Nikola Huppertz


Nikola Huppertz
Stell Dich doch bitte kurz den Lesern vor!
Gut, ganz kurz und knapp: Ich heiße Nikola Huppertz, bin 36 Jahre alt, lebe mit meiner Familie in Hannover und schreibe Bücher. Wenn ich nicht gerade lese. Oder Musik höre. Oder mich unterhalte. Oder was Komisches vor mich hindenke.Hallo, übrigens.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen und seit wann schreibst Du? Wer oder was beeinflusste Dich in der Wahl deines Berufes als Autorin? Übst Du nebenher noch einen weiteren Beruf aus und wenn ja, welchen?
Und jetzt wird’s wahrscheinlich etwas komplizierter ...Angefangen hat es damit, dass ich als Kind alle Buchstaben gelernt habe. Das war alles, was ich brauchte, um mit dem Lesen und Schreiben loszulegen, und damit hab ich dann einfach nahtlos weitergemacht - durchaus auch schon mit der Option, Schriftstellerin zu werden.Allerdings haben mich neben der Literatur immer noch tausendundeine andere Sache begeistert, allem voran die Musik, aber auch Zahlen und wissenschaftliche Fragen und alle möglichen anderen Arten von Grübeleien und Traumtänzereien.Studiert habe ich dann auch erst mal Violine und Psychologie, aber je länger ich das getan habe, desto deutlicher habe ich gemerkt, dass ich eigentlich doch am allerliebsten schreiben wollte.Also hab ich es einfach getan, diesmal mit dem konkreten Vorsatz, dass aus meinen Texten wirklich Bücher werden sollten - und so bin ich dann doch über Umwege Autorin geworden. Wobei ich eigentlich eher von „Wegen“ als von „Um-“ sprechen würde, denn ohne all das andere, was das Leben so mit sich gebracht und oftmals ganz anders hat kommen lassen, als es geplant war, wäre wahrscheinlich jetzt auch das Schreiben ziemlich lahm. :)Bis jetzt habe ich 13 Bücher veröffentlicht, vom Bilderbuch bishin zum Jugendroman (eines davon im Team mit meiner Freundin und Kollegin Ruth Löbner).Und das Schreiben ist auch tatsächlich mein einziger und ausschließlicher Beruf geworden, weil sich mit ihm all das so wunderbar umfassen lässt, was mir wichtig ist.
Der Weg von einer Idee zum fertigen Manuskript: Wie sieht dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest du das Schreiben?
Am Anfang eines Buchprojekts brauche ich immer erst mal sehr viel Zeit zum Überlegen und Sammeln. Eine einzelne Idee reicht ja nicht aus für ein ganzes Buch, vielmehr sind es viele Ideenstückchen, innere Bilder, Stimmungen und Motive, die sich nach und nach zusammenfügen und eine Geschichte ergeben. Vor dem eigentlichen Schreibprozess passiert also ganz viel „Unsichtbares“, allenfalls festgehalten in meinem Notizbuch und/ oder ausgesprochen im konspirativen Gespräch. Wenn ich dann endlich anfange zu schreiben, arbeite ich mich chronologisch durch die Geschichte, also ganz brav von der ersten bis zur letzten Seite (und niemals schreibe ich den Schluss zuerst, auch wenn ich schon vorab meine, ihn zu kennen). Einfach Tag für Tag ein kleines Stückchen weiter – höchstens eine Seite, weil ich für jeden Satz und jedes Wort so schrecklich lange brauche.Meistens arbeite ich den Vormittag über, wenn meine Kinder in der Schule sind, und oft auch noch mal nachts, wenn alles still um mich ist – das Tag- und das Nachtschreiben sind übrigens zwei sehr verschiedene Dinge.
Wie bist du auf die Idee zu deinem Buch Wie ein Splitter im Mosaik gekommen?
Um was geht es in dem Buch?
Hat es eine Moral?
Eines Tages hatte ich spontan ein Bild vor Augen: von einem ziemlich coolen Mädchen, das in einer Kirche sitzt und einen Choral von Bach auf der Orgel spielt, obwohl es keinen Glauben hat. Damit war meine Lioba geboren.Das zweite Bild, das sich kurz darauf dazugesellte, war das von ‚Mega’, ihrem Vater. Ein riesengroßer Mann mit Glatze sollte er sein, ein Lebemann und Womanizer, und die Beziehung zwischen Vater und Tochter, so viel wusste ich gleich, sollte sich äußerst schwierig gestalten.Von diesen allerersten Vorstellungen an dauerte es ungefähr zwei Jahre, bis ich überhaupt anfangen konnte, an dem Roman zu schreiben – vielleicht, weil es darin um so vieles auf einmal geht und lauter scheinbar unabhängige Dinge aufeinanderprallen, genau wie im „echten“ Leben:Es geht um Liebe, Freundschaft und Einsamkeit, um Erinnerungen und Vergessenes, um Jugend und Alter, Vertrauen und Enttäuschung. Die relativ losen Handlungssplitter ranken sich um Identitätsfindung und Beziehungen – innerhalb der Familie, zwischen den Generationen, zu Gleichaltrigen, zum anderen und auch zum eigenen Geschlecht. Und, um alles irgendwie miteinander zu verflechten und der Geschichte eine Struktur zugrundezulegen, geht es um MusikOb es da auch so etwas wie eine Moral gibt? Lioba würde wahrscheinlich eher von einer „Ordnung“ sprechen. Denn genau die versucht sie mit Hilfe von Bachs Orgelwerken in das Chaos zu bringen, mit dem sich ihr die Welt offenbart: zufällig, dem permanenten Wandel unterworfen und ohne allgemeingültige „Wahrheiten“.
Hast Du beim Cover mit entscheiden dürfen? Oder hat das der Verlag entschieden, bist Du zufrieden mit dem Cover, hat es für dich eine Bedeutung?
Auf das Cover habe ich keinen Einfluss genommen, allerdings haben meine Lektorin vom Gabriel Verlag und ich vorher abgesprochen, dass es „belletristisch“ – also nicht auf bestimmte Alters- oder Zielgruppen festgelegt – wirken sollte. Ein Punkt, der für mich sehr wichtig war und ist, denn ich hatte auch beim Schreiben kein eingegrenztes Lesepublikum vor Augen. Als ich das Cover dann zum ersten Mal sah, war ich extrem berührt, insbesondere durch die feinfühlige indirekte Art, mit der Suse Kopp die drei Frauen der Familie Stein darauf dargestellt hat. Damals lag ich mit meinem Roman in den letzten Zügen und habe das Foto, das auf dem Buch abgebildet ist, gleich noch in leicht modifizierter Form in die Geschichte einfließen lassen.Meine einzige Sorge war, dass sich durch die Farbgebung des Covers potenzielle männliche Leser „ausgeschlossen“ fühlen könnten. Ich habe aber inzwischen diverse Rückmeldungen von Männern erhalten und bin zu der beruhigenden Überzeugung gelangt, dass Lila mittlerweile als androgyne Farbe gilt und sie nicht zwangsläufig davor zurückschrecken, mein Buch zu lesen. :)
Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder haben sie auch ab und an mit realen Personen in Deinem Leben zu tun?
Sowohl als auch. Erst einmal sind sie alle miteinander Kunstfiguren. Eins-zu-eins-Abbildungen halte ich weder für erzähltechnisch sinnvoll noch für sonderlich diskret.Aber natürlich ist Literatur immer ein Spiel mit der Realität. Deswegen versteckt sich in meinen Figuren auch ganz viel „Wahres“ – v. a. von mir selbst, aber auch von all dem, was ich tagein, tagaus mit meinen Mitmenschen erlebe. Ich denke, es ist eine der schwierigsten Aufgaben beim Schreiben, die Balance zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu finden und sich zu vergegenwärtigen, dass das Erfundene auch immer etwas „Reales“ transportiert.
Wie kommst du auf die Namen deiner Charaktere?
Hach! Ich liebe es, meinen Figuren Namen zu geben.Meistens habe ich am Anfang eine vage Vorstellung, was für einen Menschen ich darstellen möchte, kann diese Vorstellung aber erst konkretisieren, wenn ich diesen Menschen auch „benannt“ habe. Natürlich muss mir der Klang des Namens gefallen, aber darüber hinaus muss er mir etwas Wesentliches über die Figur erzählen. Über ihr Temperament. Ihre Herkunft. Ihre Persönlichkeit. Auch die wörtliche Bedeutung des Namens und meine an seinen Klang geknüpften Assoziationen spielen dabei eine Rolle.Denn der Name erschafft die Figur, und die Figur sucht sich ihren Namen.Für mich ist es absolut unvorstellbar, meine Protagonisten nach einer intensiven „Kennenlernphase“ noch umzutaufen.
Wie hat es sich angefühlt, dein eigenes Buch das erste Mal in den Händen zu halten?
Es war wie jedes Mal ein Rausch. Ich bin, wenn ein neu erschienenes Buch bei mir eintroffen ist, tagelang im Ausnahmezustand und kann an nichts anderes mehr denken, nichts anderes lesen und schon gar nichts anderes schreiben. (Würde ich das nicht langsam von mir kennen, könnte es mich ganz schön beunruhigen ...) Mich überrollt eine Mischung aus Glück, Unglauben und Bangigkeit, weil ich etwas ins große Unbekannte entlassen habe, in dem alles steckt, was mich ausmacht.
Welches gelesene Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken?
O weia. Ich könnte hier jetzt ganze Listen aufführen, aber die möchte vermutlich keiner lesen ...Also versuche ich doch, mich für einen einzigen Titel zu entscheiden, obwohl ich nicht sagen könnte, dass ich ein ausgesprochenes Lieblingsbuch habe.Aber eins, das mir sehr wichtig geworden ist und das ich auch in „Wie ein Splitter im Mosaik“ zitiert habe, ist „Damals, das Meer“ von Meg Rosoff.Es setzt sich auf so eigene, unsentimentale, dafür aber umso eindringlichere Weise mit Identitätswechsel und erster Liebe auseinander und nutzt dabei ebenso schlichte wie starke Naturbilder, dass es mir fast den Atem verschlägt.
Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?
Tjaaa ... ich habe z. B. sehr viele verschiedene Nachschlagewerke, unter anderem ein zwanzigbändiges Meyersches Konversationslexikon von 1909 mit wunderschönen Bildtafeln.Aber du fragst sicher nach den literarischen Titeln ... :)Da habe ich neben älteren und jüngeren Klassikern vor allem zeitgenössische realistische und auch surrealistische Romane stehen – sowohl aus der Erwachsenen- als auch aus der Kinder- und Jugendliteratur. Lyrik lese ich ebenfalls sehr gerne, Kurzgeschichten und manchmal Graphic Novels. Ich habe auch ein ausgesprochenes Faible für künstlerische Bilderbücher.Wenig vertreten sind bei mir Krimis, Thriller und Fantasy - die sind (mit einigen Ausnahmen) nicht so meine Welt.
An welchem neuen Buchprojekt arbeitest du gerade? Auf was dürfen wir und als nächstes freuen? Kannst Du den Lesern schon etwas vorab verraten?
Ja, ein bisschen was kann ich verraten. Nach „Wie ein Splitter im Mosaik“ habe ich ziemlich lange gebraucht, um ab- und umzuschalten - manchmal ist es immer noch schwierig -, aber nun habe ich endlich mit einem neuen Buch angefangen.Es wird ein Kinderroman, dessen etwas eigentümliche Protagonisten (ein Junge und ein Schriftsteller) mir schon seit mehreren Jahren durch den Kopf gegeistert sind, bis sie sich schließlich lautstark zu Wort gemeldet haben, um endlich rausgelassen zu werden.Das Buch wird davon handeln, wie ein Buch entsteht, wie Innen- und Außenwelt miteinander verschmelzen und die Fiktion die Wirklichkeit mitbestimmt.Es wird ziemlich skurril, glaube ich. Und dementsprechend froh bin ich, dass der wunderbare mixtvision Verlag dieses Projekt mit mir umsetzen möchte. 2014 soll das Buch erscheinen.
Schreibst du auch unter einem anderen Pseudonyme?
Nein. Schreiben ist für mich immer Ausdruck meiner selbst, deswegen steht unter allem, was ich von mir gebe, auch mein Klarname.
War es schon immer dein Wunsch Bücher zu schreiben?
Ja, aber mal dringlicher und mal langfristiger gedacht. Für mich war immer klar, dass das Schreiben dasjenige ist, was bleibt, wenn alles andere wegbricht. Eben, weil es so umfassend ist.
Recherchierst Du vor Ort oder fließt sehr viel Phantasie in Deine Bücher mit ein?
Beides. Meistens sind meine Geschichten in einer Welt angesiedelt, die mir ohnehin vertraut ist. Oft nutze ich reale, mir bekannte Schauplätze (modifiziere sie aber in meiner Phantasie, wenn die Handlung es fordert) und schreibe von Dingen, die etwas mit dem Leben zu tun haben, das ich kenne. Aber natürlich recherchiere ich auch viel für meine Bücher. Ich lese, ich beobachte, ich schlage nach, ich stelle Fragen.
Gibt es etwas das du beim schreiben immer bei dir hast?
Nicht zwingend. Aber eine Tasse Kaffee ist nicht schlecht. Und Handgelenksstulpen, zumindest von September bis April. ;) Ich hassekalte Schreibtischplatten an nackter Haut. Mit eisigen Händen zu tippen, ist keine Freude.Ach jaaa ... und mein Synonym-Wörterbuch brauche ich natürlich andauernd, deswegen ist es auch schon ziemlich zerfleddert.

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