Man kann einen Marathon auch in 5:30h laufen!

FRA Marathon Nummer 6

So richtig große Erwartungen hinsichtlich meines Wiedereinstiegs nach 30 Monaten „Wettkampfabstinenz“ hatte ich ja an den Frankfurt Marathon nicht. Erste Prämisse war einfach wieder mal einen Marathon finishen. Egal wie und egal in welcher Zeit.
Dass es letztendlich so ein hartes Stück Arbeit wurde hatte ich mir nicht vorgestellt. Oder ich hatte es einfach verdrängt wie anstrengend Marathon doch sein kann.

Aber der Reihe nach. Schließlich war es ein ganz, ganz langer Sonntag beim 35. Mainova Marathon in Frankfurt.

FRA Marathon Ziel - Einlauf FesthalleFRA Marathon Ziel – Einlauf Festhalle

Die Umstellung auf Winterzeit ist für mich eher ein Nachteil als Frühaufsteher und Morgenläufer. So liegt der Start in Frankfurt ja eigentlich dem Körpergefühl nach eher zur Mittagszeit.
Aufstehen um 6:30Uhr und ein kleines, leicht verträglich Frühstück zu sich nehmen. Die Startunterlagen hatte ich bereits am Freitag in Frankfurt abgeholt.
Danach duschen und „Wettkampfkleidung“ anziehen. Checken das man nichts vergessen hatte und kurz nach 8 ging´s los Richtung Frankfurt. Sozusagen zum Heimspiel. In gut 30 Minuten fährt mich meine Frau so weit wie möglich an die Frankfurter Festhalle. Ein paar Minuten Fußmarsch und ich bin an der Messe.
Dieses Jahr hatte ich eine Debütantin im Gepäck welche mich einige Wochen vor dem Marathon angesprochen hatte ob wir zusammen laufen könnten. Für mich eine Ehrensache, wobei ich sofort auf meine aktuelle Ungewissheit hinsichtlich der Leistungsfähigkeit hinweisen musste. Aber mit dem Wunsch auf eine „machbare 5:30h“ war ich beruhigt. Dass sollte doch selbst unter den aktuellen Gegebenheiten möglich sein. Vor drei Jahren war dies noch aus dem Stand locker drin. Vor drei Jahren!

Wir holten gegen 9:15Uhr Nora´s Startunterlagen ab, zogen uns um, brachten die Kleiderbeutel in die Aufbewahrungshalle und machten uns kurz vor 10:00Uhr auf zur Startaufstellung. Eingeordnet haben wir uns fast ganz am Ende der gut 15.000 Starter. Da gibt´s genügend Platz und wenig Gedränge. So verliert man sich nicht schon am Start aus den Augen. Das Wetter war frisch aber sonnig. Optimales Marathonwetter!

Punkt 10:18Uhr Ortszeit Frankfurt überquerten wir frohen Mutes die Startlinie des Frankfurt Marthons 2016.
Stimmung genial, Wetter genial! Und die Freude wieder „offiziell“ zu laufen war riesig. Ich hatte diesen Augenblick wirklich 30 Monate lang vermisst.

Kilometer 1 bis 5
Die ersten Runden durch die Schluchten der Frankfurter Hochhäuser sind jedes Mal ein langsames suchen und finden der richtigen Pace. So zwischen 7:00min/km und 7:15min/km war geplant um ins Rennen zu kommen. Hat eigentlich gut geklappt. Laut Aufzeichnung waren wir mit einem Tempo von 7:04min/km unterwegs, wobei durch die Hochhäuser eine exakte Angabe auf den ersten Kilometern nicht so genau ist. Aber es hat gepasst.
Das Gefühl war gut, aber mir viel schon am Anfang auf, dass mein Puls ein wenig höher war als ich das gewohnt bin. Ich rechnete dies mal der bisher unbekannten Aufregung zu.
Jedenfalls machte ich mir keinerlei Gedanken. Nora fühlte sich vom Tempo her auch wohl. Alles passte!

Kilometer 6 bis 10
Bockenheimer Landstraße, Opernplatz bis zur Goethe-Uni. Es läuft weiterhin wie geplant. Tempo passt und wir traben zufrieden vor uns hin. Ab und an muss ich Nora ein wenig bremsen. Die ersten Staffelläufer kommen an einem vorbeigeschossen und stören ein wenig den Rhythmus. Aber es läuft.

Kilometer 11 bis 15
Eschenheimer Turm, Konstablerwache und dann an der Alten Brücke das erste mal über den Main nach Sachsenhausen. Toller Blick zurück auf die Hochhausskyline Frankfurts bei Traumwetter. Unser Tempo hat sich bei 7:14min/km eingespielt und mit ein paar kleinen Abstrichen läuft es gut.

Kilometer 16 bis 20
Mit vielen Staffelläufern geht´s nun an der anderen Mainseite weiter an der Galopprennbahn vorbei in Richtung Niederrad, Staffelwechsel in der Bürostadt und weiter Richtung Schwanheim. Auf diesem Streckenabschnitt muss ich erstmals ein wenig einbremsen. Die Kilometerzeiten gehen zurück auf 7:26min/km da ich mich nicht besonders gut fühle. Puls geht Richtung 90%. Definitiv viel zu hoch.

Kilometer 21 bis 25 – Halbzeit
Bei der Halbmarathonmatte (2:37:19) sage ich Nora dass Sie Ihr Tempo locker weiterlaufen soll. Ich muss versuchen mich zu erholen und das Tempo nochmals reduzieren. Vielleicht wird´s ja wieder und ich kann später wieder auflaufen. Es blieb bei der Hoffnung.
Ich schwitze extrem und versuche mit Getränken und Salztabletten wieder auf die Beine zu kommen. Auch nehme ich ein Gel zu mir in der Hoffnung es hilft. Aber so richtig gut wird´s nicht. Die Gehpausen bei der Verpflegung werden länger.
Auf der Schwanheimer Brücke, wieder zurück über den Main, wird mir das erste Mal bewusst, dass im Vergleich zu den letzten Jahren viel weniger Läufer aber viel mehr Leid um mich herum ist. Dies macht die Sache nun auch nicht unbedingt einfacher.

Kilometer 26 bis 30
Den Anstieg in Höchst zur entferntesten, westlichen Stelle des Marathons gehe ich komplett. Hauptsache Kraft sparen. Einteilen und versuchen DAS Tempo zu finden was noch passt.
Das Drumherum hilft. Anfeuerungen, Musik und gute Laune machen es halt einfacher.
Trotzdem muss ich knabbern. Pace liegt nun bei 8:00min/km. Ich laufe noch.
Im Kopf fange ich an den Rest einzuteilen. Kilometer werden häppchenweise abgearbeitet.

Man kann einen Marathon auch in 5:30h laufen!

FRA Marathon Kilometer 30

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FRA Marathon Kilometer 30

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Kilometer 31 bis 35
Mainzer Landstraße! Nicht unbedingt das Highlight des Frankfurt Marathon. Wenig Musik, wenig Anfeuerung und Unterstützung sowie endlos lang und gerade. Wenigstens sorgt der eine oder andere mit etwas zu viel Alkohol im Blut für Abwechslung. Man freut sich ja über jede Art der Unterhaltung.
Die Straßenbahnbegleitung auf der rechten Seite zermürbt. Einsteigen und zurückfahren?
Niemals. Wenn ich über 30 Kilometer unterwegs bin, schmeiß ich keinen Marathon weg. Und wenn ich den Rest gehe. Viele um mich herum sind schon soweit!
Ich trabe weiterhin in meinem Tempo (8:18min/km) Richtung Festhalle. Keine Ahnung wie, aber anscheinend gibt´s noch Ecken in meinem Hirn die sich erinnern und mich vorantreiben. Egal wie.
Bei Kilometer 34 bin ich 50 Meter vor der Festhalle. Einfach geradeaus laufen und dem Drama ein Ende bereiten anstatt abzubiegen und noch ne Runde zu drehen. Fiese Ecke, aber ich biege ab. Es tut einfach nur weh!

FRA Marathon Kilometer 35FRA Marathon Kilometer 35

Kilometer 36 bis 40
Das nahe Ende beflügelt noch einmal. In der Fressgass muss ich mich beherrschen um nicht eine Bratwurst vom Rost zu klauen. Ich würde einen Hoka pro Bratwurst geben!
Die Zuschauer sind unermüdlich und lügen einen weiterhin unverdrossen an.
Du siehst gut aus! Es ist nicht mehr weit! Klasse Gerd!
Ich bin deprimiert und will nur noch aufhören zu laufen. Der „Stalldrang“ hebt die Pace noch mal auf ungeahnte 7:50min/km.

FRA Marathon Kilometer 40FRA Marathon Kilometer 40

Finish
Eigentlich kann man es so nicht nennen. Ich habe zwar das Gefühl ich spurte noch mal, aber dies liegt wahrscheinlich daran, dass um mich herum viele noch mehr Probleme wie ich. Kurz vor dem Abbiegen in die Festhalle sehe ich den Hammermann. Mich hat er dieses Jahr schon vor 25 Kilometern erwischt.
Die letzten Meter auf dem roten Teppich versuche ich wenigstens gerade zu laufen. Es klappt nur mit Mühe. Ich fühle mich wie auf einem Schiff mit schwerem Seegang.

FRA Marathon Ziel - Einlauf FesthalleFRA Marathon Ziel – Einlauf Festhalle

Festhalle Frankfurt.
Auch ich bekomme noch meinen Empfang. Genauso wie die, welche hier vor über drei Stunden eingelaufen sind. Einfach sensationell!fra-marathon-2016-4-von-9

Ein bisschen Pipi in den Augen muss sein als ich direkt hinter der Ziellinie auf die Knie gehe. Ich bin restlos fertig aber ich habe es echt zu Ende gebracht.

Mit 5:27:36h war es mit Abstand mein längster und härtester Marathon. Aber es war endlich mal wieder ein Marathon. Nach 30 Monaten der Ungewissheit in Frankfurt über die Ziellinie zu laufen bedeutet mir viel. Es ist gut für den Kopf und lässt nach vorne blicken.

FRA Marathon Ziel - Einlauf FesthalleFRA Marathon Ziel – Einlauf Festhalle

2017 bin ich in Frankfurt wieder dabei. Und dann versuchen wir es mal wieder ohne diese Quälerei!

FRA Marathon Nummer 6FRA Marathon Nummer 6

An Nora Herzlichen Glückwunsch zum ersten Finish bei einem Marathon. Du hast alles richtig gemacht und kannst stolz sein!


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