Warum du die Finger von Lorazepam lassen solltest und was du bei Antidepressiva bedenken solltest

Finger weg von Tavor?

Lorapepam oder Antiderpressiva? Was darf’s sein?

Mit Erschrecken beobachte ich immer wieder, wie flapsig teilweise über die Einnahme von Medikamenten gegen eine Angststörung geschrieben wird. Diese Mittel werden oft als „Medis“ verniedlicht. Dabei handelt es sich um starke Medikamente, die einen Eingriff in die Gefühlslage der Betroffenen darstellen und im Falle von Benzodiazepinen wie Lorazepam (Tavor ist hierzulande wohl am bekanntesten) ein hohes Suchtpotential haben.

Aus Angst keine Antidepressiva gegen Angst

Ich habe mich damals gegen die Einnahme von Antidepressiva entschieden. Ich wollte nicht, dass etwas künstlich meine Gefühle verändert. Ich glaubte nicht daran, dass Medikamente dauerhaft etwas verändern könnten. Vor allem aber hat mich die Angst selbst vor diesen Tabletten bewahrt. Ich hatte Angst vor möglichen Nebenwirkungen, aber auch generell vor der Wirkung der Tabletten.

War ich dann nicht mehr ich selbst? Möge ich dann wie ein Zombi herumlaufen? Was tun diese Dinger mit mir? Ich fürchtete mich davor. Diese Ängste sind übertrieben? Ganz bestimmt waren sie das. Schließlich hatte ich eine Angststörung.

Aber sie haben mich zu einem nicht unerheblichen Anteil davon abgehalten, Antidepressiva und Co. einzunehmen. Heute kann ich sagen, dass ich froh darüber bin, wobei ich nicht beurteilen kann, ob ich meine Angststörung auch mit Medikamenten losgeworden wäre. Vielleicht hätte ich Angstzustände und Panikattacken damit sogar schneller überwunden.

Vielleicht hätte ich aber auch nicht die Notwendigkeit gesehen, etwas zu verändern, wenn meine Ängste unterdrückt geworden wären. Vielleicht wäre ich nicht bereit gewesen, für schmerzhafte Erkenntnisse, für schwierige Entscheidungen und grundlegende Veränderungen. Manchmal müssen wir eben erst ganz unten ankommen, um diese Schritte zu gehen.

Manchmal müssen wir leiden

In vielen Fällen sind wir Menschen erst dann dazu bereit, wirklich was zu ändern, wenn wir am Abgrund stehen. Erst wenn der Leidensdruck groß genug ist, wagen wir es, etwas anders zu machen. Erst dann sind wir bereit für Anstrengungen und Entbehrungen. Dabei solltest Du nicht die Leidensfähigkeit der Menschen unterschätzen. Wir können sehr viel aushalten.

Beispiel: Nicht selten halten bestimmte Lebensumstände eine Angststörung aufrecht. Wenn man beispielsweise in einer unglücklichen Beziehung feststeckt, sollte man daran etwas ändern. Viele Menschen scheuen sich aber vor gravierenden Veränderungen. Könnte ja noch schlimmer kommen! Man hat also auch Angst vor den Folgen dieser Veränderung.

Dabei kann eine Angststörung der Hinweis sein, dass man etwas an dieser eigentlich unerwünschten Lebenslage ändern sollte. Dazu ist man oft erst bereit, wenn man ganz unten ist. Wenn aber aber nicht ganz unten ankommt, weil man Medikamente einnimmt, neigt man dazu, so weiterzumachen. Man ändert nichts an dieser Situation und verhindert so langfristig, dass man glücklich wird.

Wenn Du mehr über die Zusammenhänge zwischen einer Angststörung und Veränderungen wissen möchtest, dann melde Dich jetzt für mein kostenloses E-Mail-Coaching an. (Klick)

Aber wie gesagt: Ich kann nicht mit Gewissheit sagen, wie es mir ergangen wäre, wenn ich Antidepressiva genommen hätte. Ich kann keine Antworten darauf geben, was passiert wäre, wenn ich mich oder oder so entschieden hätte, dieses oder jenes passiert wäre

Gerade wenn andere psychische Erkrankungen eine Rolle spielen, haben Antidepressiva durchaus ihre Berechtigung. Auch bei einer Angststörung können sie hilfreich sein.

Was ich jedoch verurteile: Wenn diese Medikamente von Ärzten verschrieben werden, ohne dabei eine Therapie zur Bedingung zu machen. Das halte ich (in den meisten Fällen) für verantwortungslos.

Meine Meinung: Finger weg von Tavor

In unserer Facebook-Gruppe wurde gerade wieder einmal über Tavor diskutiert. Viele weisen auf die große Gefahr der Abhängigkeit hin, andere finden, dass diese Darstellungsweise übertrieben ist. Es mag sein, dass einige gut damit zurechtkommen und nur dann zu Lorazepam greifen, wenn es ganz besonders schlimm ist.

Dafür muss man jedoch psychisch sehr stark sein und das sind die meisten Menschen mit einer Angststörung nicht. Es ist verlockend eine Pille einzuwerfen und die Angst ist verschwunden. Auch deshalb ist das Suchtpotential so extrem hoch.

Medikamente gegen Angst können hilfreich sein. Es mag sein, dass der eine oder andere ohne Antidepressiva nicht therapierfähig wäre. Und wenn andere Krankheitsbilder (wie schwere Depressionen) eine Rolle spielen, mag die Einnahme von Medikamenten alternativlos sein.

Doch meine ehrliche Meinung lautet: Finger weg von Tavor und ähnlichen Medikamenten 

Viele Betroffene verweisen darauf, dass sie Lorazepam nur für den Notfall zu Hause haben. Wann aber tritt dieser Notfall denn ein, wenn man eine Angststörung hat? Ein Notfall liegt per Definition nur dann vor, wenn eine Gefährdung vorliegt. Und mir ist kein einziger Fall bekannt, in denen durch eine Angststörung bzw. Panikattacken eine echte Gefährdung vorliegt, die man unbedingt mit einer Tablette bekämpfen müsste.

Wenn die Angst überhand nimmt? Wenn es ganz schlimm ist? Dann liegt ein Notfall vor? Was ist denn ganz schlimm? Natürlich gab es Unterschiede in der Intensität und der Dauer einer Panikattacke. Manche waren schlimmer als andere. Aber ich habe JEDE EINZELNE Panikattacke als schlimm empfunden.

Wenn ich eine Panikattacke hatte, gab es nur die Angst und mich. Es wäre in diesem Moment sehr verlockend gewesen, die Angst mit einer Pille zu stoppen. Ich kann Leute gut verstehen, die in diesen Fällen zu Tavor greifen. Auch wenn ich vor der Einnahme selbst Angst gehabt hätte, wüsste ich nicht, was ich getan hätte, wenn ich Lorazepam bei mir gehabt hätte. Schließlich hat die Angst bei einer ausgewachsenen Panikattacke alles andere in diesem Moment in den Schatten gestellt. Und beim nächsten Mal ist die Überwindung dann nicht mehr so groß, zu Lorazepam zu greifen…

Menschen mit einer Angststörung sind generell anfällig für Süchte und ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Menschen, die unter ständiger Angst leiden, medikamenten- oder drogenabhängig werden. Schon ein paar Bier genügten damals, um innere Unruhe, starke Anspannung und Ängste aufzulösen. Es war schon verlockend schnell nach der Flasche zu greifen, wenn die Angst kommt. Und da ich täglich Angstzustände und Panikattacken hatte, wäre ich zweifelsohne Alkoholiker geworden, wenn ich in diesen Fällen ständig was getrunken hätte.

Von daher weise ich nicht zum ersten mal darauf hin, dass man sich der verlockenden Wirkung von Betäubungsmitteln sowie der dadurch ausgehenden Gefahr bewusst sein sollte

Das sind keine Smarties

Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere Leser diesen Text als Affront gegen seine Person versteht. Schließlich lese ich immer wieder auch von „meinen Medis“, so als gehörten diese zu einem wie die linke Hand oder der dicke Zeh.

Es ist nicht meine Absicht, mit diesen Zeilen diejenigen zu verurteilen, die Antidepressiva oder auch Benzodiazepine zu nehmen. Das muss jeder für sich selbst (in Absprache mit einem verantwortungsbewussten Mediziner) entscheiden. Aber bitte sprecht nicht davon als seien das harmlose Smarties. Tavor aber auch Antidepressiva sind starke, nicht zu unterschätzende Medikamente.


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