Triathlon-Tagebuch #1: Zwischen Wahnsinn und Abenteuerlust

Triathlon-Tagebuch #1: Zwischen Wahnsinn und AbenteuerlustAnmutig wie ein Delfin durchs Wasser gleiten, schnell wie der Wind auf dem Rennrad über die Straße fegen und leicht wie eine Feder über den Asphalt laufen, und zwar durchweg lächelnd und frei von jeglicher Anstrengung - das war mein Wunsch für meinen ersten Triathlon. Dass sich dieser Traum jedoch eher nicht erfüllen würde, lernte ich schon ziemlich früh ...

Triathlon, das unbekannte Wesen

Triathlon - das klingt nach Abenteuer, nach harten Rennen, aber vor allem auch nach Extremsportlern, die ihre gesamte Freizeit ins Training investieren und ihren letzten Cent in ein fünf Gramm leichteres Gestell für ihr Kleinwagen-teures Rennrad stecken. Triathleten sind verwegen, mutig, aber irgendwie auch sonderbar - das dachte ich zumindest immer. Bis jetzt. Denn nun möchte ich selbst eine von ihnen sein und habe mir zum ersten Mal die Frage gestellt, was genau beim Triathlon eigentlich passiert. Klar: Swim, bike, run. Das klingt einfacher, als es letztendlich ist. Denn gerade aufgrund des Mixes der verschiedenen Sportarten ist ein Triathlon kein lockeres Spaßevent, das man mal eben so mitmachen kann, so, wie einige vielleicht mal eben so, ganz unvorbereitet, einen Halbmarathon laufen. Viele Triathleten haben ihre Schwäche beim Schwimmen, und genau damit geht es leider auch los. Ab ins Wasser, dann aufs Rad und schließlich zum Laufen auf die Straße. Eine anstrengende, aber ganz sicher sehr erfüllende Kombination.

Die Gesamtkilometerzahl hängt von der Distanz des Triathlons ab. Es gibt Sprints, Mitteldistanzen, Langdistanzen, den halben sowie den vollen IronMan. Von 25,75km bis 226km ist alles drin. Als Anfänger versuche ich mich natürlich erst einmal im Sprint, schon allein, weil ich beim Schwimmen vermutlich kläglich versagen werde. Das bedeutet also 0,75km schwimmen, 20 Kilometer radfahren und 5 Kilometer laufen. Von der Rad- und vor allem der Laufstrecke her würde ich viel lieber die Olympische Distanz probieren, die allerdings 1,5km Schwimmen beinhaltet - Schluck! Bei allem Vertrauen in meine Trainingsvorbereitung kann ich mir wirklich nicht vorstellen, solch eine Streckenherausforderung innerhalb von 12 Wochen zu bewältigen.

Von der Idee zum Glauben an sich selbst

Die Idee, an einem Triathlon teilzunehmen, wuchs bei mir beim IronMan 70.3 auf Mallorca - eine wahnwitizge Idee, wenn man bedenkt, dass mir außer dem Laufen keine der anderen beiden Sportarten (Schwimmen und Radfahren) Spaß macht. Wieso also nicht einfach beim Laufen bleiben und sich weiter bei Halbmarathon und Marathon auspowern? Wieso bleibe ich nicht einfach bei dem, was ich kann?

Die Antwort ist: Ich bin wahnsinning. Wahnsinnig heiß auf neue Abenteuer und Herausforderungen. Eben weil ich bisher mit Schwimmen nichts am Hut hatte und zuletzt vor drei Jahren auf einem Fahrrad saß, möchte ich mir selbst beweisen, dass ich das schaffen kann. Ich erinnere mich mit Schrecken an die Schwimmstunden in der Schule, die ich wann immer es möglich war, mit irgendeiner Ausrede geschwänzt habe. Und auch das Radfahren hat bei mir eher einen negativen Spaßfaktor, denn auf meiner alten Gurke wurde ich bereits von Rentnern überholt, weil ich einfach nicht vorwärts kam. Kein Wunder also, dass das gute Stück in unserer Garage einstaubt.

Doch wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich genau solche negativen Gedanken auch, bevor ich mit dem Laufen angefangen habe. Ich hasste die Laufrunden im Stadion, die wir während des Sportunterrichts drehen mussten, und wäre bei meinem ersten freiwilligen Lauf am liebsten bereits nach 50 Metern wieder umgedreht. "Tu was du hasst, dann wirst du es lieben". Genauso ist es gekommen und Laufen ist für mich zu einer Leidenschaft geworden. Warum sollte das mit dem Schwimmen und dem Radfahren nicht auch so sein?

Kaufrausch im Fahrradcenter

Als leidenschaftliche Läuferin dachte ich eigentlich, ich hätte alles. Sporthosen, Gürteltasche, Bluetooth-Kopfhörer, Laufuhr. "Dann brauche ich ja nur noch das Fahrrad", dachte ich mir ganz blauäugig und trabte ins Fahrradcenter. Hier begann das geldschluckende Unheil dann auch direkt seinen Lauf zu nehmen. Dass ich ein neues Rad brauchte, stand außer Frage, denn mein altes ist wirklich mehr als schrottreif.

Also fand ich mich am Wochenende im Fahrradgeschäft zwischen Dutzenden glänzenden Rennrädern wieder, die alle nicht nur verdammt hübsch, sondern auch verdammt teuer aussahen. Ich wollte ein möglichst preiswertes Rad haben, schließlich reicht das für den Anfang vollkommen. Doch wie es dann manchmal so ist: Auf den ersten Blick habe ich mich in ein Rad der besseren Klasse verliebt, und als ich dann meine Proberunden durch den Laden drehte, war es vollends um mich geschehen! Hätte mir doch nur schon jemand früher gesagt, dass Rennradfahren wie fliegen ist und dass man mit Leichtigkeit vorwärts düst, so als würde einen eine unsichtbare Düse antreiben!

Das Rad war also gefunden, da konnten auch die - teilweise günstigeren - Alternativen nichts mehr dran ändern, die der engagierte Verkäufer anschleppte. Doch mit einem Rennrad allein war es anscheinend nicht getan, denn plötzlich prasselten unzählige Produktnamen auf mich ein, die der Verkäufer mir nach und nach in ganzer Pracht unter die Nase hielt.

Eine Standpumpe für zuhause, die auch den Luftdruck des Reifens misst. Keine so schlechte Investition, wenn man nichtmal eine normale Luftpumpe zuhause hat. Dann natürlich einen Wechselschlauch für den Reifen, falls mal einer reißt. Eigentlich bräuchte man dann auch eine Minipumpe für unterwegs, dozierte der Verkäufer, doch diese Investition schiebe ich lieber noch etwas vor mir her. Auf die Fahrradrechnung kamen nämlich auch noch zwei teure Fahrradschlösser (schließlich möchte ich nicht, dass man mir meinen neuen Schatz vor der Nase wegklaut) und natürlich ein Fahrradhelm. Nicht irgendeiner - sondern ein richtig schicker Rennradhelm. Da gibt es nämlich große Unterschiede, wie mir erklärt wurde; und ehrlich gesagt sahen die Rennradhelme auf dem Kopf auch deutlich hübscher aus als die Mountainbike- oder City-Helme. Der Verkäufer eröffnete mir, dass die Rennradhelmpreise teilweise in wahnwitzige Sphären abdriften - vermutlich, weil Rennradfahrer eben Menschen sind, die Unmengen an Geld für ihr Hobby ausgeben. Unweigerlich musste ich mich fragen: Werde ich in Kürze auch zu so einer armen Irren, die ihr letztes Geld für einen 10 Gramm leichteren Helm ausgibt? Und dann fiel mir ein, dass wir Läufer da ja auch nicht unbedingt besser sind, mit unseren superteuren Laufschuhen und der schicken Pulsuhr ...

Mit einem neuen Fahrrad, einem wesentlich leereren Geldbeutel und jeder Menge Zubehör trabte ich also nach Hause. Er dort fiel mir auf, dass ich trotzdem noch jede Menge Kram benötige: Fahrradklingel, Licht, Satteltasche, Trinkflaschenhalterung, Handschuhe ... Und das ist nur die Ausrüstung fürs Radfahren; mein Shoppingausflug fürs Schwimmen steht erst noch an ... Wenn das mal kein Wahnsinn ist!


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