Schon Ende 2020 wurde ich auf The Department of Truth aufmerksam. Als das erste Trade Paperback , also Volume 1, erschien, lag es schnell im Einkaufswagen, wurde aber schließlich doch nicht mitbestellt.
Bestimmt 3-4 Mal wiederholte sich dieser Vorgang in den letzten Monaten.
Und dann kam schließlich die Ankündigung vom Splitter-Verlag für die deutsche Veröffentlichung. Grund genug, den Titel endlich zu lesen und zu klären: Hätte ich den Comic schon früher lesen sollen?
Im Zuge der deutschen Veröffentlichung hat so gut wie jeder Comic-Blog ein Review
zu The Department of Truth parat, und ich bin überrascht, welchen Anklang es findet. Dazu aber später mehr.
Plot
“Die Wahrheit ist irgendwo da draußen” – sagte Fox Mulder in Akte-X mehr als einmal.
Bezogen auf The Department of Truth stimmt das sogar in mehrfacher Hinsicht.
Verschwörung, höre ich da Verschwörung?
Verschwörungstheorien – FBI-Agent Cole Turner kennt sie alle in- und auswendig.
Doch was die Organisation Department of Truth ihm offenbart, haut sogar ihn aus den Latschen.
Das Department wird geführt von Lee Harvey Oswald – ja genau der, der John F. Kennedy erschossen haben soll. Oder war er nur der Sündenbock?
Die 1. Aufgabe des Department of Truth ist die Überwachung von Verschwörungstheorien, die sich in der realen Welt verbreiten. Je mehr sich eine Theorie manifestiert, desto eher wird sie wahr. Kurz gesagt: Wenn genug Menschen an etwas glauben, wird es Wahr(heit).
Die 2. Aufgabe ist es, zu verhindern, dass sich eine falsche Wahrheit durchsetzt und somit wirklich wahr wird.
Wahrheit ist das zentrale Thema des Comics, oder besser gesagt: Das, was als Wahrheit wahrgenommen bzw. anerkannt wird.
Cole wechselt also vom FBI zum DOT und wird fortan mit Agentin Ruby zusammenarbeiten. Ständig fragt er ihr und Oswald Löcher in den Bauch.
Nicht nur sein generelles Interesse an Verschwörungstheorien hat Cole dazu bewegt zu wechseln, sondern auch seine Vergangenheit.
Als Kind wurde er Opfer von dem sogenannten Sternenmann. Ein Geschöpf, das der Satanic Panic Verschwörungstheorie entsprungen ist. Zumindest laut dem Department. Cole selbst dachte immer, der Sternenmann sei nur eine Einbildung. Doch dann gräbt er in den Archiven des Department of Truth.
Der Plot-Twist gegen Ende haut Cole ein weiteres Mal aus den Latschen und mich gleich mit.
Meinung
Das Erste, an das ich denken musste, als Cole das Department erklärt wird, war: Das Ministerium der Wahrheit aus 1984 von George Orwell. Für mich ist nach dem ersten Teil nicht klar, wer hier gut und wer böse ist – und genau das gefällt mir. Alles ist möglich, nichts ist, wie es scheint, und die “Wahrheit” ist meist nicht mehr als nur ein Wort.
A propos: Müsste ich The Department of the Truth mit einem Wort beschreiben, wäre dies: Genial!
Ich habe schon einiges von James Tynion IV. gelesen und schätze ihn, aber hier schießt er den Vogel ab. Natürlich ist das positiv gemeint, und mein Verlangen, die anderen, bisher erschienenen Teile zu lesen, ist groß.
Sicherlich werde ich nicht warten, bis diese in 2 Trillionen Jahren endlich auf Deutsch erscheinen. Den Rest nehme ich mir auf Englisch vor und glücklicherweise erscheint Teil 4 schon Ende November.
Dieser Comic macht so vieles richtig, und ich hoffe, dass das auch so bleibt.
Die grafische Gestaltung ist da schon eher ein Punkt, wo ich marginale Kritik üben möchte.
Die Intention dahinter verstehe ich, teile sie aber nicht. Der Stil wirkt auf mich bedrohlich und schemenhaft wie in einem Traum, und lenkt mich zu sehr ab. Besonders beim Lesen mit Tablett ist es teilweise anstrengend, da manches nicht gut zu erkennen ist.
Mein Fall ist der Stil nicht, aber bei der Story füge ich mich gern und sehe darüber hinweg.
Kurzum: Ich bin begeistert. Dieser Comic passt so gut in diese Zeit, wie Rotwein zum Abendessen. Herrlich!