Ramadan auf Sansibar


Forodhani
 Wieder einmal begehen die Muslime auf der ganzen Welt den Fastenmonat Ramadan. Vor einem Jahr habe ich eine Woche lang den Ramadan auf Sansibar mitbekommen. Sansibar ist traditionell islamisch geprägt, die Altstadt ist voll von kleinen oder größeren Moscheen, gefühlt befindet sich an jeder Ecke eine. Ich liebe es, bei und nach Sonnenuntergang durch die Straßen zu gehen.
Zur Abendzeit ertönt eine laute Sirene, Signal dafür, dass ab jetzt Essen und Trinken wieder erlaubt sind. Zwischen altem Sultanspalast und Meer befindet sich der Forodhani-Park (Bild oben), wo die Einheimischen und die Touristen den Schatten der Bäume und die kühle Meeresbrise genießen. Es gibt einen Kinderspielplatz, viele Sitzbänke und eine riesige Gruppe von Tischen, auf denen alle möglichen Gerichte angeboten werden (Bild unten, vom Meer aus fotografiert): Nyama choma (eine Art Schaschlik, bei dem oft alte Fahrradspeichen als Spieße benutzt werden), Sambusa (dreieckige Fleischtaschen aus Teig, in der deutschen Wikipedia als Samosa bezeichnet), Chapati (eine Art Crêpe) und so weiter. Alles sieht sehr farbenprächtig aus, es duftet gut, aber ich habe diese Gerichte alle schon so oft gegessen, dass der Reiz ein wenig verflogen ist. Die Sambusas sind eine Versuchung, aber ich möchte mir die wenigen Urlaubstage nicht unbedingt vom Durchfall verderben lassen.
Der Forodhani-Park ist übrigens der einzige Ort in ganz Tansania, an dem ich diese Atmosphäre kenne. Den typischen Park, in dem die Leute bummeln, essen, spielen, gibt es in Europa überall, gerade in den sonnigen Teilen, aber der afrikanischen Kultur ist so etwas eigentlich fremd. Der Park von Sansibar ist einem der früheren arabischen Sultane zu verdanken.

forodhani_nachts Wenn ich danach noch durch das schummrig beleuchtete Gewirr der Altstadt-Gassen gehe (noch etwas verwirrender als die Altstadt von Jerusalem !), kommen überall die Männer aus den Moscheen, die Stimmung auf den Straßen ist wunderbar ruhig und friedlich.
Das ist die schöne Seite des Ramadan, aber es gibt auch eine andere Seite. In einer Ecke der Hotelrezeption bemerke ich ein offizielles Schreiben der Sansibarischen Revolutionsregierung (die unter dem Dach des gemeinsamen Staates Tansania eine gewisse Autonomie hat) an alle Hotels und Gaststätten: Während des Ramadans dürfen Speisen und Getränke vor Sonnenuntergang nur in den Innenräumen verzehrt werden, die Terasse darf erst am Abend geöffnet werden. Br.Julian, mit dem zusammen ich nach Sansibar gereist bin, meint, wenn man irgendwo zu Gast sei, müsse man halt die örtlichen Sitten respektieren. Ich halte dagegen, dass das zwar für uns gilt, aber nicht für die Bürger Sansibars, die Christen oder Hindus sind. Laut Reiseführer gibt es auf Sansibar 99 % Muslime, aber das glaube ich nicht, denn in den letzten Jahrzehnten sind viele Christen vom Festland nach Sansibar gezogen, und schon seit Jahrhunderten lebt eine kleine indische Gemeinschaft hier. Als ich mittags einen kleinen indischen Laden betrete, löffelt die Besitzerin gerade ihre Suppe – hinter der Ladentheke. Noch weiter hinten sind Bilder von Hindu-Gottheiten zu sehen. Wer auf der Straße vorbeigeht, wird weder die Bilder noch die essende Frau bemerken, wer aber stehen bleibt und genauer hinschaut, kann beides durch die offene Tür sehen. Allzu streng sehen die Muslime auf Sansibar das anscheinend nicht, aber es bleibt die seltsame Tatsache, dass ein Hindu oder eine Christin, die auf Sansibar geboren sind und genauso tansanische Staatsbürger sind wie die anderen, mit Rücksicht auf die muslimische Mehrheit tagsüber draußen weder essen noch trinken dürfen.
In diesem Jahr hat ein hoher Vertreter des ägyptischen Islam gesagt, im Ramadan tagsüber in der Öffentlichkeit zu essen oder zu trinken, sei untersagt, weil es gegen die „Heiligkeit der Gesellschaft“ verstoße. Die koptischen Christen, deren Vorfahren schon vor der islamischen Eroberung in Ägypten lebten, haben sich nicht gefreut.



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