegründete Women‘s Premier League wurde von der im vergangenen April gestarteten Women‘s Super League (WSL) abgelöst, in der ein intensiverer und professionellerer Wettbewerb betrieben wird. So will man es in Zukunft auch mit Angstgegner Deutschland aufnehmen. Das Einzige, was jetzt noch fehlt, sind die Fans.

-> The England Women’s Senior Team (FA)

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