Wildkräuter für Kinder – so gelingt die Heranführung!

Wenn ihr uns kennt und unserem Blog oder unserer Facebook-Seite schon eine Weile folgt, dann wisst ihr, dass wie riesen Fans von Wildkräutern sind. Vor etwa 5 Jahren, als wir beschlossen, in unsere alte Dorfschule aufs Land zu ziehen, starteten wir mit dem regelmäßigem Verzehr von Wildkräutern. Im August 2012 wurde unsere Tochter Karla geboren und im September 2014 unser Sohn Arvid. Mit dem ersten Schluck Muttermilch haben die Kinder ihre ersten Wildkräuter bekommen, mittlerweile kennen sie mehr Wildkräuter beim Namen als so manch Erwachsener!

In der Rohkost-Bewegung ist schon lange bekannt, wie wichtig das Grüne in der Ernährung ist und ich kenne keine Richtung, noch so unterschiedlich sie in anderen Punkten auch sind, die das bestreitet. Vergleichen wir uns mit unseren nächsten Verwandten, den Primaten, so können wir beobachten, dass diese sich zu etwa 70 % von grünen Blättern ernähren. Der Anteil Grün in unserer Zivilisationskost liegt bei gerade mal 1%. Und das Grüne, das wir essen, besteht dazu noch meist aus vitalstoffarmen Kulturkräutern. Ganz schön frustrierend.

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Seelenruhig sammelt Arvid Giersch in einem Eimer.

Grünkräuter in ihrer Vielfalt enthalten alle dem menschlichen Organismus dienlichen Vitalstoffe, nämlich sämtliche Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Enzyme und Aminosäuren, das so wertvolle Chlorophyll, Bitterstoffe sowie Ballaststoffe in perfekter Ausgewogenheit. Sie enthalten Stoffe, die wir sonst mit keiner anderen Nahrung zu uns nehmen, wie die Biophotonen, das gespeicherte Sonnenlicht, Chlorophyll und auch die wertvollen Bitterstoffe sind in unserer Normalkost kaum oder gar nicht zu finden. Die Konzentration der Vitalstoffe in Wildpflanzen ist so hoch, dass wir uns bei regelmäßigem Verzehr keine Gedanken über irgendwelche Mängel machen müssen, davon bin ich überzeugt. So enthalten Wildkräuter resorbierbares Kalzium und hochwertiges, für den menschlichen Organismus rückstandslos verwertbares Eiweiß (im Gegensatz zu tierischem Eiweiß).

Möchte man seine Kinder gesund und naturbelassen ernähren, so ist das Grüne unverzichtbar. Es gibt kein einziges Produkt im Supermarkt, welches dieses ersetzen kann. Ich habe ein Zitat von Dr. John Switzer gefunden, welches die Bedeutung von wildem Grün sehr eindringlich betont:

„Wenn Affen keine Wildkräuter erhalten, weil sie in der Gefangenschaft eines Zoos leben, können sie allerdings auch krank und gebrechlich werden. Auch Menschen werden früher oder später krank, wenn sie kein grünes Blattgemüse erhalten. Ohne grünes Blattgemüse wird fast jeder Mensch während seines Lebens früher oder später von einer degenerativen Krankheit heimgesucht.“ (Dr. John Switzer)

Unsere Kinder sind von Beginn an mit Wildkräutern groß geworden und es ist faszinierend, wie normal und selbstverständlich ihr Umgang damit ist. Wer bei einer Wildkräuterführung bei uns war oder einem Seminar im Mai, der hat miterlebt, wie die Kinder durch den Garten laufen und sich selbstverständlich ihr Grünes abrupfen und essen. Wir zeigen euch heute, wie wir die Kinder an die Wildkräuter heranführen und die aus unserer Sicht 6 wichtigsten Tipps!

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Ausgerüstet mit eigenem Sammelkörbchen macht es doppelt Spaß!

1. Unsichere Eltern, blockierte Kinder

Seid euch darüber bewusst, dass Kinder jede noch so kleine Unsicherheit der Eltern spüren. Sie haben sehr feine Antennen dafür, denn ihr biologisches Programm ist so geeicht, dass die Informationen der Eltern als entscheidend für ihr Überleben gelten. Auch Emotionen- oder besonders diese – sind für Kinder wichtige Informationsquellen, die sofort wahrgenommen werden. Sind die Eltern unsicher, so heißt dies für das Kind: Stop! Mögliche Lebensgefahr! Wenn ihr also selbst erst am Anfang steht und noch so keinen rechten Umgang mit Wildkräutern habt, dann wundert euch nicht, wenn eure Kinder in die Ablehnung gehen. Werdet selbst erst einmal vertraut mit Wildkräutern und findet einen natürlichen Umgang. Auch, wenn Eltern verkrampft sind, was zum Beispiel die Sache mit dem In-den-Mund-stecken angeht oder nicht mögen, wenn Kinder dreckig werden, dann werden die Kinder ihren Spaß am Entdecken der Natur schnell verlieren. Kindererziehung heißt eigentlich Selbsterziehung und der erste Schritt ist immer, sich ehrlich selbst zu reflektieren!

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Meine ersten Wildkräuter – Gänseblümchen sind das Kinderkraut schlechthin!

2. Pur geht vor

Die grünen Smoothies sind natürlich eine hervorragende Sache, möchte man sich und die Kinder mit hochwertigem wilden Grün versorgen. Doch es gibt eine Tücke: Die Kinder haben keine Ahnung, was sie da eigentlich zu sich nehmen. Sie können die Wildkräuter nicht schmecken (der Geschmack ist durch das Mischen mit Früchten verfälscht), nicht sehen, nicht fühlen, nicht riechen. Das gleiche gilt natürlich auch für andere Zubereitungen, ist das Wildkraut erst auf dem Tisch gelandet, ist der halbe Spaß verpasst! Möchte man die also Kinder nicht bloß möglichst gesund ernähren, sondern ihnen die Wildkräuter mit auf ihren Lebensweg geben, möchte man sie dazu befähigen, sie eines Tages selbst zu sammeln und zuzubereiten, möchte man ihre Liebe und Hingabe zur Natur fördern, dann hilft es nichts: Wir müssen raus in die Natur. Denn nur dort lernen Kinder Wildkräuter wirklich kennen und zwar mit allen Sinnen. Sie lernen den Geschmack vom Löwenzahn, das Pieksen der Brennnessel und den süßen Nektar der Taubnessel kennen. Wissen, auf das sie im Leben immer zugreifen werden können. Und ihr werdet erstaunt sein, wie interessiert Kinder sind und wie viel Spaß es ihnen macht, auf Erkundungstour zu gehen und die Wildkräuter draußen zu probieren.

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Der natürlichen Neugier freien Lauf lassen.

3. Gar nicht früh genug

Wir haben unseren Kindern schon grüne Blätter in die Hand gedrückt, da konnten sie gerade so eben greifen. Wenn wir zum Beispiel mit Karla laufen waren und sie im Kinderwagen lag, dann haben wir ihr einen Zweig mit Lindenblättern zum Spielen gegeben. Arvid hat beim Liegen auf dem Rasen sofort nach den Gänseblümchen gegriffen und wir haben nicht interveniert, als er sich diese munter in den Mund steckte. Es versteht sich von selbst, dass man in dieser Zeit die Kinder nicht unbeobachtet lässt und immer schaut, dass sie sich nicht verschlucken. In unserem Umfeld fanden es manche zu Anfang befremdlich, wenn Arvid oder Karla draußen selbstverständlich etwas Grünes in den Mund nahmen und wir nicht sofort aufsprangen, um es ihnen schnell wegzunehmen! Auch das Aroma der Muttermilch hatte wahrscheinlich schon eine schöne herbe und bittere Note durch meinen Wildkräuterkonsum. Meine Beobachtung ist, dass die Nahrung der Mutter während Schwangerschaft und Stillzeit einen Einfluss auf den Geschmack des Kindes ausübt. Ihr merkt noch einmal, wir müssen zuerst bei uns selbst ansetzen, wenn wir den Kindern etwas mitgeben möchten…

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Morgendliches Sammeln mit Katze und Kuscheltier! :)

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… und gleich rein in den Mund!

4. Nur, was man kennt

Unsere Kinder haben ebenfalls von Anfang an gelernt, dass nicht jedes Grün essbar ist und dass es auch Giftpflanzen gibt. Unsere Regel lautet daher, dass man vorher fragen muss, bevor man etwas isst, besonders außerhalb des eigenen Gartens. In unserem Garten kennen wir die Giftpflanzen, entfernen sie auch teilweise (wie das Schöllkraut) und zeigen diese den Kindern. Karla versteht das in ihrem Alter schon sehr gut, sie kennt auch schon einige Giftpflanzen, wie den Fingerhut oder die Eibe. Ich bin da wirklich sehr eindringlich. Als Karla neulich beispielsweise mal einen Fingerhut anfasste, ging ich gleich mit ihr die Hände waschen, um ihr zu verdeutlichen, dass es mir wirklich ernst ist. Arvid ist in dem Alter, wo er sich einfach alles in den Mund schiebt, weil er noch nicht differenzieren kann und das wilde Essen draußen einfach von seiner Schwester kopiert. Er fängt aber an zu verstehen, dass es Unterschiede gibt. Einige Giftpflanzen sehen essbaren Kräutern sehr ähnlich, so wird beispielsweise der hochgiftige Schierling oft mit anderen Doldenblütlern oder Schafgarbe verwechselt.

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Mit allen Sinnen essen.

5. Kontinuität und Selbstverständlichkeit

Unser Anliegen ist es, dass die Kinder mit dem Selbstverständnis groß werden, dass Wildkräuter zur täglichen Ernährung gehören. Sie sollen die Kräuter so selbstverständlich kennen lernen wie den Apfel oder die Möhre. Wir sammeln täglich morgens Kräuter, die Kinder erleben es also als Routine, an der sie, wenn sie möchten, partizipieren können. Manchmal kommen sie Kinder mit, manchmal haben sie wichtigere Dinge im Haus zu tun. 😉 Das Kräutersammeln ist für sie normal und selbstverständlich, es gehört ebenso dazu wie all die anderen Alltagsroutinen. Es ist klar, dass die Kinder irgendwann bemerken, dass es nicht bei allen Menschen normal ist, aber bis dahin haben wir schon viel erreicht. Wir warten noch auf ein Kinderbuch, in dem statt Milch und Kekse Giersch und Gundermann illustriert werden. 😉

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Ohne Tischregeln schmeckt es doppelt gut!

6. Kein Zwang & Ehrlichkeit

Wenn man es sich mit seinen Kindern nicht verscherzen möchte und wenn man ihnen etwas von ganzem Herzen mit auf den Weg geben möchte, dann sollte man dies ohne Druck und ohne Zwang tun. Wir machen keine Lehrstunde à la „Mama erklärt jetzt Wildkräuter“ und versuchen die Kinder auch nicht zum Probieren zu überreden oder dazu ihren grünen Smoothie aufzutrinken. Ich nutze vielmehr die Gunst der Stunde, wenn ich beobachte, dass sich die Kinder den Pflanzen widmen und gerade offen sind, dass ich dazu komme. Ich frage dann zum Beispiel: „Was hast du denn da gepflückt?“ und fange spielerisch mit ihnen an die Pflanzen zu probieren. Wenn wir einen Sauerampfer essen, dann kichern wir zum Beispiel, weil er so sauer ist. Wenn mir eine Pflanze nicht schmeckt, dann sage ich das ebenso ehrlich, wie die Kinder diese ruhig aus vollem Herzen ausspucken dürfen. Ich sage:“Ich mag gerne Gartenmelde.“ und nicht „Gartenmelde ist lecker.“ Schon gar nicht sage ich:“Gartenmelde ist ganz gesund und macht dich groß und stark.“ Den Kindern überlasse ich ihre eigenen Erfahrungen und dabei ist alles okay!

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Die Kinder essen Vogelmiere – ich schaue zu.

Mit dieser Herangehensweise machen wir tolle Erfahrungen. Die Kinder gehen von sich aus los, pflücken sich die Lindenblätter, den Sauerampfer, den Giersch. Sie essen ihn oder sammeln ihn in irgendwelchen Gefäßen, die sie finden. Unsere Kinder sind kräuterkundiger als so mancher Erwachsener und wenn ich Arvid frage:“Kannst du ein bisschen Giersch für mich sammeln?“, dann stapft er zielsicher los und bringt mir garantiert die richtige Pflanze. Wir beteiligen die Kinder ebenso an unserer Gartenarbeit unseren Beeten, ob Gemüse, Blumen oder Kräuter. Immer so weit ihre Neugier, ihre Freude und ihr Interesse reicht.

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Im Garten wühlen!

Wer Lust auf einen Workshop bei uns hat: HIER geht es zu allen Infos.

Über 150 leckere, einfache & inspirierende Rezepte gibt es außerdem in unserem Buch „Was dein Herz begehrt“.

Und sonst kommt uns einfach auf Facebook besuchen und genießt mit uns das Leben! ♥

Copyright Fotos: Nordisch Roh, Titelbild Anna-Lena Holm


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