Laufgeschichten: Discokugeln

Ein kristallklarer Morgen. Unweigerlich fühle ich mich in den Sommer zurück versetzt. Irgendwann im Winter erwischt es einen immer. Winterblues. Aber dieser Morgen, mit seinem Sonnenschein ist anders. Er lockt nach draußen. Es riecht nach Winterluft und gleichzeitig nach Sommer. Die Sonne lässt den Schnee vor dem Eingang in allen Facetten eines Kaleidoskops schimmern. Ein ulkiges Gefühl, wenn die Füße einfach zu den Laufschuhen zappeln.

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Das Thermometer zeigt herzerwärmende minus drei Grad. Nur weiß ich da noch nicht, dass die Wärme meines Zimmers Schuld an diesen milden Temperaturen vor dem Fenster ist.

Ich wühle mich durch meine Sachen. In Windeseile stülpe ich über mein extra dickes Stirnband meine Laufbrille. Wer möchte schon Schneeblind werden?! Außerdem schützt sie im Fall der Fälle auch vor dem kühlen Winterwind, der sich mir mit dem ersten Schritt vor die Tür unweigerlich entgegenstellt. Minus drei Grad! Was bin ich verweichlicht! Also los. Solch Wetter hat mich doch noch nie abgehalten! Was war das kälteste? Minus neunzehn Grad vor einigen Jahren am frühen Morgen. Da war ich mit zwei Hosen unterwegs.

Ich rede mir gut zu. Wenigsten die kleine zehner Runde sollte es werden. Ich kann ja zur Belohnung, die es quasi schon während des Laufs gibt, nur dort laufen, wo die Sonne scheint! Nach wenigen Kilometern warmbibbern, entscheide ich mich doch spontan für die zwölfer Runde. Dieses Sonnenwetter muss man doch ausnutzen. Ich werde schon nicht gleich zu Eis, auch wenn es sich im Wind teilweise zumindest im Gesicht so anfühlt.

Ich bin wirklich gespannt, was mein Forerunner anzeigen mag. Gefühlte Temperatur mindestens im zweistelligen Minusbereich. Muss. Geht gar nicht anders. Oder sollte ich tatsächlich so weinerlich geworden sein? So ein endlos langer Herbst, kann einen schon verwirren und der plötzliche Wintereinbruch verunsichern. Aber ich überlege dennoch, wie ich nun noch etwas weiter laufen könnte. Ich denke an die kleinen Wälder, die ich eigentlich mal wieder sehen möchte…

Die meisten Straßen ziehen matt schwarz unter mir vorbei. Ausgeblichen vom vielen Salz, das weiße Ränder bildet. Nur die wenigen einsamen Landstraßen, die sich zwischen den Feldern etwas erhöht entlang schlängeln, auf denen sich selten ein Auto verirrt, auf denen man getrost in der Mitte laufen kann, die aber dennoch vom Bauern mit einem rostigen Schneeschieber frei gehalten werden, nur dort kann man es sehen! Dieses wunderbare, dieses einzigartige Funkeln auf den tiefschwarzen Wegen – wie reines Obsidian. Jeder Millimeter schimmert wie eine dunkle Discokugel und scheint durch den Frost über und über mit schwarzem Glitzer überzogen zu sein. Genau dort beginnt es so richtig zu rollen.

Ich rase um all die Ecken, um auf jeden Fall noch die Wäldchen zu erreichen. Die Sonne sucht sich auch dort ihren Weg. Ich sehe nichts als kahle Bäume, die einseitig mit Schnee überzogen sind. Unter mir knirscht es wieder und ich laufe meinem Schatten hinterher. Nun endlich auch heimwärts, mit der Sonne im Rücken.

Ehe ich mich versehe, sind fast  zwanzig Kilometer gelaufen. Die Runde Summe mache ich auf jeden Fall noch voll und genieße die letzten Meter mit knallroten Wangen, zwiebelnden Beinen und feuchtkalten Händen.

Wofür das alles? Das ich mich auf die ersten milden Frühlingsstrahlen freue, wenn die vielen Sachen unnötig werden? Dafür, dass ich mir jetzt überlegen muss, wie ich zu Haus mein Gesicht und meine Oberschenkel wieder am besten auftaue? Ja, genau dafür. Dafür, dass meine Füße ihren Willen bekommen haben. Dafür, dass das unglaublich schöne Gefühl, einen locker über so eine schöne Strecke geführt hat. Dafür, dass das Läuferherz wieder richtig schlagen durfte. Dafür, dass ich tatsächlich feststellen durfte, dass es minus zehn Grad waren und das Gefühl minus siebzehn Grad laut Forerunner ertragen hat. Dafür, dass ich einen wunderbaren Vormittag hatte, den ich mir nach einer arbeitsintensiven Woche und einem Tag Zwangsregeneration nicht hätte besser vorstellen können. Dafür, dass mir die Wärme zu Haus, viel wärmer vorkommt. Dafür, dass…

Es fallen mir ganz sicher noch so viel mehr Gründe ein, weshalb ich eben nicht nur bei Regen, nicht nur bei Sonne, nicht nur im Frühling, Sommer oder Herbst sondern auch bei solch einer Kälte hinaus zum Laufen muss.

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