Staatshaushalte: Die tickende Zeitbombe Zinsen

Nicht nur die europäischen Staaten, auch die USA und Japan sitzen auf gewaltigen Schuldenbergen, und damit die Wirtschaftsgrößen dieses Planeten. Die Schuldenhöhe selbst ist hierbei jedoch nicht das eigentliche Problem, sondern die laufenden Kosten für die Kredite und Staatsanleihen. Nicht umsonst sind die Zentralbanken darum bemüht, das Zinsniveau möglichst niedrig zu halten. Alles Andere wäre ein fiskalischer Suizid.

Für 2013 rechnet man damit, dass Japan mit einer Verschuldung von 245% des Bruttoinlandsprodukts weiterhin die Liste jener Länder anführt, welche nach der Höhe ihrer Verbindlichkeiten im Vergleich zur Wirtschaftsleistung anführt. Griechenland liegt hier mit 182% abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Die Vereinigten Staaten mit 112% auf Platz 11. Deutschland (82%, Platz 27) und Österreich (75%, Platz 34) stehen da vergleichsweise noch gut da.

Schulden und Abgabenquote

Wenn man jedoch genauer hinsieht, bemerkt man, dass die Schuldenquote im Vergleich zur Wirtschaftsleistung selbst noch nicht wirklich viel aussagt. Immerhin gibt es keinen Staat, in dem der Staat 100% der wirtschaftlichen Aktivitäten für sich beansprucht. Der Fehler – auch der meisten Wirtschaftsjournalisten – ist jener, anzunehmen dass der Vergleich von Schulden und Bruttoinlandsprodukt eine sinnvolle Messgröße ist. Richtiger ist jedoch, die Schulden (aber auch die Neuverschuldung) mit den verfügbaren Einnahmen zu vergleichen.

Japan hat beispielsweise eine Abgabenquote von 29,9% des Bruttoinlandsprodukts. Damit beträgt die Staatsverschuldung eigentlich sogar rund 820% – im Vergleich zu den jährlichen Staatseinnahmen. Die USA liegen nach dieser Berechnung bei einer Abgabenquote von 26,4% des BIP immerhin noch bei etwa 425%. In Deutschland und Österreich sieht die Situation hingegen besser aus, da diese Staaten einen größeren Anteil der Wirtschaftsleistung für sich beanspruchen. Deutschland mit einer Staatsquote von 40,9% ist demnach im Vergleich mit den Staatseinnahmen mit etwa 200% verschuldet, Österreich (44,6%) sogar mit "nur" knapp 170%.

Zinsniveau als potentielle Gefahr

Man fragt sich, wie beispielsweise die Japaner eine derartig gewaltige Verschuldung überhaupt stemmen können. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Verschuldung bei den eigenen Bürgern und Zinsen nahe Null. Müsste sich der japanische Staat auf den Finanzmärkten mit Liquidität versorgen, wäre er schon längst bankrott. Selbst bei einem mäßigen Zinssatz von 5% pro Jahr müsste das Land der aufgehenden Sonne 12,25% seiner Wirtschaftsleistung, oder gar ganze 41% seiner Einnahmen nur für den Zinsdienst aufwenden.

Noch im Fiskaljahr 2011 wendeten die Vereinigten Staaten 454 Milliarden Dollar für die Zinszahlungen auf. Angesichts der gesunkenen Zinssätze werden für das Fiskaljahr 2013 "nur" noch 248 Milliarden Dollar dafür veranschlagt. Und das für einen Schuldenberg von über 16 Billionen Dollar. Dies dürfte (neben der "Fiskalklippe") auch dafür gesorgt haben, dass das US-Haushaltsdefizit nach 1,1 Billionen Dollar im Jahr 2012 nun mit geschätzten 642 Milliarden Dollar deutlich niedriger liegt. Ursprünglich war der Haushaltsausschuss des Kongresses noch von rund 200 Milliarden Dollar mehr ausgegangen. Damit liegt der durchschnittliche Zinssatz für die US-Staatsschulden bei schmalen 1,55%. Sollte das Zinsniveau jedoch wieder steigen, und die Vereinigten Staaten einen der Situation entsprechenden Zinssatz von mindestens 5% zahlen müssen, wären dies über kurz oder lang (immerhin laufen einige Anleihen und Kredite noch Jahre) der finanzielle Tod der USA. Bei der fortlaufenden Neuverschuldung müsste der US-Finanzminister dann auch bald schon eine Billion Dollar oder mehr für die Zinsen budgetieren. 

Auch Europa davon betroffen

Eine durchschnittliche Anhebung des Zinsniveaus in Europa würde auch die ohnehin schon geschwächte Eurozone massiv in Bedrängis bringen. Bei einem Schuldenstand von aktuell etwa 8,75 Billionen Euro würde jedes Prozent mehr zu einer zusätzlichen Belastung der öffentlichen Haushalte um 87,5 Milliarden Euro führen.

Bei einer Verschuldung der Eurozone (EU-17) von 92,2% des BIP und einer Abgabenquote von 42,1%, liegt die tasächliche Verschuldung ohnehin schon bei rund 220% der verfügbaren öffentlichen Einnahmen. Jedes Prozent mehr beim Zinsniveau würde demnach mittelfristig Kosten in Höhe von etwa 2,2% der Einnahmen verursachen. Angesichts der bestehenden Haushaltslöcher wäre diese Entwicklung untragbar.

Ausweg Geldschwemme und Inflation?

Langfristig wird auch eine Konsolidierung der Haushalte keine Lösung sein, da die Einsparungen und Mehreinnahmen durch ein steigendes Zinsniveau wieder "aufgefressen" werden. Hier könnte die EZB durchaus dem Rat der FED folgen, und durch eine massive Ausweitung der Geldmenge die Inflation anheizen. Betroffen von der Vernichtung der Geldwerte wären dabei vor allem die Sparer, während die Schuldner unter Umständen davon profitieren können, wenn sie langfristige Kredite zu fixen Zinssätzen aufgenommen haben.

Selbst bei einem Nullwachstum der Wirtschaft würden sich bei einer stärkeren Inflation die Schuldenberge der Staaten im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt und den öffentlichen Einnahmen deutlich reduzieren. Bei einer jährlichen Inflationsrate von 10% läge das BIP auch bei einem realen Nullwachstum bei 260% des heutigen Niveaus. Griechenland hätte dann (wenn die Schulden nicht mehr real wachsen würden) nur noch Schulden in Höhe von 70% des BIP. Deutschland wäre ceteris paribus sogar nur noch mit gerade einmal 31,5% der Wirtschaftsleistung verschuldet.

Wie man sieht, haben die Regierungen durchaus ein Interesse an der Inflation da sie wissen, dass dieses niedrige Zinsniveau nicht mehr ewig zu halten ist. Und da ein Anstieg der Zinsen angesichts der Rekordverschuldung unweigerlich zu einem Kollaps der Staatshaushalte führen würde, auch wenn Konsolidierungsmaßnahmen gesetzt werden, scheint dieser Weg unausweichlich zu sein.


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