REVIEW | Ghostbusters

Erinnert sich noch jemand an die Zeit, in der die Ankündigung erfolgt, dass es einen neuen “Ghostbusters”-Film geben werde? Erst kamen Gerüchte nach den Original-Darstellern auf, bis Bill Murray dem Projekt eine deutliche Absage erteilte. Dann war ein ganzes “Ghostbustes” Cinematic Universe im Gespräch – während es am Ende vier Damen wurden, die aus irgendeinem Grund reichlich Hass auf sich zogen. “Der neue Ghostbusters zerstört meine Kindheit” hieß es auf einmal, als würde durch ein Reboot der Ivan Reitman Klassiker aus 1984 für immer von der Bildfläche verschwinden.

Dann kam der nächste Kritikpunkt, noch bevor der Film überhaupt raus war. Der Trailer ist nicht zufriedenstellend. Als sage in der heutigen Zeit ein Trailer noch etwas über einen Film aus. Dann müsste “Batman v Superman” ein Actionspektakel sein und nicht ein solcher Slow Burn. Dann müsste “Independence Day: Wiederkehr” ein cooles Sci-Fi Spektakel sein und keine Teenie RomCom. Dann müsste “Warcraft” eine unterhaltsame Videospiel-Verfilmung sein und nicht der bisher schlechteste Film des Jahres.

Der neue “Ghostbusters” kommt vom Komödien-Regisseur Paul Feig (“Brautalarm”, “Taffe Mädels”, “Spy”) und bringt uns tatsächlich vier großartige Damen als Geisterjäger: Kristen Wiig, Kate McKinnon und Leslie Jones – allesamt Sprösslinge der US Variety Show “Saturday Night Live” – sowie Melissa McCarthy. Letztgenannte kommt sicherlich nicht immer mit den besten Filmen daher, aber ihre Zusammenarbeiten mit Paul Feig haben bisher immer auf ganzer Linie funktioniert. Hier hat sich eines dieser Regisseur/Darstellerinnen Duos gefunden, die voneinander profitieren können.

Im Film arbeiten die drei Wissenschaftlerinnen Erin Gilbert (Wiig), Abby Yates (McCarthy) und Jillian Holtzmann (McKinnon) mit der Straßenbahn-Arbeiterin Patty Tolan (Jones) zusammen, nachdem diese in ihren Tunneln einen waschechten Geist zu Gesicht bekommt. Die Damen veruschen einen solchen Geist einzufangen um der breiten Öffentlichkeit deren Existenz zu beweisen, während im Hintergrund eine Verschwörung im Gange ist, die die Geisterwelt mit unserer Realität kollidieren lassen soll. Man – oder besser Frau – rüstet sich mit allerhand Photonentechnik gegen die anstehende Apokalypse.

Eine solche Review schreibt sich gar nicht so einfach, wenn schon aus zahlreichen Ecken ebenso zahlreiche Kritikpunkte angebracht worden sind. Man schaut automatisch auf den Film und sucht ihn nach solcherlei bereits getätigten Aussagen ab. Beispiel? Alle Männer in “Ghostbusters” sind Idioten. Stimmt das? Muss es doch, wenn so gut wie jeder Kritiker davon spricht. Ehrlich? Eine glatte Lüge. Es ist mehr als eine Hand nötig um die nicht idiotischen Männer aufzuzählen und irgendwie ist auch immer unter den Tisch gefallen, dass es ebenso auch idiotische Frauenfiguren gibt.

Man bekommt während “Ghostbusters” überhaupt recht schnell das Gefühl, dass viele Meinungen auf zuvor aufgesaugten kritischen Äußerungen beruhen, ob sie nun stimmen oder nicht. “Ich habe nichts zu sagen, also sage ich, was alle immer und immer wieder vorkauen”. Mit all den gemachten Hass-Tiraden darf auf all diese Punkte nun also gerne geachtet werden, die wenigsten werden sich bewahrheiten. Denn “Ghostbusters” ist eigentlich eine ziemlich gute Version der Geisterjäger von New York-Mythologie.

Aber an dieser Stelle nicht falsch verstehen. Das soll keine Glorifizierung der “Ghostbusters” sein um gegen den Strich zu argumentieren. Der Film hat seine deutlich erkennbaren Probleme, die der Spaßfaktor aber wettmachen kann. Und obacht: Das Wort lautet “Spaß”, nicht “Witz” oder “Humor”, denn dieser trifft nicht immer den richtigen Ton. Das mindert allerdings nicht den Spaß.

Fangen wir doch hinten an. Denn da ist der Spaß am besten zu erkennen. Nach der sagenumwobenen Schlacht von New York (“The Avengers”) bietet “Ghostbusters” das sicherlich coolste CGI-Fest inmitten des Big Apples. Nennen wir es doch visuellen Wahnsinn, wenn die vier Ghostbuster-innen mit ihren Photonen-Waffen im “300”-Style einen Slow Motion Fight gegen eine versammelte Armee von toten Pilgervätern hinlegen.

Ghostbusters

Das funktioniert vor allem, weil die vier Damen so wunderbar miteinander harmonieren. Es mag überstürzt wirken, wie die Geisterjäger im 1. Akt zusammen finden, aber man kauft ihnen auch recht schnell das vertraute Miteinander ab – zumal sich drei von vier Damen mehr oder minder ohnehin schon länger kennen. Trotzdem ist es Kate McKinnon die hier die Show stiehlt. Sie ein Paradebeispiel an quirkiness. Fast wirkt es so, als habe Paul Feig ihr diese Rolle geschenkt, weil er ihr Talent erkannt hat und ihr einen Filmkarriere-Kickstart bescheren möchte, wie er es schon für Melissa McCarthy in “Brautalarm” getan hat.

Es ist aber eben nicht alles Gold was glänzt. Die vier Damen mögen eine gewisse Chemie miteinander haben, treffen aber nicht immer dieselben komödiantischen Töne, was am verzweifelten Drehbuch von Katie Dippold und Paul Feig liegen dürfte. Bis zum Showdown scheint es fast so, als handeln die Sketch-erprobten “SNL”-Darstellerinnen genau das ab: Sketche. Der rote Storyfaden ist nur schwer zu finden. Man spielt sich ein wenig von Witz zu Witz zu Witz zu Showdown und hat einen losen Faden an die einzelnen Elemente geknüpft.

Dabei dient Neil Caseys (“Inside Amy Schumer”) Rowan als Hauptfaden und recht blasser Bösewicht, dessen Motivation denkbar lahm daherkommt. Überhaupt greift der Film viel zu sehr die Nerds an, denen man eigentlich das Geld aus der Hosentasche entwenden möchte. Hier wird über die Kellerkinder geschimpft, die das Licht der Welt nur via Online Welten erblicken und über Kommentare gewitzelt, die von pubertierenden Pickelgesichtern unter YouTube Videos gesetzt werden. Sicherlich kann man darüber lachen, aber es wirkt doch wie ein arg verzweifeltes Statement gegen den Aufruhr, den der Film im Vorfeld auf sich gezogen hat. Manchmal ist es einfach besser, ruhig zu bleiben und sich nicht auf das Niveau der Angreifer hinab zu begeben.

Manchmal muss man lachen – wirklich – manchmal aber auch nicht. So ist das eben mit Komödien. Manchmal war “Ghostbusters” auch absurd albern, dann wieder tatsächlich mit Grusel-Atmosphäre. Die Ton-Schwankungen sind am Ende das größte Problem des Films, der im Kern allerdings eine ganze Menge Spaß verborgen hält. Man muss sich am Ende jedenfalls nicht schämend, das “Ghostbusters”-Theme summend aus dem Kinosaal zu kommen.

Daumen hoch.


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