Tanja Kinkel verführt Gießen – Lesung aus ihrem aktuellen Roman

Buch_signieren_Tanja_Kinkel_rAn einem frostigen Novemberabend nach Italien reisen – das gelang gestern der Bestsellerautorin Tanja Kinkel, die auf Einladung des Literarischen Zentrum Gießen (LZG) im Café Zeit-los ihren historischen Roman Verführung vorstellte. Im gemütlichen Ambiente bei Weingläsern, Flammkuchen und Ofenkartoffeln auf den Café-Tischen führte sie die Zuhörer in das Italien des 18. Jahrhunderts.

Die Protagonistin Angiola Calori wächst in Bologna auf und träumt davon, als Sängerin auf der Bühne zu stehen. Das Auftrittsverbot für Frauen im Hofstaat Italiens hält sie nicht davon ab: Die 17-jährige gibt sich als Kastrat aus, nimmt Gesangsunterricht und hat bald Erfolg. Während eines Engagements trifft sie auf Giacomo Casanova, dem zweiten Protagonisten des Romans. Die beiden misstrauen einander, bis Casanova erkennt, wer sich hinter dem Kastraten verbirgt, und damit der Verführer zum Verführten wird.

Routiniert liest Tanja Kinkel die markierten Abschnitte aus ihrem Roman, imitiert die verschiedenen Stimmen und die Dynamik ihrer dialogreichen Passagen und erklärt die Zusammenhänge. Ihre Erfahrung ist deutlich zu spüren: Verführung erschien im Sommer 2013 und ist bereits ihr 15. Roman. Und so gibt sie sich beim Lesen und im Gespräch sehr versiert, eloquent – und ein wenig distanziert.

Gespraech_Tanja_Kinkel

Sie habe eine Passion für Geschichte, erklärt sie, und damit ein ausgeprägtes Interesse and der Gegenwart – weil sie die Parallelen und Kontraste sieht. Die Gegenwart könne nur durch die Vergangenheit verstanden werden – und umgekehrt.

Die Idee für ihren Roman entstand aus ihrem Interesse an der historischen Figur der Angiola Calori und der Tatsache, dass es über sie keine Biografie gab. Tanja Kinkel versteht historische Romane immer als „Kommentar auf die Gegenwart“. Sie kleidet Figuren von heute nicht einfach in Kostüme, sondern fühlt sie in die Zeit und Umstände ein, recherchiert, liest in Archiven, Nachlässen oder Briefwechseln und entwickelt die Charaktere ihrer Figuren. Ihr Ziel ist es, dass sich „Menschen für Menschen“ interessieren.

Dass sie dazu solch starke Charaktere wie Casanova und Calori in Verführung lange Wortgefechte austragen lässt, ist dabei nur konsequent, doch etwas ermüdend, zumal sie während der Lesung weitere Facetten ihres Romans hätte zeigen könnte, wie beispielsweise die erotischen Szenen, die LZG-Vorsitzender Sascha Feuchert im Gespräch mit Tanja Kinkel lobend hervorhob. Doch mit dem ersten Kuss zwischen Casanova und Calori klappte sie das Buch zu. Und vielleicht hat sie genau damit das Publikum zum Lesen verführt, denn der Büchertisch war anschließend umringt und der Andrang für das Signieren der Bücher groß.



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